Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:
<< vorherige Seite

Hirnschleiffer.
zumachen/ vnd sich biß an den Himmel zuer-
heben/ da er doch erschaffen ist auß dem aller
verechtlichsten Element/ nemblich auß der
Erden? Woferrn er auß dem Himmel herke-
me/ woferrn er ein lauterer Geist were/ wo-
ferrn er auß etwa einer andern edlern Mate-
ri erschaffen were/ so were es dannoch etwas/
aber weil er nur von Erden ist/ warumb stol-
tziert er dann? Bißweilen sehen wir einen
Thrasonem oder Schnarcher vnd Groß-
sprecher/ der berühmet sich seines Adels vnd
vralten Geschlechts vnd Herkommens/ aber
es kombt einer zu jm vnd spricht: Mein Kerl/
was berühmest du dich? Vermainstu/ man
kenne dich vnd deine Eltern nit? Man waiß
gar wol: Zu dem bist du nur ein Kind der Er-
den.

Die Israeliter wolten nit glauben/ daß
das Kalb/ welches sie in der Wüste anbetteten/
kein Gott were/ derwegen ließ Moyses das-
selbe Kalb zerschmetteren/ zu Puluer machen/
ins Wasser werffen/ vnd dem Volck zutrin-
cken geben/ wie Exod. 32. Capit. geschriben
steht. O wie ein herrlicher Trunck war dises/
O wie fein hat dise purgatzen jhre Thorheit

hinweg

Hirnſchleiffer.
zumachen/ vnd ſich biß an den Himmel zuer-
heben/ da er doch erſchaffen iſt auß dem aller
verechtlichſten Element/ nemblich auß der
Erden? Woferꝛn er auß dem Himmel herke-
me/ woferꝛn er ein lauterer Geiſt were/ wo-
ferꝛn er auß etwa einer andern edlern Mate-
ri erſchaffen were/ ſo were es dannoch etwas/
aber weil er nur von Erden iſt/ warumb ſtol-
tziert er dann? Bißweilen ſehen wir einen
Thraſonem oder Schnarcher vnd Groß-
ſprecher/ der berühmet ſich ſeines Adels vnd
vralten Geſchlechts vnd Herkommens/ aber
es kombt einer zu jm vnd ſpricht: Mein Kerl/
was beruͤhmeſt du dich? Vermainſtu/ man
kenne dich vnd deine Eltern nit? Man waiß
gar wol: Zu dem biſt du nur ein Kind der Er-
den.

Die Iſraeliter wolten nit glauben/ daß
das Kalb/ welches ſie in der Wuͤſte anbettetẽ/
kein Gott were/ derwegen ließ Moyſes daſ-
ſelbe Kalb zerſchmetteren/ zu Puluer machẽ/
ins Waſſer werffen/ vnd dem Volck zutrin-
cken geben/ wie Exod. 32. Capit. geſchriben
ſteht. O wie ein herꝛlicher Trunck war diſes/
O wie fein hat diſe purgatzen jhre Thorheit

hinweg
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0680" n="665[664]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
zumachen/ vnd &#x017F;ich biß an den Himmel zuer-<lb/>
heben/ da er doch er&#x017F;chaffen i&#x017F;t auß dem aller<lb/>
verechtlich&#x017F;ten Element/ nemblich auß der<lb/>
Erden? Wofer&#xA75B;n er auß dem Himmel herke-<lb/>
me/ wofer&#xA75B;n er ein lauterer Gei&#x017F;t were/ wo-<lb/>
fer&#xA75B;n er auß etwa einer andern edlern Mate-<lb/>
ri er&#x017F;chaffen were/ &#x017F;o were es dannoch etwas/<lb/>
aber weil er nur von Erden i&#x017F;t/ warumb &#x017F;tol-<lb/>
tziert er dann? Bißweilen &#x017F;ehen wir einen<lb/><hi rendition="#aq">Thra&#x017F;onem</hi> oder Schnarcher vnd Groß-<lb/>
&#x017F;precher/ der berühmet &#x017F;ich &#x017F;eines Adels vnd<lb/>
vralten Ge&#x017F;chlechts vnd Herkommens/ aber<lb/>
es kombt einer zu jm vnd &#x017F;pricht: Mein Kerl/<lb/>
was beru&#x0364;hme&#x017F;t du dich? Vermain&#x017F;tu/ man<lb/>
kenne dich vnd deine Eltern nit? Man waiß<lb/>
gar wol: Zu dem bi&#x017F;t du nur ein Kind der Er-<lb/>
den.</p><lb/>
        <p>Die I&#x017F;raeliter wolten nit glauben/ daß<lb/>
das Kalb/ welches &#x017F;ie in der Wu&#x0364;&#x017F;te anbettete&#x0303;/<lb/>
kein Gott were/ derwegen ließ Moy&#x017F;es da&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbe Kalb zer&#x017F;chmetteren/ zu Puluer mache&#x0303;/<lb/>
ins Wa&#x017F;&#x017F;er werffen/ vnd dem Volck zutrin-<lb/>
cken geben/ wie Exod. 32. Capit. ge&#x017F;chriben<lb/>
&#x017F;teht. O wie ein her&#xA75B;licher Trunck war di&#x017F;es/<lb/>
O wie fein hat di&#x017F;e purgatzen jhre Thorheit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hinweg</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[665[664]/0680] Hirnſchleiffer. zumachen/ vnd ſich biß an den Himmel zuer- heben/ da er doch erſchaffen iſt auß dem aller verechtlichſten Element/ nemblich auß der Erden? Woferꝛn er auß dem Himmel herke- me/ woferꝛn er ein lauterer Geiſt were/ wo- ferꝛn er auß etwa einer andern edlern Mate- ri erſchaffen were/ ſo were es dannoch etwas/ aber weil er nur von Erden iſt/ warumb ſtol- tziert er dann? Bißweilen ſehen wir einen Thraſonem oder Schnarcher vnd Groß- ſprecher/ der berühmet ſich ſeines Adels vnd vralten Geſchlechts vnd Herkommens/ aber es kombt einer zu jm vnd ſpricht: Mein Kerl/ was beruͤhmeſt du dich? Vermainſtu/ man kenne dich vnd deine Eltern nit? Man waiß gar wol: Zu dem biſt du nur ein Kind der Er- den. Die Iſraeliter wolten nit glauben/ daß das Kalb/ welches ſie in der Wuͤſte anbettetẽ/ kein Gott were/ derwegen ließ Moyſes daſ- ſelbe Kalb zerſchmetteren/ zu Puluer machẽ/ ins Waſſer werffen/ vnd dem Volck zutrin- cken geben/ wie Exod. 32. Capit. geſchriben ſteht. O wie ein herꝛlicher Trunck war diſes/ O wie fein hat diſe purgatzen jhre Thorheit hinweg

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/680
Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 665[664]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/680>, abgerufen am 22.11.2024.