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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

Weil dann dem also/ so hat GOtt solche vn-
außsprechliche armseligkeiten/ eitelkeiten vnd
torheiten abwehren wöllen durch hinzuse-
tzung seines hohen Namens.

Beschließlichen ist der HErr nit mit deme
zufriden/ daß er seinen Namen oben auff den
Kopff setzen/ schreiben oder mahlen lest/ son-
der er hat jhne auch stechen oder graben las-
sen durch einen Kupfferstecher/ Steinschnei-
der oder Betschierstecher: Er will/ daß die
Potentiae vnnd sinn deß Haupts deß Prie-
sters/ vnd die Geheimnuß seines Namens/ nit
nur blößlich eingeschriben wurden/ sonder hat
gewölt/ dz sie gegraben od gestochenwurden/
dann sonsten möchten sich leichtlich aller-
handt verenderung erheben/ vnd das Gesicht/
das Gehör/ vnnd die einbildungen möchten
jhre Bilder drein drucken. Dann wie vom
Protheo gesagt wird/ daß er vnderschidliche
gestalten an sich genommen/ vnd sich bißweiln
in der gestalt eines Löwen/ bißweiln in eines
Fisches/ bißweiln eines Baums/ bißweiln
eines Tigerthiers erzaigt vnd sehen ließ/ Al-
so findt man auch seltzame vnnd wunderbar-
liche Köpff in der Welt/ die stecken voller sel-

tzamer
Hirnſchleiffer.

Weil dann dem alſo/ ſo hat GOtt ſolche vn-
außſprechliche armſeligkeiten/ eitelkeiten vnd
torheiten abwehren woͤllen durch hinzuſe-
tzung ſeines hohen Namens.

Beſchließlichen iſt der HErꝛ nit mit deme
zufriden/ daß er ſeinen Namen oben auff den
Kopff ſetzen/ ſchreiben oder mahlen leſt/ ſon-
der er hat jhne auch ſtechen oder graben laſ-
ſen durch einen Kupfferſtecher/ Steinſchnei-
der oder Betſchierſtecher: Er will/ daß die
Potentiæ vnnd ſinn deß Haupts deß Prie-
ſters/ vnd die Geheimnuß ſeines Namens/ nit
nur bloͤßlich eingeſchriben wurden/ ſonder hat
gewoͤlt/ dz ſie gegraben oď geſtochenwurden/
dann ſonſten moͤchten ſich leichtlich aller-
handt verenderung erheben/ vnd das Geſicht/
das Gehoͤr/ vnnd die einbildungen moͤchten
jhre Bilder drein drucken. Dann wie vom
Protheo geſagt wird/ daß er vnderſchidliche
geſtalten an ſich genom̃en/ vnd ſich bißweiln
in der geſtalt eines Loͤwen/ bißweiln in eines
Fiſches/ bißweiln eines Baums/ bißweiln
eines Tigerthiers erzaigt vnd ſehen ließ/ Al-
ſo findt man auch ſeltzame vnnd wunderbar-
liche Koͤpff in der Welt/ die ſtecken voller ſel-

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[76/0092] Hirnſchleiffer. Weil dann dem alſo/ ſo hat GOtt ſolche vn- außſprechliche armſeligkeiten/ eitelkeiten vnd torheiten abwehren woͤllen durch hinzuſe- tzung ſeines hohen Namens. Beſchließlichen iſt der HErꝛ nit mit deme zufriden/ daß er ſeinen Namen oben auff den Kopff ſetzen/ ſchreiben oder mahlen leſt/ ſon- der er hat jhne auch ſtechen oder graben laſ- ſen durch einen Kupfferſtecher/ Steinſchnei- der oder Betſchierſtecher: Er will/ daß die Potentiæ vnnd ſinn deß Haupts deß Prie- ſters/ vnd die Geheimnuß ſeines Namens/ nit nur bloͤßlich eingeſchriben wurden/ ſonder hat gewoͤlt/ dz ſie gegraben oď geſtochenwurden/ dann ſonſten moͤchten ſich leichtlich aller- handt verenderung erheben/ vnd das Geſicht/ das Gehoͤr/ vnnd die einbildungen moͤchten jhre Bilder drein drucken. Dann wie vom Protheo geſagt wird/ daß er vnderſchidliche geſtalten an ſich genom̃en/ vnd ſich bißweiln in der geſtalt eines Loͤwen/ bißweiln in eines Fiſches/ bißweiln eines Baums/ bißweiln eines Tigerthiers erzaigt vnd ſehen ließ/ Al- ſo findt man auch ſeltzame vnnd wunderbar- liche Koͤpff in der Welt/ die ſtecken voller ſel- tzamer

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/92>, abgerufen am 25.11.2024.