[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

der jenig/ der gar kein gewissen hat/ vnd ob er
schon alles vbels thut/ es doch im gewissen
nicht empfindet/ vnd deme seine begangne la-
ster vnnd vnthaten im wenigsten nichts zu-
schaffen geben/ sonder ohne alle sorg noch hin-
derdencken/ jsset/ trincket vnd schlaffet/ dann
weil er die Göttliche gnad verlohren hat/ so
kan er das Ruder deß Schiffs seiner Seelen
nicht führen wohin er will/ sonder muß es
gleichwol hin vnd wider schwimmen lassen/ biß
es letstlichen vndergehet/ oder sich an dem
Steinfelßen der Höllen zerstosset: Ein sol-
cher Mensch schlaffet nit allein/ sonder ist al-
berait Geistlicher weiß todt/ Dann wie der
Leib das leben von der Seelen hat/ also ist die
gnad Gottes ein leben der Seelen. Wann der-
wegen die Seel die gnad Gottes verlohren
hat/ soist sie tod/ vnd kan zu einem solchen Men-
schen gesagt werden: du bist vergleichet de-
nen/ die in die Höll hinab fahren. Zuuer-
wundernists/ wann etliche sinnlose Leut biß vber
die ohren in schulden stecken/ vnd dannoch frö-
lich vnd guter ding seynd/ samb weren sie kei-
nen Heller schuldig/ aber ein noch vil grös-
sers wunder ists/ daß wann etliche Menschen

mit

Hirnſchleiffer.

der jenig/ der gar kein gewiſſen hat/ vnd ob er
ſchon alles vbels thut/ es doch im gewiſſen
nicht empfindet/ vnd deme ſeine begangne la-
ſter vnnd vnthaten im wenigſten nichts zu-
ſchaffen geben/ ſonder ohne alle ſorg noch hin-
derdencken/ jſſet/ trincket vnd ſchlaffet/ dann
weil er die Goͤttliche gnad verlohren hat/ ſo
kan er das Ruder deß Schiffs ſeiner Seelen
nicht fuͤhren wohin er will/ ſonder muß es
gleichwol hin vnd wider ſchwim̃en laſſen/ biß
es letſtlichen vndergehet/ oder ſich an dem
Steinfelßen der Hoͤllen zerſtoſſet: Ein ſol-
cher Menſch ſchlaffet nit allein/ ſonder iſt al-
berait Geiſtlicher weiß todt/ Dann wie der
Leib das leben von der Seelen hat/ alſo iſt die
gnad Gottes ein leben der Seelen. Wañ der-
wegen die Seel die gnad Gottes verlohren
hat/ ſoiſt ſie tod/ vñ kan zu einem ſolchẽ Men-
ſchen geſagt werden: du biſt vergleichet de-
nen/ die in die Hoͤll hinab fahren. Zuuer-
wunderniſts/ wañ etliche ſiñloſe Leut biß vber
die ohren in ſchulden ſtecken/ vnd dañoch froͤ-
lich vnd guter ding ſeynd/ ſamb weren ſie kei-
nen Heller ſchuldig/ aber ein noch vil groͤſ-
ſers wunder iſts/ daß wann etliche Menſchen

mit

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[304/0320] Hirnſchleiffer. der jenig/ der gar kein gewiſſen hat/ vnd ob er ſchon alles vbels thut/ es doch im gewiſſen nicht empfindet/ vnd deme ſeine begangne la- ſter vnnd vnthaten im wenigſten nichts zu- ſchaffen geben/ ſonder ohne alle ſorg noch hin- derdencken/ jſſet/ trincket vnd ſchlaffet/ dann weil er die Goͤttliche gnad verlohren hat/ ſo kan er das Ruder deß Schiffs ſeiner Seelen nicht fuͤhren wohin er will/ ſonder muß es gleichwol hin vnd wider ſchwim̃en laſſen/ biß es letſtlichen vndergehet/ oder ſich an dem Steinfelßen der Hoͤllen zerſtoſſet: Ein ſol- cher Menſch ſchlaffet nit allein/ ſonder iſt al- berait Geiſtlicher weiß todt/ Dann wie der Leib das leben von der Seelen hat/ alſo iſt die gnad Gottes ein leben der Seelen. Wañ der- wegen die Seel die gnad Gottes verlohren hat/ ſoiſt ſie tod/ vñ kan zu einem ſolchẽ Men- ſchen geſagt werden: du biſt vergleichet de- nen/ die in die Hoͤll hinab fahren. Zuuer- wunderniſts/ wañ etliche ſiñloſe Leut biß vber die ohren in ſchulden ſtecken/ vnd dañoch froͤ- lich vnd guter ding ſeynd/ ſamb weren ſie kei- nen Heller ſchuldig/ aber ein noch vil groͤſ- ſers wunder iſts/ daß wann etliche Menſchen mit

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/320>, abgerufen am 22.11.2024.

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