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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
Folgt ein andere vrsach warumb die
Jungfrawen bald fallen nemblich die
freyheit.

DIe ander vrsach deß vnfals der
Jungfrawen ist die grosse freyheit/
O was thut nit ein schönes reiches
Weib/ welche die freyheit hat? Der H. Job
redet von der fürsehung Gottes vnnd sagt:
qui fecit ventis pondus. Item memento
mei quia ventus est vita mea.
Das ist: O
Herr/ es ist ein grosse notturfft/ daß du deine
Augen auff mich werffest/ vnd mir beystehest/
seitemal mein leben eben so vnbestendig ist/ als
der wind. So dann das leben eines solchen
heiligen Manns vnbestendig war/ wie der
Wind/ wie wirdt dann das leben der lieder-
lichen Jungen Gesellen vnnd Weibern be-
schaffen sein/ welche das quecksilber vnder den
füssen haben/ alle Gassen auff vnd ablauffen/
allen hochzeiten/ täntzen/ schawspielen vnnd
comedien bey wohnen/ sich mit den Jungen
Gesellen fein vertrewlich vnd gemein machen/
vnd mit jhnen hin vnd wider spacieren gehen?
Dises seind die wind denen die Eltern jhren

Kindern
X
Hirnſchleiffer.
Folgt ein andere vrſach warumb die
Jungfrawen bald fallen nemblich die
freyheit.

DIe ander vrſach deß vnfals der
Jungfrawen iſt die groſſe freyheit/
O was thut nit ein ſchoͤnes reiches
Weib/ welche die freyheit hat? Der H. Job
redet von der fuͤrſehung Gottes vnnd ſagt:
qui fecit ventis pondus. Item memento
mei quia ventus eſt vita mea.
Das iſt: O
Herꝛ/ es iſt ein groſſe notturfft/ daß du deine
Augen auff mich werffeſt/ vnd mir beyſteheſt/
ſeitemal mein leben eben ſo vnbeſtendig iſt/ als
der wind. So dann das leben eines ſolchen
heiligen Manns vnbeſtendig war/ wie der
Wind/ wie wirdt dann das leben der lieder-
lichen Jungen Geſellen vnnd Weibern be-
ſchaffen ſein/ welche das queckſilber vnder den
fuͤſſen haben/ alle Gaſſen auff vnd ablauffen/
allen hochzeiten/ taͤntzen/ ſchawſpielen vnnd
comedien bey wohnen/ ſich mit den Jungen
Geſellen fein vertrewlich vñ gemein machen/
vnd mit jhnen hin vnd wider ſpacieren gehen?
Diſes ſeind die wind denen die Eltern jhꝛen

Kindern
X
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[322[321]/0337] Hirnſchleiffer. Folgt ein andere vrſach warumb die Jungfrawen bald fallen nemblich die freyheit. DIe ander vrſach deß vnfals der Jungfrawen iſt die groſſe freyheit/ O was thut nit ein ſchoͤnes reiches Weib/ welche die freyheit hat? Der H. Job redet von der fuͤrſehung Gottes vnnd ſagt: qui fecit ventis pondus. Item memento mei quia ventus eſt vita mea. Das iſt: O Herꝛ/ es iſt ein groſſe notturfft/ daß du deine Augen auff mich werffeſt/ vnd mir beyſteheſt/ ſeitemal mein leben eben ſo vnbeſtendig iſt/ als der wind. So dann das leben eines ſolchen heiligen Manns vnbeſtendig war/ wie der Wind/ wie wirdt dann das leben der lieder- lichen Jungen Geſellen vnnd Weibern be- ſchaffen ſein/ welche das queckſilber vnder den fuͤſſen haben/ alle Gaſſen auff vnd ablauffen/ allen hochzeiten/ taͤntzen/ ſchawſpielen vnnd comedien bey wohnen/ ſich mit den Jungen Geſellen fein vertrewlich vñ gemein machen/ vnd mit jhnen hin vnd wider ſpacieren gehen? Diſes ſeind die wind denen die Eltern jhꝛen Kindern X

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 322[321]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/337>, abgerufen am 22.11.2024.