[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].Hirnschleiffer. iniustissimas habe, latronum more in hocnos amplectuntur, vt strangulent: als wolte er sagen: die wollust vmbfahen vns wie Mörder/ damit sie vnns desto besser stranguliern vnd tödten möchten. Als der Kriegsfürst Sisara in der schlacht war müed worden/ begegnete jhm die schöne Jahel/ mit derselben ging er in jhr Kammer/ ward auch holdseligklich vnnd freundlich von jhr em- pfangen/ deßwegen sprach sie zu jhm: Gehe herein mein Herr/ förchte dich nit: fol- gents begerte er einen trunck wasser von jhr/ sie aber gab jhm milch zutrincken/ bedeckte jhne mit einem mantel oder heuten oder vil- leicht mit einem köstlichen Märderfuetter: so bald er aber entschlaffen war/ hefftete sie jhme sein Haupt mit einem Nagel an die Er- den/ dardurch verlur er den Schlaf/ gesellete sich zum todt vnd starb/ Durch die betriegliche Jahel wird bedeut vnser mutwilliges fleisch/ vnd durch den dapffern Hauptman Sisaram wird verstanden vnser Geist: das flaisch gibt dem durstigen Geist einen trunck milch/ das ist/ die laster vnnd fleischliche wollüst/ welche gleichwol bitter vnd vergifft seind/ aber doch gedunckt
Hirnſchleiffer. iniuſtiſſimas habe, latronum more in hocnos amplectuntur, vt ſtrangulent: als wolte er ſagen: die wolluſt vmbfahen vns wie Moͤrder/ damit ſie vnns deſto beſſer ſtranguliern vnd toͤdten moͤchten. Als der Kriegsfuͤrſt Siſara in der ſchlacht war muͤed worden/ begegnete jhm die ſchoͤne Jahel/ mit derſelben ging er in jhr Kammer/ ward auch holdſeligklich vnnd freundlich von jhr em- pfangen/ deßwegen ſprach ſie zu jhm: Gehe herein mein Herꝛ/ foͤrchte dich nit: fol- gents begerte er einen trunck waſſer von jhr/ ſie aber gab jhm milch zutrincken/ bedeckte jhne mit einem mantel oder heuten oder vil- leicht mit einem koͤſtlichen Maͤrderfuetter: ſo bald er aber entſchlaffen war/ hefftete ſie jhme ſein Haupt mit einem Nagel an die Er- den/ dardurch verlur er den Schlaf/ geſellete ſich zum todt vñ ſtarb/ Durch die betꝛiegliche Jahel wird bedeut vnſer mutwilliges fleiſch/ vñ durch den dapffern Hauptman Siſaram wird verſtanden vnſer Geiſt: das flaiſch gibt dem durſtigen Geiſt einen trunck milch/ das iſt/ die laſter vnnd fleiſchliche wolluͤſt/ welche gleichwol bitter vnd vergifft ſeind/ aber doch gedunckt
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Hirnſchleiffer.
iniuſtiſſimas habe, latronum more in hoc
nos amplectuntur, vt ſtrangulent: als
wolte er ſagen: die wolluſt vmbfahen vns wie
Moͤrder/ damit ſie vnns deſto beſſer
ſtranguliern vnd toͤdten moͤchten. Als der
Kriegsfuͤrſt Siſara in der ſchlacht war muͤed
worden/ begegnete jhm die ſchoͤne Jahel/ mit
derſelben ging er in jhr Kammer/ ward auch
holdſeligklich vnnd freundlich von jhr em-
pfangen/ deßwegen ſprach ſie zu jhm: Gehe
herein mein Herꝛ/ foͤrchte dich nit: fol-
gents begerte er einen trunck waſſer von jhr/
ſie aber gab jhm milch zutrincken/ bedeckte
jhne mit einem mantel oder heuten oder vil-
leicht mit einem koͤſtlichen Maͤrderfuetter:
ſo bald er aber entſchlaffen war/ hefftete ſie
jhme ſein Haupt mit einem Nagel an die Er-
den/ dardurch verlur er den Schlaf/ geſellete
ſich zum todt vñ ſtarb/ Durch die betꝛiegliche
Jahel wird bedeut vnſer mutwilliges fleiſch/
vñ durch den dapffern Hauptman Siſaram
wird verſtanden vnſer Geiſt: das flaiſch gibt
dem durſtigen Geiſt einen trunck milch/ das
iſt/ die laſter vnnd fleiſchliche wolluͤſt/ welche
gleichwol bitter vnd vergifft ſeind/ aber doch
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