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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
Vierte Außlegung.

Die erste geschemigkeit/ die der Mensch
empfandt/ beschahe von wegen der Sünd/
dann so lang er das Göttliche Gebott nit
vberschritte/ schemmte er sich nit/ vnd ward nit
schamroth/ aber bald nach begangner Sünd
schemmte er sich/ vnd verbarg sich vor Gottes
Angesicht/ dann er hielt sich für vnwürdig
sein Angesicht anzuschawen. Eben die scham
empfandt Ephraim/ weil er den Herrn ver-
lassen hatte vnd frembden Göttern nachgan-
gen war/ derwegen sagt er beym Jeremia am
31. Cap. Ich bin geschendt worden vnd
hab mich geschembt/ dann ich hab erlit-
ten die schmach meiner Jugent.
Deß-
gleichen sagte alles Volck im 3. Cap. Wir
werden schlafen in vnser schandt vnd vn-
ser schmach wirdt vns bedecken/ dann
wir haben wider den Herrn vnsern Gott
gesündigt.
Alle vnnd jede Sünden werden
beglaitet mit der scham entweder hte oder in
jener Welt. Als Maria Magdalena in deß
Phariseers Hauß kam/ dorffte sie vor lauter
scham nit zum Herrn nahen/ vnd vor seinem

Ange-
Hirnſchleiffer.
Vierte Außlegung.

Die erſte geſchemigkeit/ die der Menſch
empfandt/ beſchahe von wegen der Suͤnd/
dann ſo lang er das Goͤttliche Gebott nit
vberſchritte/ ſchem̃te er ſich nit/ vnd ward nit
ſchamroth/ aber bald nach begangner Suͤnd
ſchem̃te er ſich/ vnd verbarg ſich vor Gottes
Angeſicht/ dann er hielt ſich fuͤr vnwuͤrdig
ſein Angeſicht anzuſchawen. Eben die ſcham
empfandt Ephraim/ weil er den Herꝛn ver-
laſſen hatte vnd frembden Goͤttern nachgan-
gen war/ derwegen ſagt er beym Jeremia am
31. Cap. Ich bin geſchendt worden vnd
hab mich geſchembt/ dann ich hab erlit-
ten die ſchmach meiner Jugent.
Deß-
gleichen ſagte alles Volck im 3. Cap. Wir
werden ſchlafen in vnſer ſchandt vnd vn-
ſer ſchmach wirdt vns bedecken/ dann
wir haben wider den Herꝛn vnſern Gott
geſuͤndigt.
Alle vnnd jede Suͤnden werden
beglaitet mit der ſcham entweder hte oder in
jener Welt. Als Maria Magdalena in deß
Phariſeers Hauß kam/ dorffte ſie vor lauter
ſcham nit zum Herꝛn nahen/ vnd vor ſeinem

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[433[432]/0448] Hirnſchleiffer. Vierte Außlegung. Die erſte geſchemigkeit/ die der Menſch empfandt/ beſchahe von wegen der Suͤnd/ dann ſo lang er das Goͤttliche Gebott nit vberſchritte/ ſchem̃te er ſich nit/ vnd ward nit ſchamroth/ aber bald nach begangner Suͤnd ſchem̃te er ſich/ vnd verbarg ſich vor Gottes Angeſicht/ dann er hielt ſich fuͤr vnwuͤrdig ſein Angeſicht anzuſchawen. Eben die ſcham empfandt Ephraim/ weil er den Herꝛn ver- laſſen hatte vnd frembden Goͤttern nachgan- gen war/ derwegen ſagt er beym Jeremia am 31. Cap. Ich bin geſchendt worden vnd hab mich geſchembt/ dann ich hab erlit- ten die ſchmach meiner Jugent. Deß- gleichen ſagte alles Volck im 3. Cap. Wir werden ſchlafen in vnſer ſchandt vnd vn- ſer ſchmach wirdt vns bedecken/ dann wir haben wider den Herꝛn vnſern Gott geſuͤndigt. Alle vnnd jede Suͤnden werden beglaitet mit der ſcham entweder hte oder in jener Welt. Als Maria Magdalena in deß Phariſeers Hauß kam/ dorffte ſie vor lauter ſcham nit zum Herꝛn nahen/ vnd vor ſeinem Ange-

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 433[432]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/448>, abgerufen am 14.11.2024.