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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
hergehen/ Wann der heilige Dauid betten
wolte/ beraitete er allzeit zuuor sein Hertz mit
sonderm fleiß/ dann er selbst sagte: Ich sag
dir O GOTT grossen Danck/ vonn
wegen der grossen Gutthat/ daß dein
Knecht sein Hertz gefunden.
Allzeit muß
das Hertz sich in die höhe zu Gott erheben/
auff Himmlische ding schen/ vnd die Irrdische
ding verachten/ dann sonsten seynd jhm vn-
sere Gebett vnd Werck vnannemblich/ vnd
gibt vns zur antwort: Populus hic labiis me
honorat, cor autem eorun longe est a me.

So dann Gott der Herr die ehr nit annimbt/
wann das Hertz nit darbey ist/ wie wolte er
dann die Fasten/ Allmusen vnd Gebett/ als
einen verdienst annemmen? Die Zung aignen
wir Gott dem HErr zu/ aber das Hertz der
Welt: Den Leib bringen wir in die Kirchen/
aber das Hertz lassen wir im Wirths- oder
Kauffhauß: Den Leib im Closter/ vnd das
Hertz zu Hof.

Man sagt/ es gehe das grausame Thier
Hyena in der Nacht vmb der Bauren Häu-
ser herumb/ vnd wann es jemand bey seinem

Namen

Hirnſchleiffer.
hergehen/ Wann der heilige Dauid betten
wolte/ beraitete er allzeit zuuor ſein Hertz mit
ſonderm fleiß/ dann er ſelbſt ſagte: Ich ſag
dir O GOTT groſſen Danck/ vonn
wegen der groſſen Gutthat/ daß dein
Knecht ſein Hertz gefunden.
Allzeit muß
das Hertz ſich in die hoͤhe zu Gott erheben/
auff Him̃liſche ding ſchen/ vnd die Irꝛdiſche
ding verachten/ dann ſonſten ſeynd jhm vn-
ſere Gebett vnd Werck vnannemblich/ vnd
gibt vns zur antwort: Populus hic labiis me
honorat, cor autem eorũ longè eſt à me.

So dann Gott der Herꝛ die ehr nit annimbt/
wann das Hertz nit darbey iſt/ wie wolte er
dann die Faſten/ Allmuſen vnd Gebett/ als
einen verdienſt annemmen? Die Zung aignen
wir Gott dem HErꝛ zu/ aber das Hertz der
Welt: Den Leib bringen wir in die Kirchen/
aber das Hertz laſſen wir im Wirths- oder
Kauffhauß: Den Leib im Cloſter/ vnd das
Hertz zu Hof.

Man ſagt/ es gehe das grauſame Thier
Hyena in der Nacht vmb der Bauren Haͤu-
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[647[646]/0662] Hirnſchleiffer. hergehen/ Wann der heilige Dauid betten wolte/ beraitete er allzeit zuuor ſein Hertz mit ſonderm fleiß/ dann er ſelbſt ſagte: Ich ſag dir O GOTT groſſen Danck/ vonn wegen der groſſen Gutthat/ daß dein Knecht ſein Hertz gefunden. Allzeit muß das Hertz ſich in die hoͤhe zu Gott erheben/ auff Him̃liſche ding ſchen/ vnd die Irꝛdiſche ding verachten/ dann ſonſten ſeynd jhm vn- ſere Gebett vnd Werck vnannemblich/ vnd gibt vns zur antwort: Populus hic labiis me honorat, cor autem eorũ longè eſt à me. So dann Gott der Herꝛ die ehr nit annimbt/ wann das Hertz nit darbey iſt/ wie wolte er dann die Faſten/ Allmuſen vnd Gebett/ als einen verdienſt annemmen? Die Zung aignen wir Gott dem HErꝛ zu/ aber das Hertz der Welt: Den Leib bringen wir in die Kirchen/ aber das Hertz laſſen wir im Wirths- oder Kauffhauß: Den Leib im Cloſter/ vnd das Hertz zu Hof. Man ſagt/ es gehe das grauſame Thier Hyena in der Nacht vmb der Bauren Haͤu- ſer herumb/ vnd wann es jemand bey ſeinem Namen

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 647[646]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/662>, abgerufen am 22.11.2024.