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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

Ehe erzeugte Kinder beschaffen/ seyndt kein
nutz vnnd gerathen vbel/ dann Gott hat kein
gefallen an solcher Frucht. Weil auch die
Jungfrawen oder Weiber sehen/ dz die Män-
ner mehr auffs Geid vnd auff die schönheit/
weder auff die tugent vnd gute sitten sehen/ so
befleissen sie sich nit sehr fromb vnnd tugent-
sam zu seyn/ sonder richten alle jhre sitten auff
den Reuterschlag/ seyndt in geberden frech
vnnd vnuerschambt.

Die Lacedemonier hatten ein Gesetz/ das
beualch/ daß kein Vatter seiner Tochter ein
Heuratgut geben dorffte/ sonder die Tugent
war jhr Heuratgut: Damit sie aber desto
ehender vnnd besser heuraten möchten/ so be-
flissen sie sich aller ehr vnnd tugenten: Die
Christen aber thun das widerspil/ vnd haben
kein grössere sorg/ als daß sie jhre Töchter
schön machen/ zierlich auffmutzen vnd herfür-
sireichen/ damit sie den Männern gefallen
mögen/ Auff die fromkeit vnd tugenten aber
sihet man wenig.

Die obsiehende Figur aber zaiget vnd leh-
ret vns/ wie wir heuraten sollen. Dann er stlich
wird durch den Jüngling mit verdeckten Au-

gen

Hirnſchleiffer.

Ehe erzeugte Kinder beſchaffen/ ſeyndt kein
nutz vnnd gerathen vbel/ dann Gott hat kein
gefallen an ſolcher Frucht. Weil auch die
Jungfrawen oder Weiber ſehen/ dz die Maͤn-
ner mehr auffs Geid vnd auff die ſchoͤnheit/
weder auff die tugent vnd gute ſitten ſehen/ ſo
befleiſſen ſie ſich nit ſehr fromb vnnd tugent-
ſam zu ſeyn/ ſonder richten alle jhre ſitten auff
den Reuterſchlag/ ſeyndt in geberden frech
vnnd vnuerſchambt.

Die Lacedemonier hatten ein Geſetz/ das
beualch/ daß kein Vatter ſeiner Tochter ein
Heuratgut geben dorffte/ ſonder die Tugent
war jhr Heuratgut: Damit ſie aber deſto
ehender vnnd beſſer heuraten moͤchten/ ſo be-
fliſſen ſie ſich aller ehr vnnd tugenten: Die
Chriſten aber thun das widerſpil/ vnd haben
kein groͤſſere ſorg/ als daß ſie jhre Toͤchter
ſchoͤn machen/ zierlich auffmutzen vnd herfuͤr-
ſireichen/ damit ſie den Maͤnnern gefallen
moͤgen/ Auff die fromkeit vnd tugenten aber
ſihet man wenig.

Die obſiehende Figur aber zaiget vnd leh-
ret vns/ wie wir heuraten ſollen. Dann er ſtlich
wird durch den Juͤngling mit verdeckten Au-

gen

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[294[194]/0210] Hirnſchleiffer. Ehe erzeugte Kinder beſchaffen/ ſeyndt kein nutz vnnd gerathen vbel/ dann Gott hat kein gefallen an ſolcher Frucht. Weil auch die Jungfrawen oder Weiber ſehen/ dz die Maͤn- ner mehr auffs Geid vnd auff die ſchoͤnheit/ weder auff die tugent vnd gute ſitten ſehen/ ſo befleiſſen ſie ſich nit ſehr fromb vnnd tugent- ſam zu ſeyn/ ſonder richten alle jhre ſitten auff den Reuterſchlag/ ſeyndt in geberden frech vnnd vnuerſchambt. Die Lacedemonier hatten ein Geſetz/ das beualch/ daß kein Vatter ſeiner Tochter ein Heuratgut geben dorffte/ ſonder die Tugent war jhr Heuratgut: Damit ſie aber deſto ehender vnnd beſſer heuraten moͤchten/ ſo be- fliſſen ſie ſich aller ehr vnnd tugenten: Die Chriſten aber thun das widerſpil/ vnd haben kein groͤſſere ſorg/ als daß ſie jhre Toͤchter ſchoͤn machen/ zierlich auffmutzen vnd herfuͤr- ſireichen/ damit ſie den Maͤnnern gefallen moͤgen/ Auff die fromkeit vnd tugenten aber ſihet man wenig. Die obſiehende Figur aber zaiget vnd leh- ret vns/ wie wir heuraten ſollen. Dann er ſtlich wird durch den Juͤngling mit verdeckten Au- gen

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 294[194]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/210>, abgerufen am 27.11.2024.

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