[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

wird der allerhöchste Richter alle vnnd jede
Völcker arme vnnd reiche/ Edle vnd vnedle/
gelehrte vnnd vngelehrte visitiren: Als
derwegen der HErr die Israeliter lehren vnd
vnderweisen wolte/ wie erschrecklich seine
Gericht seyn würden/ ließ er jhnen durch den
Ezechiel nachfolgenden Text oder Wort
fürhalten: Nimb dir ein scharpffes Messer/
auch Waagschüßln zu dir vnnd theile die
Haar. Wol zumercken ists/ daß die Haar deß
Haupts in dise Waagschüßl deß HErrn ge-
legt/ abgewogen vnd examineirt werden/ da
doch man in den weltlichen Waagschüßeln
nur Silber/ Goldt vnd köstliche Gestein da-
rinn abzuwegen pflegt: Aber es wird hier-
durch bedeut die grosse vnd scharpffe Gerech-
tigkeit/ mit dern der HErr an jenem Tag der
allgemeinen visitation/ die werck deß Volcks
vnnd sonderlich der Obrigkeiten abwegen
vnd examiniren wird/ allermassen jenem Ba-
bylonischen Tyrannen Balthasar beschehen/
vnd von jhm geschriben steht: appensus es'
in statera, & inuentus es minus habens',
derwegen wirstu verworffen werden. Be-
schließlichen wie vom Diogene gesagt wird/

daß

P 2

Hirnſchleiffer.

wird der allerhoͤchſte Richter alle vnnd jede
Voͤlcker arme vnnd reiche/ Edle vnd vnedle/
gelehrte vnnd vngelehrte viſitiren: Als
derwegen der HErꝛ die Iſraeliter lehren vnd
vnderweiſen wolte/ wie erſchrecklich ſeine
Gericht ſeyn wuͤrden/ ließ er jhnen durch den
Ezechiel nachfolgenden Text oder Wort
fuͤrhalten: Nimb dir ein ſchaꝛpffes Meſſer/
auch Waagſchüßln zu dir vnnd theile die
Haar. Wol zumercken iſts/ daß die Haar deß
Haupts in diſe Waagſchüßl deß HErꝛn ge-
legt/ abgewogen vnd examineirt werden/ da
doch man in den weltlichen Waagſchüßeln
nur Silber/ Goldt vnd koͤſtliche Geſtein da-
rinn abzuwegen pflegt: Aber es wird hier-
durch bedeut die groſſe vnd ſcharpffe Gerech-
tigkeit/ mit dern der HErꝛ an jenem Tag der
allgemeinen viſitation/ die werck deß Volcks
vnnd ſonderlich der Obrigkeiten abwegen
vnd examiniren wird/ allermaſſen jenem Ba-
byloniſchen Tyrannen Balthaſar beſchehen/
vnd von jhm geſchriben ſteht: appenſus es’
in ſtatera, & inuentus es minus habens’,
derwegen wirſtu verworffen werden. Be-
ſchließlichen wie vom Diogene geſagt wird/

daß

P 2

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0243" n="227"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
wird der allerho&#x0364;ch&#x017F;te Richter alle vnnd jede<lb/>
Vo&#x0364;lcker arme vnnd reiche/ Edle vnd vnedle/<lb/>
gelehrte vnnd vngelehrte vi&#x017F;itiren: Als<lb/>
derwegen der HEr&#xA75B; die I&#x017F;raeliter lehren vnd<lb/>
vnderwei&#x017F;en wolte/ wie er&#x017F;chrecklich &#x017F;eine<lb/>
Gericht &#x017F;eyn wu&#x0364;rden/ ließ er jhnen durch den<lb/><hi rendition="#aq">Ezechiel</hi> nachfolgenden Text oder Wort<lb/>
fu&#x0364;rhalten: Nimb dir ein &#x017F;cha&#xA75B;pffes Me&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
auch Waag&#x017F;chüßln zu dir vnnd theile die<lb/>
Haar. Wol zumercken i&#x017F;ts/ daß die Haar deß<lb/>
Haupts in di&#x017F;e Waag&#x017F;chüßl deß HEr&#xA75B;n ge-<lb/>
legt/ abgewogen vnd examineirt werden/ da<lb/>
doch man in den weltlichen Waag&#x017F;chüßeln<lb/>
nur Silber/ Goldt vnd ko&#x0364;&#x017F;tliche Ge&#x017F;tein da-<lb/>
rinn abzuwegen pflegt: Aber es wird hier-<lb/>
durch bedeut die gro&#x017F;&#x017F;e vnd &#x017F;charpffe Gerech-<lb/>
tigkeit/ mit dern der HEr&#xA75B; an jenem Tag der<lb/>
allgemeinen <hi rendition="#aq">vi&#x017F;itation/</hi> die werck deß Volcks<lb/>
vnnd &#x017F;onderlich der Obrigkeiten abwegen<lb/>
vnd examiniren wird/ allerma&#x017F;&#x017F;en jenem Ba-<lb/>
byloni&#x017F;chen Tyrannen Baltha&#x017F;ar be&#x017F;chehen/<lb/>
vnd von jhm ge&#x017F;chriben &#x017F;teht: <hi rendition="#aq">appen&#x017F;us es&#x2019;<lb/>
in &#x017F;tatera, &amp; inuentus es minus habens&#x2019;,</hi><lb/>
derwegen wir&#x017F;tu verworffen werden. Be-<lb/>
&#x017F;chließlichen wie vom <hi rendition="#aq">Diogene</hi> ge&#x017F;agt wird/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[227/0243] Hirnſchleiffer. wird der allerhoͤchſte Richter alle vnnd jede Voͤlcker arme vnnd reiche/ Edle vnd vnedle/ gelehrte vnnd vngelehrte viſitiren: Als derwegen der HErꝛ die Iſraeliter lehren vnd vnderweiſen wolte/ wie erſchrecklich ſeine Gericht ſeyn wuͤrden/ ließ er jhnen durch den Ezechiel nachfolgenden Text oder Wort fuͤrhalten: Nimb dir ein ſchaꝛpffes Meſſer/ auch Waagſchüßln zu dir vnnd theile die Haar. Wol zumercken iſts/ daß die Haar deß Haupts in diſe Waagſchüßl deß HErꝛn ge- legt/ abgewogen vnd examineirt werden/ da doch man in den weltlichen Waagſchüßeln nur Silber/ Goldt vnd koͤſtliche Geſtein da- rinn abzuwegen pflegt: Aber es wird hier- durch bedeut die groſſe vnd ſcharpffe Gerech- tigkeit/ mit dern der HErꝛ an jenem Tag der allgemeinen viſitation/ die werck deß Volcks vnnd ſonderlich der Obrigkeiten abwegen vnd examiniren wird/ allermaſſen jenem Ba- byloniſchen Tyrannen Balthaſar beſchehen/ vnd von jhm geſchriben ſteht: appenſus es’ in ſtatera, & inuentus es minus habens’, derwegen wirſtu verworffen werden. Be- ſchließlichen wie vom Diogene geſagt wird/ daß P 2

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/243
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/243>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.