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Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

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Der Landtstörtzer.
sen langen bart/ ein sehr ansehenliche gestalt/ aber
ein schlangisches vergifftes vnd falsches hertz/
der sprach zu mir: Mein Sohn/ ich hab wol
etwas von deinem Vatter vnd Freunden ge-
hört/ daß sie nemblich die aller edlesten in diser
Statt gewest/ vnd wofern du allbereit zu nacht
gessen hast/ so gehe mit mir heimb vnd schlafe
in meinem Hause/ Morgen wöllen wir ferner
von der sachen reden. Weil dann diser alte
Mann mir so gar freundlich zu redete/ vnd dz
ansehen eines heiligen Pauli hatte/ so trawte
ich jhm/ folgte jhm nach/ vnnd hatte einen vil
grössern Lust zu essen/ weder zu schlafen: dann
es tawrte mich mein Gelt/ vnd hette vil lieber
auffm Salueblätl oder vmbsonst gessen/ dann
wir Spanier leben gantz mässigklich/ vnnd es-
sen sehr wenig/ wanns vnser eigen Gelt kostet/
aber wann andere Leuth die Zech für vns be-
zahlen/ alsdann fressen wir wie die Geyer/ vnd
sauffen wie die Bürstenbinder. Als nun wir
in sein Hauß kamen/ fragte er mich vmb das
Spannische wesen/ vnd vmb meiner Mutter
gelegenheit? das erzehlte ich jhm außführlich.
Letztlichen rieff er seinem Diener/ vnd befahl

jhm/

Der Landtſtoͤrtzer.
ſen langẽ bart/ ein ſehꝛ anſehẽliche geſtalt/ aber
ein ſchlangiſches vergifftes vnd falſches hertz/
der ſprach zu mir: Mein Sohn/ ich hab wol
etwas von deinem Vatter vnd Freunden ge-
hoͤrt/ daß ſie nemblich die aller edleſten in diſer
Statt geweſt/ vñ wofern du allbereit zu nacht
geſſen haſt/ ſo gehe mit mir heimb vnd ſchlafe
in meinem Hauſe/ Moꝛgen woͤllen wir ferner
von der ſachen reden. Weil dann diſer alte
Mann mir ſo gar freundlich zu redete/ vnd dz
anſehen eines heiligen Pauli hatte/ ſo trawte
ich jhm/ folgte jhm nach/ vnnd hatte einen vil
groͤſſern Luſt zu eſſen/ weder zu ſchlafen: dann
es tawrte mich mein Gelt/ vnd hette vil lieber
auffm Salueblaͤtl oder vmbſonſt geſſen/ dann
wir Spanier leben gantz maͤſſigklich/ vnnd eſ-
ſen ſehꝛ wenig/ wanns vnſer eigen Gelt koſtet/
aber wann andere Leuth die Zech fuͤr vns be-
zahlen/ alsdann freſſen wir wie die Geyer/ vnd
ſauffen wie die Buͤrſtenbinder. Als nun wir
in ſein Hauß kamen/ fragte er mich vmb das
Spanniſche weſen/ vnd vmb meiner Mutter
gelegenheit? das erzehlte ich jhm außfuͤhrlich.
Letztlichen rieff er ſeinem Diener/ vnd befahl

jhm/
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[93/0115] Der Landtſtoͤrtzer. ſen langẽ bart/ ein ſehꝛ anſehẽliche geſtalt/ aber ein ſchlangiſches vergifftes vnd falſches hertz/ der ſprach zu mir: Mein Sohn/ ich hab wol etwas von deinem Vatter vnd Freunden ge- hoͤrt/ daß ſie nemblich die aller edleſten in diſer Statt geweſt/ vñ wofern du allbereit zu nacht geſſen haſt/ ſo gehe mit mir heimb vnd ſchlafe in meinem Hauſe/ Moꝛgen woͤllen wir ferner von der ſachen reden. Weil dann diſer alte Mann mir ſo gar freundlich zu redete/ vnd dz anſehen eines heiligen Pauli hatte/ ſo trawte ich jhm/ folgte jhm nach/ vnnd hatte einen vil groͤſſern Luſt zu eſſen/ weder zu ſchlafen: dann es tawrte mich mein Gelt/ vnd hette vil lieber auffm Salueblaͤtl oder vmbſonſt geſſen/ dann wir Spanier leben gantz maͤſſigklich/ vnnd eſ- ſen ſehꝛ wenig/ wanns vnſer eigen Gelt koſtet/ aber wann andere Leuth die Zech fuͤr vns be- zahlen/ alsdann freſſen wir wie die Geyer/ vnd ſauffen wie die Buͤrſtenbinder. Als nun wir in ſein Hauß kamen/ fragte er mich vmb das Spanniſche weſen/ vnd vmb meiner Mutter gelegenheit? das erzehlte ich jhm außfuͤhrlich. Letztlichen rieff er ſeinem Diener/ vnd befahl jhm/

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Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/115>, abgerufen am 22.11.2024.