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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
himmlische erbgut/ jnmassen der nerrische Esau
von wegen eines schlechten Linsenmuß sein
erste geburt verloren. Am andern ist der
Mensch je ein grosser Narr/ in deme er vnder-
lest/ das verlorne erbgut vermittelst der buß
widerumb zuwegen zubringen. Der Rapp ist
allzeit für einen verächtlichen Vogel gehal-
ten worden. Die Poeten fabuliren/ er sey
anfangs schneeweiß vnnd dem Gott Phoebo
sehr lieb vnd angenemb gewest/ vnd hab reden
könden/ weil er aber einsmals dem Phoebo
ein vnangenemme zeitung brachte/ so ist sein
schöne weisse gestalt alßbald in ein kohl-
sch wartze verkehrt worden: Sonsten ist ein
gemeines sprüchwort: mali corui malum
ouum:
Das ist ein böser Rapp legt ein bö-
ses Ay: dardurch wirdt zuuerstehen gegeben/
es werden auß bösen Eltern böse Kinder ge-
boren: Also/ daß an disem Vogel nichts
guts verhanden/ vnd er vnder allen Vögeln
der aller verächtlichste ist. Er wirdt schier
nur in den einsamen orten gesehen/ wo nemb-
lich die Malesitzpersonen hingericht werden/
oder wo die todte stinckende Aaß ligen. Nit
allein trachtet er nach der todten Menschen

fleisch/

Hirnſchleiffer.
him̃liſche erbgut/ jnmaſſen der nerꝛiſche Eſau
von wegen eines ſchlechten Linſenmuß ſein
erſte geburt verloren. Am andern iſt der
Menſch je ein groſſer Narꝛ/ in deme er vnder-
leſt/ das verlorne erbgut vermittelſt der buß
widerumb zuwegen zubringen. Der Rapp iſt
allzeit fuͤr einen veraͤchtlichen Vogel gehal-
ten worden. Die Poeten fabuliren/ er ſey
anfangs ſchneeweiß vnnd dem Gott Phœbo
ſehr lieb vnd angenemb geweſt/ vnd hab reden
koͤnden/ weil er aber einsmals dem Phœbo
ein vnangenem̃e zeitung brachte/ ſo iſt ſein
ſchoͤne weiſſe geſtalt alßbald in ein kohl-
ſch wartze verkehrt worden: Sonſten iſt ein
gemeines ſpruͤchwort: mali corui malum
ouum:
Das iſt ein boͤſer Rapp legt ein boͤ-
ſes Ay: dardurch wirdt zuuerſtehen gegeben/
es werden auß boͤſen Eltern boͤſe Kinder ge-
boren: Alſo/ daß an diſem Vogel nichts
guts verhanden/ vnd er vnder allen Voͤgeln
der aller veraͤchtlichſte iſt. Er wirdt ſchier
nur in den einſamen orten geſehen/ wo nemb-
lich die Maleſitzperſonen hingericht werden/
oder wo die todte ſtinckende Aaß ligen. Nit
allein trachtet er nach der todten Menſchen

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[521[520]/0536] Hirnſchleiffer. him̃liſche erbgut/ jnmaſſen der nerꝛiſche Eſau von wegen eines ſchlechten Linſenmuß ſein erſte geburt verloren. Am andern iſt der Menſch je ein groſſer Narꝛ/ in deme er vnder- leſt/ das verlorne erbgut vermittelſt der buß widerumb zuwegen zubringen. Der Rapp iſt allzeit fuͤr einen veraͤchtlichen Vogel gehal- ten worden. Die Poeten fabuliren/ er ſey anfangs ſchneeweiß vnnd dem Gott Phœbo ſehr lieb vnd angenemb geweſt/ vnd hab reden koͤnden/ weil er aber einsmals dem Phœbo ein vnangenem̃e zeitung brachte/ ſo iſt ſein ſchoͤne weiſſe geſtalt alßbald in ein kohl- ſch wartze verkehrt worden: Sonſten iſt ein gemeines ſpruͤchwort: mali corui malum ouum: Das iſt ein boͤſer Rapp legt ein boͤ- ſes Ay: dardurch wirdt zuuerſtehen gegeben/ es werden auß boͤſen Eltern boͤſe Kinder ge- boren: Alſo/ daß an diſem Vogel nichts guts verhanden/ vnd er vnder allen Voͤgeln der aller veraͤchtlichſte iſt. Er wirdt ſchier nur in den einſamen orten geſehen/ wo nemb- lich die Maleſitzperſonen hingericht werden/ oder wo die todte ſtinckende Aaß ligen. Nit allein trachtet er nach der todten Menſchen fleiſch/

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 521[520]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/536>, abgerufen am 22.11.2024.