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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
Teuffel meine feinde haben mir einen strick ge-
legt/ als ich auß der gallerey meines Pallasts
sahe/ wie sich die schöne Berseba wusch/ stel-
te ich mir dieselbe sehr schön zusein für: Sie
haben mich auch sehr nidergetruckt vnd krumb
gemacht/ als ich auß lauter böser begird vnnd
gailheit mit jhr den Ehebruch beging. O
Mensch/ O Sünder/ wann du der gailheit
statt thust/ den Ehebruch begehest/ dich wider
deinen feindt rechest oder sonsten ein andere
Sünd begehest/ was thustu alßdann anders/
als daß du dein seel/ welche Gott nach seinem
ebenbildt auffrecht vnnd gerad erschaffen/
krumb vnd armselig machest/ Dann weil der je-
nig für glückselig geschetzt wirdt/ welcher al-
les hat was er begeret vnd deme alles glücklich
von statten gehet/ so kan der jenig billich für
armselig gehalten werden/ welcher ein Sünd
begehet/ seytemaler Gott den Herrn (ohne
welchen die Seel aller jhrer verlangen vnd se-
ligkeit beraubt wird) nit hat. Beschließlichen
wirdt ein solche Seel für krumb gehalten/ dann
das gemüt erhebet sich von natur zu GOtt/
aber durch den last der Sünden wirdt es vn-
dertruckt/ vnd schawet mit den Augen allzeit

vnder

Hirnſchleiffer.
Teuffel meine feinde habẽ mir einen ſtrick ge-
legt/ als ich auß der gallerey meines Pallaſts
ſahe/ wie ſich die ſchoͤne Berſeba wuſch/ ſtel-
te ich mir dieſelbe ſehr ſchoͤn zuſein fuͤr: Sie
haben mich auch ſehr nidergetruckt vñ krumb
gemacht/ als ich auß lauter boͤſer begird vnnd
gailheit mit jhr den Ehebruch beging. O
Menſch/ O Sünder/ wann du der gailheit
ſtatt thuſt/ den Ehebruch begeheſt/ dich wider
deinen feindt recheſt oder ſonſten ein andere
Suͤnd begeheſt/ was thuſtu alßdann anders/
als daß du dein ſeel/ welche Gott nach ſeinem
ebenbildt auffrecht vnnd gerad erſchaffen/
krumb vnd armſelig macheſt/ Dañ weil der je-
nig fuͤr gluͤckſelig geſchetzt wirdt/ welcher al-
les hat was er begeret vñ deme alles gluͤcklich
von ſtatten gehet/ ſo kan der jenig billich fuͤr
armſelig gehalten werden/ welcher ein Suͤnd
begehet/ ſeytemaler Gott den Herꝛn (ohne
welchen die Seel aller jhrer verlangen vnd ſe-
ligkeit beraubt wird) nit hat. Beſchließlichen
wirdt ein ſolche Seel fuͤr krumb gehalten/ dañ
das gemuͤt erhebet ſich von natur zu GOtt/
aber durch den laſt der Suͤnden wirdt es vn-
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[511[510]/0526] Hirnſchleiffer. Teuffel meine feinde habẽ mir einen ſtrick ge- legt/ als ich auß der gallerey meines Pallaſts ſahe/ wie ſich die ſchoͤne Berſeba wuſch/ ſtel- te ich mir dieſelbe ſehr ſchoͤn zuſein fuͤr: Sie haben mich auch ſehr nidergetruckt vñ krumb gemacht/ als ich auß lauter boͤſer begird vnnd gailheit mit jhr den Ehebruch beging. O Menſch/ O Sünder/ wann du der gailheit ſtatt thuſt/ den Ehebruch begeheſt/ dich wider deinen feindt recheſt oder ſonſten ein andere Suͤnd begeheſt/ was thuſtu alßdann anders/ als daß du dein ſeel/ welche Gott nach ſeinem ebenbildt auffrecht vnnd gerad erſchaffen/ krumb vnd armſelig macheſt/ Dañ weil der je- nig fuͤr gluͤckſelig geſchetzt wirdt/ welcher al- les hat was er begeret vñ deme alles gluͤcklich von ſtatten gehet/ ſo kan der jenig billich fuͤr armſelig gehalten werden/ welcher ein Suͤnd begehet/ ſeytemaler Gott den Herꝛn (ohne welchen die Seel aller jhrer verlangen vnd ſe- ligkeit beraubt wird) nit hat. Beſchließlichen wirdt ein ſolche Seel fuͤr krumb gehalten/ dañ das gemuͤt erhebet ſich von natur zu GOtt/ aber durch den laſt der Suͤnden wirdt es vn- dertruckt/ vnd ſchawet mit den Augen allzeit vnder

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 511[510]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/526>, abgerufen am 22.11.2024.