Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:
<< vorherige Seite

Hirnschleiffer.
angefesselt/ aber doch könden wir gar wol
mitten in Babel ein oratorium bawen vnd
zurichten lassen/ gar wol könden wir ein stünd-
lein vnder tags von vnsern welthendlen auß-
setzen/ vnd mit Gott reden vnd jhne anruffen.

Aperi fenestram versus Ierusalem:
Eröffne das Fenster/ sagt die schrifft/ welches
gegen dem Himmlischen Jerusalem gerich-
tet ist/ claude fenestran versus Babylonem,
hingegen versperre das fenster gegen Babel.
Aber laider der weltlichen studia vnd vbungen
bestehen alle in deme/ daß sie die Fenster/
welche gen Babel der welt schawen/ eröffnen:
auß dem einen fenster verehren vnd betten sie
die reichtumb an/ auß dem andern fenster spe-
culieren
sie die digniteten vnd hohe ehren/
auß dem dritten beschawen sie die Weltliche
freud/ wollust vnnd zartheiten/ vnnd trachten
jhnen mit grossem durst vnd begird nach/ aber
das fenster/ welches gen Jerusalem sihet/ vnd
von dannen die Himmlische güter zubetrach-
ten seind/ versperren sie allzeit. Aber nit also
O mensch/ nit also/ sonder eröffne das fenster
Jerusalems/ vnd betrachte die himmlische be-
stendige reichtumb/ die Gott der Herr beraitet

hat

Hirnſchleiffer.
angefeſſelt/ aber doch koͤnden wir gar wol
mitten in Babel ein oratorium bawen vnd
zurichten laſſen/ gar wol koͤndẽ wir ein ſtuͤnd-
lein vnder tags von vnſern welthendlen auß-
ſetzen/ vnd mit Gott reden vnd jhne anruffen.

Aperi feneſtram verſus Ieruſalem:
Eroͤffne das Fenſter/ ſagt die ſchrifft/ welches
gegen dem Himmliſchen Jeruſalem gerich-
tet iſt/ claude feneſtrã verſus Babylonem,
hingegen verſperꝛe das fenſter gegen Babel.
Aber laider der weltlichen ſtudia vñ vbungẽ
beſtehen alle in deme/ daß ſie die Fenſter/
welche gen Babel der welt ſchawen/ eroͤffnen:
auß dem einen fenſter verehren vnd betten ſie
die reichtumb an/ auß dem andern fenſter ſpe-
culieren
ſie die digniteten vnd hohe ehren/
auß dem dritten beſchawen ſie die Weltliche
freud/ wolluſt vnnd zartheiten/ vnnd trachten
jhnen mit groſſem durſt vnd begiꝛd nach/ aber
das fenſter/ welches gen Jeruſalem ſihet/ vnd
von dannen die Himmliſche guͤter zubetrach-
ten ſeind/ verſperꝛen ſie allzeit. Aber nit alſo
O menſch/ nit alſo/ ſonder eroͤffne das fenſter
Jeruſalems/ vnd betrachte die himmliſche be-
ſtendige reichtumb/ die Gott der Herꝛ beraitet

hat
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0590" n="575[574]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
angefe&#x017F;&#x017F;elt/ aber doch ko&#x0364;nden wir gar wol<lb/>
mitten in Babel ein <hi rendition="#aq">oratorium</hi> bawen vnd<lb/>
zurichten la&#x017F;&#x017F;en/ gar wol ko&#x0364;nde&#x0303; wir ein &#x017F;tu&#x0364;nd-<lb/>
lein vnder tags von vn&#x017F;ern welthendlen auß-<lb/>
&#x017F;etzen/ vnd mit Gott reden vnd jhne anruffen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Aperi fene&#x017F;tram ver&#x017F;us Ieru&#x017F;alem:</hi><lb/>
Ero&#x0364;ffne das Fen&#x017F;ter/ &#x017F;agt die &#x017F;chrifft/ welches<lb/>
gegen dem Himmli&#x017F;chen Jeru&#x017F;alem gerich-<lb/>
tet i&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">claude fene&#x017F;tra&#x0303; ver&#x017F;us Babylonem,</hi><lb/>
hingegen ver&#x017F;per&#xA75B;e das fen&#x017F;ter gegen Babel.<lb/>
Aber laider der weltlichen <hi rendition="#aq">&#x017F;tudia</hi> vn&#x0303; vbunge&#x0303;<lb/>
be&#x017F;tehen alle in deme/ daß &#x017F;ie die Fen&#x017F;ter/<lb/>
welche gen Babel der welt &#x017F;chawen/ ero&#x0364;ffnen:<lb/>
auß dem einen fen&#x017F;ter verehren vnd betten &#x017F;ie<lb/>
die reichtumb an/ auß dem andern fen&#x017F;ter <hi rendition="#aq">&#x017F;pe-<lb/>
culieren</hi> &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">digniteten</hi> vnd hohe ehren/<lb/>
auß dem dritten be&#x017F;chawen &#x017F;ie die Weltliche<lb/>
freud/ wollu&#x017F;t vnnd zartheiten/ vnnd trachten<lb/>
jhnen mit gro&#x017F;&#x017F;em dur&#x017F;t vnd begi&#xA75B;d nach/ aber<lb/>
das fen&#x017F;ter/ welches gen Jeru&#x017F;alem &#x017F;ihet/ vnd<lb/>
von dannen die Himmli&#x017F;che gu&#x0364;ter zubetrach-<lb/>
ten &#x017F;eind/ ver&#x017F;per&#xA75B;en &#x017F;ie allzeit. Aber nit al&#x017F;o<lb/>
O men&#x017F;ch/ nit al&#x017F;o/ &#x017F;onder ero&#x0364;ffne das fen&#x017F;ter<lb/>
Jeru&#x017F;alems/ vnd betrachte die himmli&#x017F;che be-<lb/>
&#x017F;tendige reichtumb/ die Gott der Her&#xA75B; beraitet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[575[574]/0590] Hirnſchleiffer. angefeſſelt/ aber doch koͤnden wir gar wol mitten in Babel ein oratorium bawen vnd zurichten laſſen/ gar wol koͤndẽ wir ein ſtuͤnd- lein vnder tags von vnſern welthendlen auß- ſetzen/ vnd mit Gott reden vnd jhne anruffen. Aperi feneſtram verſus Ieruſalem: Eroͤffne das Fenſter/ ſagt die ſchrifft/ welches gegen dem Himmliſchen Jeruſalem gerich- tet iſt/ claude feneſtrã verſus Babylonem, hingegen verſperꝛe das fenſter gegen Babel. Aber laider der weltlichen ſtudia vñ vbungẽ beſtehen alle in deme/ daß ſie die Fenſter/ welche gen Babel der welt ſchawen/ eroͤffnen: auß dem einen fenſter verehren vnd betten ſie die reichtumb an/ auß dem andern fenſter ſpe- culieren ſie die digniteten vnd hohe ehren/ auß dem dritten beſchawen ſie die Weltliche freud/ wolluſt vnnd zartheiten/ vnnd trachten jhnen mit groſſem durſt vnd begiꝛd nach/ aber das fenſter/ welches gen Jeruſalem ſihet/ vnd von dannen die Himmliſche guͤter zubetrach- ten ſeind/ verſperꝛen ſie allzeit. Aber nit alſo O menſch/ nit alſo/ ſonder eroͤffne das fenſter Jeruſalems/ vnd betrachte die himmliſche be- ſtendige reichtumb/ die Gott der Herꝛ beraitet hat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/590
Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 575[574]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/590>, abgerufen am 22.11.2024.