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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
oder niemaln sehen oder hören wir/ daß einer
seinen Leib einem Tyrannen vmb Goldt ver-
kaufft oder sich freywillig in sein dienstbarkeit
begeben hette/ dann non bene pro toto li-
bertas venditur auro,
Aber laider/ die köst-
liche Seel wirdt bißweiln dem höllischen grau-
samen Tyrannen verkaufft vnnd eygen ge-
macht vmb ein schlechtes/ ja nur von einer
gar kurtzwehrenden wollust wegen/ vermüg
der wort deß H. Augustini: Ein jegklicher
verkauffet durch die Sünd seine Seel dem
Teuffel/ vnd nimbt darfür ein den werth der
süssigkeit deß zeitlichen wollusts. Vber dise
der Menschen thorheit aber beklagte sich vor
zeiten der HErr durch den Ezechiel am 13.
Cap. vnnd sprach: Sie entheiligen mich
gegen meinem Volck/ vmb ein Hand voll
Gersten/ vnnd vmb ein stuck Brots/ in
dem/ daß sie die Seelen/ die nit sterben
sollen/ tödten.
Das ist/ von wegen eines
gar geringschetzigen nichts würdigen dings
verkauffen die Menschen jhre Seelen vnd er-
zürnen jhren Gott vnnd Erschaffer. O wie
vil Menschen verkauffen noch heutigs tags
jhre Seelen dem grausamen höllischen Ty-

rannen?

Hirnſchleiffer.
oder niemaln ſehen oder hoͤren wir/ daß einer
ſeinen Leib einem Tyrannen vmb Goldt ver-
kaufft oder ſich freywillig in ſein dienſtbarkeit
begeben hette/ dann non bene pro toto li-
bertas venditur auro,
Aber laider/ die koͤſt-
liche Seel wirdt bißweiln dem hoͤlliſchẽ grau-
ſamen Tyrannen verkaufft vnnd eygen ge-
macht vmb ein ſchlechtes/ ja nur von einer
gar kurtzwehrenden wolluſt wegen/ vermuͤg
der wort deß H. Auguſtini: Ein jegklicher
verkauffet durch die Suͤnd ſeine Seel dem
Teuffel/ vnd nimbt darfuͤr ein den werth der
ſuͤſſigkeit deß zeitlichen wolluſts. Vber diſe
der Menſchen thorheit aber beklagte ſich vor
zeiten der HErꝛ durch den Ezechiel am 13.
Cap. vnnd ſprach: Sie entheiligen mich
gegen meinem Volck/ vmb ein Hand voll
Gerſten/ vnnd vmb ein ſtuck Brots/ in
dem/ daß ſie die Seelen/ die nit ſterben
ſollen/ toͤdten.
Das iſt/ von wegen eines
gar geringſchetzigen nichts wuͤrdigen dings
verkauffen die Menſchen jhre Seelen vnd er-
zuͤrnen jhren Gott vnnd Erſchaffer. O wie
vil Menſchen verkauffen noch heutigs tags
jhre Seelen dem grauſamen hoͤlliſchen Ty-

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[409[408]/0424] Hirnſchleiffer. oder niemaln ſehen oder hoͤren wir/ daß einer ſeinen Leib einem Tyrannen vmb Goldt ver- kaufft oder ſich freywillig in ſein dienſtbarkeit begeben hette/ dann non bene pro toto li- bertas venditur auro, Aber laider/ die koͤſt- liche Seel wirdt bißweiln dem hoͤlliſchẽ grau- ſamen Tyrannen verkaufft vnnd eygen ge- macht vmb ein ſchlechtes/ ja nur von einer gar kurtzwehrenden wolluſt wegen/ vermuͤg der wort deß H. Auguſtini: Ein jegklicher verkauffet durch die Suͤnd ſeine Seel dem Teuffel/ vnd nimbt darfuͤr ein den werth der ſuͤſſigkeit deß zeitlichen wolluſts. Vber diſe der Menſchen thorheit aber beklagte ſich vor zeiten der HErꝛ durch den Ezechiel am 13. Cap. vnnd ſprach: Sie entheiligen mich gegen meinem Volck/ vmb ein Hand voll Gerſten/ vnnd vmb ein ſtuck Brots/ in dem/ daß ſie die Seelen/ die nit ſterben ſollen/ toͤdten. Das iſt/ von wegen eines gar geringſchetzigen nichts wuͤrdigen dings verkauffen die Menſchen jhre Seelen vnd er- zuͤrnen jhren Gott vnnd Erſchaffer. O wie vil Menſchen verkauffen noch heutigs tags jhre Seelen dem grauſamen hoͤlliſchen Ty- rannen?

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 409[408]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/424>, abgerufen am 22.11.2024.