[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].Hirnschleiffer. Gott förchte ich/ vnnd dessen Augen ich nitentfliehen kan/ derwegen gebüret sichs nit/ daß ich in seiner gegenwertigkeit mich mit dir versündige. O daß wir allzeit gedechten/ daß das Aug Gottes alles sehe/ vnd bey allen vnsern wercken/ thun vnd lassen gegenwertig seye/ so wurden wir gewißlich vnsere sinnli- che vnd vnraine gedancken besser bezwingen/ damit wir vns nit so sehr versündigten. Dann selig ist der Mann (spricht Ecclesiasticus) der in der weißheit bleibt vnd seine gedan- cken in der Gerechtigkeit hat/ vnd weiß- lich bedencket das weit vmbsehen Got- tes. Als wolte er sagen: Selig ist der Mann/ der sich befleisset/ die erkenntnuß Gottes vnnd der himmlischen dingen zuerlan- gen/ auch zu der vollkommenheit zugelan- gen/ vnd der allzeit gedencket vnd betrachtet/ er werde aller orten von Gott gesehen/ so würde er gewißlich weniger sündigen/ sonder allzeit in der forcht stehen? Esaias betrachtete in seinem 40. Cap. Warumb B b 5
Hirnſchleiffer. Gott foͤrchte ich/ vnnd deſſen Augen ich nitentfliehen kan/ derwegen gebuͤret ſichs nit/ daß ich in ſeiner gegenwertigkeit mich mit dir verſuͤndige. O daß wir allzeit gedechten/ daß das Aug Gottes alles ſehe/ vnd bey allen vnſern wercken/ thun vnd laſſen gegenwertig ſeye/ ſo wurden wir gewißlich vnſere ſinnli- che vnd vnraine gedancken beſſer bezwingen/ damit wir vns nit ſo ſehr verſuͤndigten. Dañ ſelig iſt der Mann (ſpricht Eccleſiaſticus) der in der weißheit bleibt vñ ſeine gedan- cken in der Gerechtigkeit hat/ vnd weiß- lich bedencket das weit vmbſehen Got- tes. Als wolte er ſagen: Selig iſt der Mann/ der ſich befleiſſet/ die erkenntnuß Gottes vnnd der him̃liſchen dingen zuerlan- gen/ auch zu der vollkommenheit zugelan- gen/ vnd der allzeit gedencket vnd betrachtet/ er werde aller orten von Gott geſehen/ ſo wuͤrde er gewißlich weniger ſuͤndigen/ ſonder allzeit in der forcht ſtehen? Eſaias betrachtete in ſeinem 40. Cap. Warumb B b 5
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Hirnſchleiffer.
Gott foͤrchte ich/ vnnd deſſen Augen ich nit
entfliehen kan/ derwegen gebuͤret ſichs nit/
daß ich in ſeiner gegenwertigkeit mich mit dir
verſuͤndige. O daß wir allzeit gedechten/
daß das Aug Gottes alles ſehe/ vnd bey allen
vnſern wercken/ thun vnd laſſen gegenwertig
ſeye/ ſo wurden wir gewißlich vnſere ſinnli-
che vnd vnraine gedancken beſſer bezwingen/
damit wir vns nit ſo ſehr verſuͤndigten. Dañ
ſelig iſt der Mann (ſpricht Eccleſiaſticus)
der in der weißheit bleibt vñ ſeine gedan-
cken in der Gerechtigkeit hat/ vnd weiß-
lich bedencket das weit vmbſehen Got-
tes. Als wolte er ſagen: Selig iſt der
Mann/ der ſich befleiſſet/ die erkenntnuß
Gottes vnnd der him̃liſchen dingen zuerlan-
gen/ auch zu der vollkommenheit zugelan-
gen/ vnd der allzeit gedencket vnd betrachtet/
er werde aller orten von Gott geſehen/ ſo
wuͤrde er gewißlich weniger ſuͤndigen/ ſonder
allzeit in der forcht ſtehen?
Eſaias betrachtete in ſeinem 40. Cap.
vnſere liederlichkeiten/ vnnd ſagte/ es ſeye
nichts anders daran ſchuldig/ als daß wir
dieſelben nit taͤglich betrachten/ vnd ſpricht:
Warumb
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