Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Landestörtzer.
er nit mantenirt vnd vnderhalten wirdt mit
guten Wercken. Ob wol Hymenaeus vnnd
Alexander den Glauben hatten/ jedoch weil
sie das gute Gewissen von sich trieben/ so ha-
ben sie jm Glauben den Schiffbruch gelit-
ten. Zu gleicher weiß wie einer/ der in einen
tieffen Bach fellt/ ersauffen muß/ wofern
er sich mit den Händen vnnd Füssen nit weh-
ret/ schwimmet vnd sich bemühet/ also muß
der jenig im tieffen Meer der Höllen ersauf-
fen/ welcher sich auff den blossen todien
Glauben ohne Lieb verläst. Die Lieb ist
das Leben deß Glaubens/ ohne dieselbe ist
er todt/ aber die gute Werck seind ein zei-
chen/ das die Lieb verhanden ist/ vnnd daß
inwendig in der Seelen ein leben diger Glaub
stecket.

Der H. König Dauid fragte sich selbst
vnnd sprach: Wer wirdt steigen auff den
Berg deß HErrn? Antwort: Der vnschul-
dige Händ hat/ vnd eines reinen Hertzens ist:
Als wolte er sagen: Vermittelst der guten
Werck vnd reinen gewissens wirdt erlangt die
Himmlische Glori: Die Werck müssen sich

verglei-

Der Landeſtoͤrtzer.
er nit mantenirt vnd vnderhalten wirdt mit
guten Wercken. Ob wol Hymenæus vnnd
Alexander den Glauben hatten/ jedoch weil
ſie das gute Gewiſſen von ſich trieben/ ſo ha-
ben ſie jm Glauben den Schiffbruch gelit-
ten. Zu gleicher weiß wie einer/ der in einen
tieffen Bach fellt/ erſauffen muß/ wofern
er ſich mit den Haͤnden vnnd Fuͤſſen nit weh-
ret/ ſchwimmet vnd ſich bemuͤhet/ alſo muß
der jenig im tieffen Meer der Hoͤllen erſauf-
fen/ welcher ſich auff den bloſſen todien
Glauben ohne Lieb verlaͤſt. Die Lieb iſt
das Leben deß Glaubens/ ohne dieſelbe iſt
er todt/ aber die gute Werck ſeind ein zei-
chen/ das die Lieb verhanden iſt/ vnnd daß
inwendig in der Seelen ein leben diger Glaub
ſtecket.

Der H. Koͤnig Dauid fragte ſich ſelbſt
vnnd ſprach: Wer wirdt ſteigen auff den
Berg deß HErꝛn? Antwort: Der vnſchul-
dige Haͤnd hat/ vnd eines reinen Hertzens iſt:
Als wolte er ſagen: Vermittelſt der guten
Werck vnd reinen gewiſſens wirdt erlangt die
Himmliſche Glori: Die Werck muͤſſen ſich

verglei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0384" n="362"/><fw place="top" type="header">Der Lande&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/>
er nit <hi rendition="#aq">mantenirt</hi> vnd vnderhalten wirdt mit<lb/>
guten Wercken. Ob wol <hi rendition="#aq">Hymenæus</hi> vnnd<lb/><hi rendition="#aq">Alexander</hi> den Glauben hatten/ jedoch weil<lb/>
&#x017F;ie das gute Gewi&#x017F;&#x017F;en von &#x017F;ich trieben/ &#x017F;o ha-<lb/>
ben &#x017F;ie jm Glauben den Schiffbruch gelit-<lb/>
ten. Zu gleicher weiß wie einer/ der in einen<lb/>
tieffen Bach fellt/ er&#x017F;auffen muß/ wofern<lb/>
er &#x017F;ich mit den Ha&#x0364;nden vnnd Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nit weh-<lb/>
ret/ &#x017F;chwimmet vnd &#x017F;ich bemu&#x0364;het/ al&#x017F;o muß<lb/>
der jenig im tieffen Meer der Ho&#x0364;llen er&#x017F;auf-<lb/>
fen/ welcher &#x017F;ich auff den blo&#x017F;&#x017F;en todien<lb/>
Glauben ohne Lieb verla&#x0364;&#x017F;t. Die Lieb i&#x017F;t<lb/>
das Leben deß Glaubens/ ohne die&#x017F;elbe i&#x017F;t<lb/>
er todt/ aber die gute Werck &#x017F;eind ein zei-<lb/>
chen/ das die Lieb verhanden i&#x017F;t/ vnnd daß<lb/>
inwendig in der Seelen ein leben diger Glaub<lb/>
&#x017F;tecket.</p><lb/>
          <p>Der H. Ko&#x0364;nig Dauid fragte &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
vnnd &#x017F;prach: Wer wirdt &#x017F;teigen auff den<lb/>
Berg deß HEr&#xA75B;n? Antwort: Der vn&#x017F;chul-<lb/>
dige Ha&#x0364;nd hat/ vnd eines reinen Hertzens i&#x017F;t:<lb/>
Als wolte er &#x017F;agen: Vermittel&#x017F;t der guten<lb/>
Werck vnd reinen gewi&#x017F;&#x017F;ens wirdt erlangt die<lb/>
Himmli&#x017F;che Glori: Die Werck mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">verglei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0384] Der Landeſtoͤrtzer. er nit mantenirt vnd vnderhalten wirdt mit guten Wercken. Ob wol Hymenæus vnnd Alexander den Glauben hatten/ jedoch weil ſie das gute Gewiſſen von ſich trieben/ ſo ha- ben ſie jm Glauben den Schiffbruch gelit- ten. Zu gleicher weiß wie einer/ der in einen tieffen Bach fellt/ erſauffen muß/ wofern er ſich mit den Haͤnden vnnd Fuͤſſen nit weh- ret/ ſchwimmet vnd ſich bemuͤhet/ alſo muß der jenig im tieffen Meer der Hoͤllen erſauf- fen/ welcher ſich auff den bloſſen todien Glauben ohne Lieb verlaͤſt. Die Lieb iſt das Leben deß Glaubens/ ohne dieſelbe iſt er todt/ aber die gute Werck ſeind ein zei- chen/ das die Lieb verhanden iſt/ vnnd daß inwendig in der Seelen ein leben diger Glaub ſtecket. Der H. Koͤnig Dauid fragte ſich ſelbſt vnnd ſprach: Wer wirdt ſteigen auff den Berg deß HErꝛn? Antwort: Der vnſchul- dige Haͤnd hat/ vnd eines reinen Hertzens iſt: Als wolte er ſagen: Vermittelſt der guten Werck vnd reinen gewiſſens wirdt erlangt die Himmliſche Glori: Die Werck muͤſſen ſich verglei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/384
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/384>, abgerufen am 24.11.2024.