Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:
<< vorherige Seite

Hirnschleiffer.
wie Götter verehrt/ vor denen aber warnet
vns der Herr Mat. am 6. c. vnd spricht: Ihr solt
nicht trawrig werden wie die Gleißner.

Das wort/ hypocrita, ist ein Griechisch wort
vnnd bedeutet einen Simulatorem oder
Gleißner/ welcher inwendig böß ist/ außwen-
dig aber sich fromb stellet. Zugleicher weiß
wie ein Weib/ welches von natur heßlich ist/
jhre zuflucht zu den Farben/ Salben vnd an-
strich nimbt/ vnd sich darmit butzet/ zieret vnd
schmucket/ also/ weil der Gleißner kein wahre
tugent an jhm hat/ so erzaiget er nur falsche
scheintugenten. Wie ein Gauckler in den
Schawspiln mit verdecktem Angesicht vmb-
gehet/ es mit allerley Farben vnderscheidet/
vnd jetzt in der gestalt eines Weibs/ bald aber
in der gestalt eines Manns auffzeucht/ da-
mit er das Volck betriegen möge/ also vertret-
ten die Gleißner in den Kirchen die Person
anderer Leut/ die sie nit seynd/ vnnd sie stellen
sich/ als seyen sie gerecht/ seyndts aber nicht.
Ferrner/ wie in einer Scena oder Comedi
ein armer die Person eines reichen vertritt/
vnd d Knecht die Person seines Herrn vertrit:
Item/ wie ein heilloser Mensch die Person

deß

Hirnſchleiffer.
wie Goͤtter verehrt/ vor denen aber warnet
vns der Herꝛ Mat. am 6. c. vñ ſpricht: Ihr ſolt
nicht trawrig werden wie die Gleißner.

Das wort/ hypocrita, iſt ein Griechiſch wort
vnnd bedeutet einen Simulatorem oder
Gleißner/ welcher inwendig boͤß iſt/ außwen-
dig aber ſich fromb ſtellet. Zugleicher weiß
wie ein Weib/ welches von natur heßlich iſt/
jhre zuflucht zu den Farben/ Salben vnd an-
ſtrich nimbt/ vnd ſich darmit butzet/ zieret vnd
ſchmucket/ alſo/ weil der Gleißner kein wahre
tugent an jhm hat/ ſo erzaiget er nur falſche
ſcheintugenten. Wie ein Gauckler in den
Schawſpiln mit verdecktem Angeſicht vmb-
gehet/ es mit allerley Farben vnderſcheidet/
vnd jetzt in der geſtalt eines Weibs/ bald aber
in der geſtalt eines Manns auffzeucht/ da-
mit er das Volck betriegen moͤge/ alſo vertret-
ten die Gleißner in den Kirchen die Perſon
anderer Leut/ die ſie nit ſeynd/ vnnd ſie ſtellen
ſich/ als ſeyen ſie gerecht/ ſeyndts aber nicht.
Ferꝛner/ wie in einer Scena oder Comedi
ein armer die Perſon eines reichen vertritt/
vnd ď Knecht die Perſon ſeines Herꝛn vertrit:
Item/ wie ein heilloſer Menſch die Perſon

deß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="112"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
wie Go&#x0364;tter verehrt/ vor denen aber warnet<lb/>
vns der Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Mat.</hi> am 6. c. vn&#x0303; &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Ihr &#x017F;olt<lb/>
nicht trawrig werden wie die Gleißner.</hi><lb/>
Das wort/ <hi rendition="#aq">hypocrita,</hi> i&#x017F;t ein Griechi&#x017F;ch wort<lb/>
vnnd bedeutet einen <hi rendition="#aq">Simulatorem</hi> oder<lb/>
Gleißner/ welcher inwendig bo&#x0364;ß i&#x017F;t/ außwen-<lb/>
dig aber &#x017F;ich fromb &#x017F;tellet. Zugleicher weiß<lb/>
wie ein Weib/ welches von natur heßlich i&#x017F;t/<lb/>
jhre zuflucht zu den Farben/ Salben vnd an-<lb/>
&#x017F;trich nimbt/ vnd &#x017F;ich darmit butzet/ zieret vnd<lb/>
&#x017F;chmucket/ al&#x017F;o/ weil der Gleißner kein wahre<lb/>
tugent an jhm hat/ &#x017F;o erzaiget er nur fal&#x017F;che<lb/>
&#x017F;cheintugenten. Wie ein Gauckler in den<lb/>
Schaw&#x017F;piln mit verdecktem Ange&#x017F;icht vmb-<lb/>
gehet/ es mit allerley Farben vnder&#x017F;cheidet/<lb/>
vnd jetzt in der ge&#x017F;talt eines Weibs/ bald aber<lb/>
in der ge&#x017F;talt eines Manns auffzeucht/ da-<lb/>
mit er das Volck betriegen mo&#x0364;ge/ al&#x017F;o vertret-<lb/>
ten die Gleißner in den Kirchen die Per&#x017F;on<lb/>
anderer Leut/ die &#x017F;ie nit &#x017F;eynd/ vnnd &#x017F;ie &#x017F;tellen<lb/>
&#x017F;ich/ als &#x017F;eyen &#x017F;ie gerecht/ &#x017F;eyndts aber nicht.<lb/>
Fer&#xA75B;ner/ wie in einer <hi rendition="#aq">Scena</hi> oder <hi rendition="#aq">Comedi</hi><lb/>
ein armer die Per&#x017F;on eines reichen vertritt/<lb/>
vnd &#x010F; Knecht die Per&#x017F;on &#x017F;eines Her&#xA75B;n vertrit:<lb/>
Item/ wie ein heillo&#x017F;er Men&#x017F;ch die Per&#x017F;on<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0128] Hirnſchleiffer. wie Goͤtter verehrt/ vor denen aber warnet vns der Herꝛ Mat. am 6. c. vñ ſpricht: Ihr ſolt nicht trawrig werden wie die Gleißner. Das wort/ hypocrita, iſt ein Griechiſch wort vnnd bedeutet einen Simulatorem oder Gleißner/ welcher inwendig boͤß iſt/ außwen- dig aber ſich fromb ſtellet. Zugleicher weiß wie ein Weib/ welches von natur heßlich iſt/ jhre zuflucht zu den Farben/ Salben vnd an- ſtrich nimbt/ vnd ſich darmit butzet/ zieret vnd ſchmucket/ alſo/ weil der Gleißner kein wahre tugent an jhm hat/ ſo erzaiget er nur falſche ſcheintugenten. Wie ein Gauckler in den Schawſpiln mit verdecktem Angeſicht vmb- gehet/ es mit allerley Farben vnderſcheidet/ vnd jetzt in der geſtalt eines Weibs/ bald aber in der geſtalt eines Manns auffzeucht/ da- mit er das Volck betriegen moͤge/ alſo vertret- ten die Gleißner in den Kirchen die Perſon anderer Leut/ die ſie nit ſeynd/ vnnd ſie ſtellen ſich/ als ſeyen ſie gerecht/ ſeyndts aber nicht. Ferꝛner/ wie in einer Scena oder Comedi ein armer die Perſon eines reichen vertritt/ vnd ď Knecht die Perſon ſeines Herꝛn vertrit: Item/ wie ein heilloſer Menſch die Perſon deß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/128
Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/128>, abgerufen am 27.11.2024.