[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

serpina auffm Feld blumen abbrach vnd von
dem Plutone geraubt vnnd mit gewalt hin-
weg geführt ward/ befanden sich die Sirenen
bey jhr/ als jhre Spilgesellinen/ deßwegen
machten sich die Sirenen alßbald auff/ vnnd
suchten die Proserpinam in der gantzen welt/
weil sie aber dieselbige nit auff dem Landt
fanden/ so begaben sie sich auffs Meer vnnd
durchsuchten es gleichfals: Zu solchem jhrem
vorhaben aber wünschten vnd begerten sie et-
liche Vogelfedern vnd Flügel/ mit denen sie
gleichsam ruderen vnnd auffm Wasser fort-
kommen möchten. Die Götter bewilligten
in dises jhr begeren/ damit auch jhr liebliches
gesang/ welches sie verrichteten vnd mit wel-
chem sie die fürvberfahrende Schifleut er-
frewten/ desto lieblicher vnnd angenemmer
were/ so ward jhnen ein Menschliches Ange-
sicht vnd stimm bewilligt. Ausonius redet von
jhnen gar artlich vnd spricht: tres volucres,
tres semideas, tres semipuellas. Symma-
chus nennet sie semiuolucres oder Halbvö-
gel. Hyginus sagt/ der obertheil jhres Leibs
sey Weibisch/ aber der vndertheil sehe einer
Hennen gleich.

Physo-

D d

Hirnſchleiffer.

ſerpina auffm Feld blumen abbrach vnd von
dem Plutone geraubt vnnd mit gewalt hin-
weg gefuͤhrt ward/ befanden ſich die Sirenen
bey jhr/ als jhre Spilgeſellinen/ deßwegen
machten ſich die Sirenen alßbald auff/ vnnd
ſuchten die Proſerpinam in der gantzen welt/
weil ſie aber dieſelbige nit auff dem Landt
fanden/ ſo begaben ſie ſich auffs Meer vnnd
durchſuchten es gleichfals: Zu ſolchem jhrem
vorhaben aber wuͤnſchten vnd begerten ſie et-
liche Vogelfedern vnd Fluͤgel/ mit denen ſie
gleichſam ruderen vnnd auffm Waſſer fort-
kommen moͤchten. Die Goͤtter bewilligten
in diſes jhr begeren/ damit auch jhr liebliches
geſang/ welches ſie verꝛichteten vnd mit wel-
chem ſie die fuͤrvberfahrende Schifleut er-
frewten/ deſto lieblicher vnnd angenemmer
were/ ſo ward jhnen ein Menſchliches Ange-
ſicht vnd ſtim̃ bewilligt. Auſonius redet von
jhnen gar artlich vnd ſpricht: tres volucres,
tres ſemideas, tres ſemipuellas. Symma-
chus nennet ſie ſemiuolucres oder Halbvoͤ-
gel. Hyginus ſagt/ der obertheil jhres Leibs
ſey Weibiſch/ aber der vndertheil ſehe einer
Hennen gleich.

Phyſo-

D d

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0433" n="418[417]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;erpina</hi> auffm Feld blumen abbrach vnd von<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Plutone</hi> geraubt vnnd mit gewalt hin-<lb/>
weg gefu&#x0364;hrt ward/ befanden &#x017F;ich die <hi rendition="#aq">Sirenen</hi><lb/>
bey jhr/ als jhre Spilge&#x017F;ellinen/ deßwegen<lb/>
machten &#x017F;ich die <hi rendition="#aq">Sirenen</hi> alßbald auff/ vnnd<lb/>
&#x017F;uchten die <hi rendition="#aq">Pro&#x017F;erpinam</hi> in der gantzen welt/<lb/>
weil &#x017F;ie aber die&#x017F;elbige nit auff dem Landt<lb/>
fanden/ &#x017F;o begaben &#x017F;ie &#x017F;ich auffs Meer vnnd<lb/>
durch&#x017F;uchten es gleichfals: Zu &#x017F;olchem jhrem<lb/>
vorhaben aber wu&#x0364;n&#x017F;chten vnd begerten &#x017F;ie et-<lb/>
liche Vogelfedern vnd Flu&#x0364;gel/ mit denen &#x017F;ie<lb/>
gleich&#x017F;am ruderen vnnd auffm Wa&#x017F;&#x017F;er fort-<lb/>
kommen mo&#x0364;chten. Die Go&#x0364;tter bewilligten<lb/>
in di&#x017F;es jhr begeren/ damit auch jhr liebliches<lb/>
ge&#x017F;ang/ welches &#x017F;ie ver&#xA75B;ichteten vnd mit wel-<lb/>
chem &#x017F;ie die fu&#x0364;rvberfahrende Schifleut er-<lb/>
frewten/ de&#x017F;to lieblicher vnnd angenemmer<lb/>
were/ &#x017F;o ward jhnen ein Men&#x017F;chliches Ange-<lb/>
&#x017F;icht vnd &#x017F;tim&#x0303; bewilligt. <hi rendition="#aq">Au&#x017F;onius</hi> redet von<lb/>
jhnen gar artlich vnd &#x017F;pricht: <hi rendition="#aq">tres volucres,<lb/>
tres &#x017F;emideas, tres &#x017F;emipuellas. Symma-<lb/>
chus</hi> nennet &#x017F;ie <hi rendition="#aq">&#x017F;emiuolucres</hi> oder Halbvo&#x0364;-<lb/>
gel. <hi rendition="#aq">Hyginus</hi> &#x017F;agt/ der obertheil jhres Leibs<lb/>
&#x017F;ey Weibi&#x017F;ch/ aber der vndertheil &#x017F;ehe einer<lb/>
Hennen gleich.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D d</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;o-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[418[417]/0433] Hirnſchleiffer. ſerpina auffm Feld blumen abbrach vnd von dem Plutone geraubt vnnd mit gewalt hin- weg gefuͤhrt ward/ befanden ſich die Sirenen bey jhr/ als jhre Spilgeſellinen/ deßwegen machten ſich die Sirenen alßbald auff/ vnnd ſuchten die Proſerpinam in der gantzen welt/ weil ſie aber dieſelbige nit auff dem Landt fanden/ ſo begaben ſie ſich auffs Meer vnnd durchſuchten es gleichfals: Zu ſolchem jhrem vorhaben aber wuͤnſchten vnd begerten ſie et- liche Vogelfedern vnd Fluͤgel/ mit denen ſie gleichſam ruderen vnnd auffm Waſſer fort- kommen moͤchten. Die Goͤtter bewilligten in diſes jhr begeren/ damit auch jhr liebliches geſang/ welches ſie verꝛichteten vnd mit wel- chem ſie die fuͤrvberfahrende Schifleut er- frewten/ deſto lieblicher vnnd angenemmer were/ ſo ward jhnen ein Menſchliches Ange- ſicht vnd ſtim̃ bewilligt. Auſonius redet von jhnen gar artlich vnd ſpricht: tres volucres, tres ſemideas, tres ſemipuellas. Symma- chus nennet ſie ſemiuolucres oder Halbvoͤ- gel. Hyginus ſagt/ der obertheil jhres Leibs ſey Weibiſch/ aber der vndertheil ſehe einer Hennen gleich. Phyſo- D d

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/433
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 418[417]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/433>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.