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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
geziert war mit einem sehr herrlichen vnnd
köstlichen Pallast/ darinn wohnte die Köni-
gin Circe, dieselb war ein Tochter der Son-
nen vnnd dermassen kunstreich/ daß sie die
Menschen in allerhandt formen vnd gestalten
verkehren kondte. Als nun Vlises nahe zu der
Insel kam/ schickte er seiner Gesellen etliche
zu diser Königin Circe vnnd ließ sie vmb
victualien oder prouiant ersuchen. Circe
empfieng sie gantz freundtlich/ ließ sie zu
Tisch setzen vnd gab jhnen Wein zutrincken.
So bald sie aber den Wein gekostet hatten/
kame sie allesambt ein graussen an/ vnd wurden
alsbald in vnuernünfftige Thier verkhert vnd
sambt andern Schweinen in den Stall ge-
triben. Als nun Vilses sahe/ daß seine mit-
gesellen außbliben/ stig er auß dem Schiff/
verfügte sich zu der Königin Circe/ vnnd
begerte seine Gesellen widerumb/ die Königin
empfleng jhne gleichsfalls gantz freundtlich/
vnnd setzte jhme auch einen trunck für/ aber er
wolte nit trincken/ vnd weil er sehr listig/ klug/
weiß/ für sichtig vnd wolberedt war/ so brachte
er souil zuwegen/ daß Circe jhne für jhren
Mann vnnd seine mitgesellen widerumb in

jhren

Hirnſchleiffer.
geziert war mit einem ſehr herꝛlichen vnnd
koͤſtlichen Pallaſt/ darinn wohnte die Koͤni-
gin Circe, dieſelb war ein Tochter der Son-
nen vnnd dermaſſen kunſtreich/ daß ſie die
Menſchen in allerhandt formẽ vnd geſtalten
verkehꝛen kondte. Als nun Vliſes nahe zu der
Inſel kam/ ſchickte er ſeiner Geſellen etliche
zu diſer Koͤnigin Circe vnnd ließ ſie vmb
victualien oder prouiant erſuchen. Circe
empfieng ſie gantz freundtlich/ ließ ſie zu
Tiſch ſetzen vnd gab jhnen Wein zutrincken.
So bald ſie aber den Wein gekoſtet hatten/
kame ſie alleſambt ein grauſſen an/ vñ wurden
alsbald in vnuernuͤnfftige Thier verkhert vñ
ſambt andern Schweinen in den Stall ge-
triben. Als nun Vilſes ſahe/ daß ſeine mit-
geſellen außbliben/ ſtig er auß dem Schiff/
verfuͤgte ſich zu der Koͤnigin Circe/ vnnd
begerte ſeine Geſellen widerumb/ die Koͤnigin
empfleng jhne gleichsfalls gantz freundtlich/
vnnd ſetzte jhme auch einen trunck fuͤr/ aber er
wolte nit trincken/ vnd weil er ſehꝛ liſtig/ klug/
weiß/ fuͤr ſichtig vñ wolberedt war/ ſo brachte
er ſouil zuwegen/ daß Circe jhne fuͤr jhren
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[351[350]/0366] Hirnſchleiffer. geziert war mit einem ſehr herꝛlichen vnnd koͤſtlichen Pallaſt/ darinn wohnte die Koͤni- gin Circe, dieſelb war ein Tochter der Son- nen vnnd dermaſſen kunſtreich/ daß ſie die Menſchen in allerhandt formẽ vnd geſtalten verkehꝛen kondte. Als nun Vliſes nahe zu der Inſel kam/ ſchickte er ſeiner Geſellen etliche zu diſer Koͤnigin Circe vnnd ließ ſie vmb victualien oder prouiant erſuchen. Circe empfieng ſie gantz freundtlich/ ließ ſie zu Tiſch ſetzen vnd gab jhnen Wein zutrincken. So bald ſie aber den Wein gekoſtet hatten/ kame ſie alleſambt ein grauſſen an/ vñ wurden alsbald in vnuernuͤnfftige Thier verkhert vñ ſambt andern Schweinen in den Stall ge- triben. Als nun Vilſes ſahe/ daß ſeine mit- geſellen außbliben/ ſtig er auß dem Schiff/ verfuͤgte ſich zu der Koͤnigin Circe/ vnnd begerte ſeine Geſellen widerumb/ die Koͤnigin empfleng jhne gleichsfalls gantz freundtlich/ vnnd ſetzte jhme auch einen trunck fuͤr/ aber er wolte nit trincken/ vnd weil er ſehꝛ liſtig/ klug/ weiß/ fuͤr ſichtig vñ wolberedt war/ ſo brachte er ſouil zuwegen/ daß Circe jhne fuͤr jhren Mann vnnd ſeine mitgeſellen widerumb in jhren

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 351[350]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/366>, abgerufen am 24.11.2024.