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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
vnd bin worden wie ein Pellican in der
Wüste. E
r vergleicht sich nit allein dem
Pellican/ der in der einöd wohnet/ vnnd alle
conuersationes fliehet/ Item er vergleichet
sich auch der Nachteulen/ welche in den zer-
brochnen mawren vnnd in der wüste jhr nest
machet/ Item er vergleichet sich auch dem
einsamen Spatzen auffm tach/ dann ob schon
der Spatz in den Stätten/ alda vil Volcks
vnd das getümmel der leut verspürt wird/
wohnet/ so ist er doch einsamb/ vnnd führet
vnder dem getümmel deß Volcks ein absonder-
liches einsames leben. Auff eben disen schlag
können auch die Weltlichen/ welche mit welt-
hendlen beladen/ mit Weib/ Kindern/ vnnd
haußgesindt versehen seind/ gar wol in der
Welt ein einsambes vnd beschawliches leben
führen/ woferrn sie sich nur ein wenig jhrer
Weltlichen geschefften vnnd sorgen entschla-
gen zu/ Gott dem Herrn giengen/ vnd dem
gebett bißweilen ein stund oder zwo vnder tags
abwarteten.

Ob schon der König Dauid mit dem
Regiment seines Königreichs/ vnd mit dem
Kriegswesen vil zuschaffen hatte/ nit desto-

weniger

Hirnſchleiffer.
vnd bin worden wie ein Pellican in der
Wuͤſte. E
r vergleicht ſich nit allein dem
Pellican/ der in der einoͤd wohnet/ vnnd alle
conuerſationes fliehet/ Item er veꝛgleichet
ſich auch der Nachteulen/ welche in den zer-
brochnen mawren vnnd in der wuͤſte jhr neſt
machet/ Item er vergleichet ſich auch dem
einſamen Spatzen auffm tach/ dann ob ſchon
der Spatz in den Staͤtten/ alda vil Volcks
vnd das getuͤmmel der leut verſpuͤrt wird/
wohnet/ ſo iſt er doch einſamb/ vnnd fuͤhret
vnder dem getüm̃el deß Volcks ein abſonder-
liches einſames leben. Auff eben diſen ſchlag
koͤnnen auch die Weltlichen/ welche mit welt-
hendlen beladen/ mit Weib/ Kindern/ vnnd
haußgeſindt verſehen ſeind/ gar wol in der
Welt ein einſambes vnd beſchawliches leben
fuͤhꝛen/ woferꝛn ſie ſich nur ein wenig jhrer
Weltlichen geſchefften vnnd ſoꝛgen entſchla-
gen zu/ Gott dem Herꝛn giengen/ vnd dem
gebett bißweilẽ ein ſtund oder zwo vnder tags
abwarteten.

Ob ſchon der Koͤnig Dauid mit dem
Regiment ſeines Koͤnigreichs/ vnd mit dem
Kriegsweſen vil zuſchaffen hatte/ nit deſto-

weniger
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[572[571]/0587] Hirnſchleiffer. vnd bin worden wie ein Pellican in der Wuͤſte. Er vergleicht ſich nit allein dem Pellican/ der in der einoͤd wohnet/ vnnd alle conuerſationes fliehet/ Item er veꝛgleichet ſich auch der Nachteulen/ welche in den zer- brochnen mawren vnnd in der wuͤſte jhr neſt machet/ Item er vergleichet ſich auch dem einſamen Spatzen auffm tach/ dann ob ſchon der Spatz in den Staͤtten/ alda vil Volcks vnd das getuͤmmel der leut verſpuͤrt wird/ wohnet/ ſo iſt er doch einſamb/ vnnd fuͤhret vnder dem getüm̃el deß Volcks ein abſonder- liches einſames leben. Auff eben diſen ſchlag koͤnnen auch die Weltlichen/ welche mit welt- hendlen beladen/ mit Weib/ Kindern/ vnnd haußgeſindt verſehen ſeind/ gar wol in der Welt ein einſambes vnd beſchawliches leben fuͤhꝛen/ woferꝛn ſie ſich nur ein wenig jhrer Weltlichen geſchefften vnnd ſoꝛgen entſchla- gen zu/ Gott dem Herꝛn giengen/ vnd dem gebett bißweilẽ ein ſtund oder zwo vnder tags abwarteten. Ob ſchon der Koͤnig Dauid mit dem Regiment ſeines Koͤnigreichs/ vnd mit dem Kriegsweſen vil zuſchaffen hatte/ nit deſto- weniger

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 572[571]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/587>, abgerufen am 11.09.2024.