Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.Der Landtstörtzer. einen Sicilianischen Edelman auß. Eins-mals zohe ich mit meinem Herrn dem Fürst- lichen Hofmeister auf eine Conmission, wel- che angestalt war zwischen zweyen stattlichen vom Adel. Der ein Edelmann war numehr alt/ vnd hatte ein Tochter/ die war ein einig Er- bin aller seiner stattlichen Güter: Vnnd weil sie sehr schön vnnd holdtselig war/ so verliebte ich mich in sie/ gab jhrs auch heimblich vnnd offentlich zu verstehen/ vnd verehrte jhr gleich anfangs ein schönes Kleynot/ welches vber 600. Ducaten werth war. Die Jungfraw gewann mich hergegen lieb/ förchtete sich a- ber vor jhrem Vatter/ als der villeicht in vnser beyde Ehe nicht verwilligen würde: Nun be- gabs sich/ daß der Vatter vnuersehens todts verruckte/ derwegen verfügte ich mich eylends zu jhr/ schenckte jhr abermals ein Kleynod per 1000. Ducaten/ (dann ich hatte noch vber 8000. Dncaten werth heimblich bey mir) vnnd sie gab mir hergegen ein Pfandt jhrer Lieb vnd Trew. Weil ich auch meines Herrn gunsts versichert war/ so entdeckte ich jhm mein Vorhaben/ vnnd bate jhne vmb gnedi-
Der Landtſtoͤrtzer. einen Sicilianiſchen Edelman auß. Eins-mals zohe ich mit meinem Herꝛn dem Fuͤrſt- lichen Hofmeiſter auf eine Cõmiſſion, wel- che angeſtalt war zwiſchen zweyen ſtattlichen vom Adel. Der ein Edelmañ war numehꝛ alt/ vnd hatte ein Tochter/ die war ein einig Er- bin aller ſeiner ſtattlichen Guͤter: Vnnd weil ſie ſehr ſchoͤn vnnd holdtſelig war/ ſo verliebte ich mich in ſie/ gab jhrs auch heimblich vnnd offentlich zu verſtehen/ vnd verehꝛte jhꝛ gleich anfangs ein ſchoͤnes Kleynot/ welches vber 600. Ducaten werth war. Die Jungfraw gewann mich hergegen lieb/ foͤrchtete ſich a- ber voꝛ jhꝛem Vatter/ als der villeicht in vnſer beyde Ehe nicht verwilligen wuͤrde: Nun be- gabs ſich/ daß der Vatter vnuerſehens todts verꝛuckte/ derwegen verfuͤgte ich mich eylends zu jhr/ ſchenckte jhr abermals ein Kleynod per 1000. Ducaten/ (dann ich hatte noch vber 8000. Dncaten werth heimblich bey mir) vnnd ſie gab mir hergegen ein Pfandt jhrer Lieb vnd Trew. Weil ich auch meines Herꝛn gunſts verſichert war/ ſo entdeckte ich jhm mein Vorhaben/ vnnd bate jhne vmb gnedi-
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Der Landtſtoͤrtzer.
einen Sicilianiſchen Edelman auß. Eins-
mals zohe ich mit meinem Herꝛn dem Fuͤrſt-
lichen Hofmeiſter auf eine Cõmiſſion, wel-
che angeſtalt war zwiſchen zweyen ſtattlichen
vom Adel. Der ein Edelmañ war numehꝛ alt/
vnd hatte ein Tochter/ die war ein einig Er-
bin aller ſeiner ſtattlichen Guͤter: Vnnd weil
ſie ſehr ſchoͤn vnnd holdtſelig war/ ſo verliebte
ich mich in ſie/ gab jhrs auch heimblich vnnd
offentlich zu verſtehen/ vnd verehꝛte jhꝛ gleich
anfangs ein ſchoͤnes Kleynot/ welches vber
600. Ducaten werth war. Die Jungfraw
gewann mich hergegen lieb/ foͤrchtete ſich a-
ber voꝛ jhꝛem Vatter/ als der villeicht in vnſer
beyde Ehe nicht verwilligen wuͤrde: Nun be-
gabs ſich/ daß der Vatter vnuerſehens todts
verꝛuckte/ derwegen verfuͤgte ich mich eylends
zu jhr/ ſchenckte jhr abermals ein Kleynod
per 1000. Ducaten/ (dann ich hatte noch
vber 8000. Dncaten werth heimblich bey
mir) vnnd ſie gab mir hergegen ein Pfandt
jhrer Lieb vnd Trew. Weil ich auch meines
Herꝛn gunſts verſichert war/ ſo entdeckte ich
jhm mein Vorhaben/ vnnd bate jhne vmb
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