Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Landtstörtzer.
Was ist die gantze Welt anderst als Erd? O-
mnis caro foenum & omnis gloria eius
quasi flos agri.
Weil dann der Mensch ein
so herrliche Creatur vnnd erschaffen ist/ daß er
GOtt lieben vnnd geniessen soll/ so ists je ein
schandt/ daß er sein Lieb von jhm ab/ vnnd zu
verächtlichen dingen verwendet. Dermassen
wenig gilt bey GOtt dem Herrn das Goldt
vnd edle Gestein/ daß Salomon mit aller sei-
ner glory/ herrlichen vnnd köstlichen Kleidern
vnd Zierden nit so schön bekleidt war/ wie ein
Blum deß Feldts. Dann ob schon die Köni-
gin von Saba sich vber deß Salomons reich-
thumb vnd köstlich heit/ vnd nit vber ein Blum
verwunderte/ so ist doch solches aller närrischen
Weiber vnd vnbesonnenen Männer gebrauch
vnnd ein gemeiner Jrrthumb der Menschen/
welche nur nach dem eusserlichen schein vr-
theilen/ daran aber ist vnser begierlichkeit schul-
dig: O wie vil angenemmer wäre es Gott dem
HErrn/ vnd dir nutzlicher/ wann du reine Au-
gen hettest/ dann als dann würde dich vil schö-
ner zu seyn geduncken die Lilge/ welche Gott
gemahlt hat/ weder das Kleydt/ welches der

Mensch

Der Landtſtoͤrtzer.
Was iſt die gantze Welt anderſt als Erd? O-
mnis caro fœnum & omnis gloria eius
quaſi flos agri.
Weil dann der Menſch ein
ſo herꝛliche Creatur vnnd erſchaffen iſt/ daß er
GOtt lieben vnnd genieſſen ſoll/ ſo iſts je ein
ſchandt/ daß er ſein Lieb von jhm ab/ vnnd zu
veraͤchtlichen dingen verwendet. Dermaſſen
wenig gilt bey GOtt dem Herꝛn das Goldt
vnd edle Geſtein/ daß Salomon mit aller ſei-
ner glory/ herꝛlichen vnnd koͤſtlichen Kleidern
vnd Zierden nit ſo ſchoͤn bekleidt war/ wie ein
Blum deß Feldts. Dann ob ſchon die Koͤni-
gin von Saba ſich vber deß Salomons reich-
thumb vnd koͤſtlich heit/ vñ nit vber ein Blum
verwunderte/ ſo iſt doch ſolches aller naͤrꝛiſchẽ
Weiber vnd vnbeſoñenen Maͤnner gebrauch
vnnd ein gemeiner Jrꝛthumb der Menſchen/
welche nur nach dem euſſerlichen ſchein vr-
theilẽ/ daran aber iſt vnſer begierlichkeit ſchul-
dig: O wie vil angenem̃er waͤre es Gott dem
HErꝛn/ vnd dir nutzlicher/ wann du reine Au-
gen hetteſt/ dann als dann wuͤrde dich vil ſchoͤ-
ner zu ſeyn geduncken die Lilge/ welche Gott
gemahlt hat/ weder das Kleydt/ welches der

Menſch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0298" n="276"/><fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/>
Was i&#x017F;t die gantze Welt ander&#x017F;t als Erd? <hi rendition="#aq">O-<lb/>
mnis caro f&#x0153;num &amp; omnis gloria eius<lb/>
qua&#x017F;i flos agri.</hi> Weil dann der Men&#x017F;ch ein<lb/>
&#x017F;o her&#xA75B;liche Creatur vnnd er&#x017F;chaffen i&#x017F;t/ daß er<lb/>
GOtt lieben vnnd genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll/ &#x017F;o i&#x017F;ts je ein<lb/>
&#x017F;chandt/ daß er &#x017F;ein Lieb von jhm ab/ vnnd zu<lb/>
vera&#x0364;chtlichen dingen verwendet. Derma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wenig gilt bey GOtt dem Her&#xA75B;n das Goldt<lb/>
vnd edle Ge&#x017F;tein/ daß Salomon mit aller &#x017F;ei-<lb/>
ner glory/ her&#xA75B;lichen vnnd ko&#x0364;&#x017F;tlichen Kleidern<lb/>
vnd Zierden nit &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n bekleidt war/ wie ein<lb/>
Blum deß Feldts. Dann ob &#x017F;chon die Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin von Saba &#x017F;ich vber deß Salomons reich-<lb/>
thumb vnd ko&#x0364;&#x017F;tlich heit/ vn&#x0303; nit vber ein Blum<lb/>
verwunderte/ &#x017F;o i&#x017F;t doch &#x017F;olches aller na&#x0364;r&#xA75B;i&#x017F;che&#x0303;<lb/>
Weiber vnd vnbe&#x017F;on&#x0303;enen Ma&#x0364;nner gebrauch<lb/>
vnnd ein gemeiner Jr&#xA75B;thumb der Men&#x017F;chen/<lb/>
welche nur nach dem eu&#x017F;&#x017F;erlichen &#x017F;chein vr-<lb/>
theile&#x0303;/ daran aber i&#x017F;t vn&#x017F;er begierlichkeit &#x017F;chul-<lb/>
dig: O wie vil angenem&#x0303;er wa&#x0364;re es Gott dem<lb/>
HEr&#xA75B;n/ vnd dir nutzlicher/ wann du reine Au-<lb/>
gen hette&#x017F;t/ dann als dann wu&#x0364;rde dich vil &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ner zu &#x017F;eyn geduncken die Lilge/ welche Gott<lb/>
gemahlt hat/ weder das Kleydt/ welches der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Men&#x017F;ch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0298] Der Landtſtoͤrtzer. Was iſt die gantze Welt anderſt als Erd? O- mnis caro fœnum & omnis gloria eius quaſi flos agri. Weil dann der Menſch ein ſo herꝛliche Creatur vnnd erſchaffen iſt/ daß er GOtt lieben vnnd genieſſen ſoll/ ſo iſts je ein ſchandt/ daß er ſein Lieb von jhm ab/ vnnd zu veraͤchtlichen dingen verwendet. Dermaſſen wenig gilt bey GOtt dem Herꝛn das Goldt vnd edle Geſtein/ daß Salomon mit aller ſei- ner glory/ herꝛlichen vnnd koͤſtlichen Kleidern vnd Zierden nit ſo ſchoͤn bekleidt war/ wie ein Blum deß Feldts. Dann ob ſchon die Koͤni- gin von Saba ſich vber deß Salomons reich- thumb vnd koͤſtlich heit/ vñ nit vber ein Blum verwunderte/ ſo iſt doch ſolches aller naͤrꝛiſchẽ Weiber vnd vnbeſoñenen Maͤnner gebrauch vnnd ein gemeiner Jrꝛthumb der Menſchen/ welche nur nach dem euſſerlichen ſchein vr- theilẽ/ daran aber iſt vnſer begierlichkeit ſchul- dig: O wie vil angenem̃er waͤre es Gott dem HErꝛn/ vnd dir nutzlicher/ wann du reine Au- gen hetteſt/ dann als dann wuͤrde dich vil ſchoͤ- ner zu ſeyn geduncken die Lilge/ welche Gott gemahlt hat/ weder das Kleydt/ welches der Menſch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/298
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/298>, abgerufen am 22.11.2024.