[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

lich als Geistlichen Klaidern vmb? Wie
kan der jenig für einen guten Geistlichen ge-
halten werden/ welcher nichts Geistlichs an
jhm hat noch erzeiget/ vnd weder Gott noch
der Kirchen dienet: So lebe derwegen ehrlich/
so wird man dich für einen exemplarischen
Priester halten/ dann man probiret die Prie-
ster nit auß jhren langen Priesterlichen Klai-
dern/ sonder nach jhrem leben vnnd wandel:
Als der Hohepriester Samuel sein vnschuld
vnnd rainigkeit an tag geben wolte/ hielt er
dem Volck nit für/ was er für ein hohes Prie-
sterliches Ampt so vil Jar lang versehen het-
te/ sonder/ er zaigte jhnen seine herrliche/ an-
dechtige vnd fürtrefliche werck/ die er GOtt
gelaistet hatte vnd sprach: 1. Reg. am 12. c.
Redet von mir vor dem HErrn/ ob ich
jemands Ochsen oder Esel genommen/
ob ich jemandt hab gewalt oder vnrecht
gethan/ ob ich jemandt vndertruckt hab.
O schöner Spiegel/ alles Volck sahe augen-
scheinlich/ erkennte vnd bekennte/ daß keiner vn-
der jhnen verhanden ware/ der etwas vnzim-
lichs von jhm zusagen wuste. O Mensch/

bege-

Hirnſchleiffer.

lich als Geiſtlichen Klaidern vmb? Wie
kan der jenig fuͤr einen guten Geiſtlichen ge-
halten werden/ welcher nichts Geiſtlichs an
jhm hat noch erzeiget/ vnd weder Gott noch
der Kirchen dienet: So lebe derwegen ehrlich/
ſo wird man dich fuͤr einen exemplariſchen
Prieſter halten/ dann man probiret die Prie-
ſter nit auß jhren langen Prieſterlichen Klai-
dern/ ſonder nach jhrem leben vnnd wandel:
Als der Hoheprieſter Samuel ſein vnſchuld
vnnd rainigkeit an tag geben wolte/ hielt er
dem Volck nit fuͤr/ was er fuͤr ein hohes Prie-
ſterliches Ampt ſo vil Jar lang verſehen het-
te/ ſonder/ er zaigte jhnen ſeine herꝛliche/ an-
dechtige vnd fuͤrtrefliche werck/ die er GOtt
gelaiſtet hatte vnd ſprach: 1. Reg. am 12. c.
Redet von mir vor dem HErꝛn/ ob ich
jemands Ochſen oder Eſel genommen/
ob ich jemandt hab gewalt oder vnrecht
gethan/ ob ich jemandt vndertruckt hab.
O ſchoͤner Spiegel/ alles Volck ſahe augen-
ſcheinlich/ erkennte vnd bekeñte/ daß keiner vn-
der jhnen verhanden ware/ der etwas vnzim-
lichs von jhm zuſagen wuſte. O Menſch/

bege-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0118" n="102"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
lich als Gei&#x017F;tlichen Klaidern vmb? Wie<lb/>
kan der jenig fu&#x0364;r einen guten Gei&#x017F;tlichen ge-<lb/>
halten werden/ welcher nichts Gei&#x017F;tlichs an<lb/>
jhm hat noch erzeiget/ vnd weder Gott noch<lb/>
der Kirchen dienet: So lebe derwegen ehrlich/<lb/>
&#x017F;o wird man dich fu&#x0364;r einen exemplari&#x017F;chen<lb/>
Prie&#x017F;ter halten/ dann man probiret die Prie-<lb/>
&#x017F;ter nit auß jhren langen Prie&#x017F;terlichen Klai-<lb/>
dern/ &#x017F;onder nach jhrem leben vnnd wandel:<lb/>
Als der Hoheprie&#x017F;ter Samuel &#x017F;ein vn&#x017F;chuld<lb/>
vnnd rainigkeit an tag geben wolte/ hielt er<lb/>
dem Volck nit fu&#x0364;r/ was er fu&#x0364;r ein hohes Prie-<lb/>
&#x017F;terliches Ampt &#x017F;o vil Jar lang ver&#x017F;ehen het-<lb/>
te/ &#x017F;onder/ er zaigte jhnen &#x017F;eine her&#xA75B;liche/ an-<lb/>
dechtige vnd fu&#x0364;rtrefliche werck/ die er GOtt<lb/>
gelai&#x017F;tet hatte vnd &#x017F;prach: 1. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> am 12. c.<lb/><hi rendition="#fr">Redet von mir vor dem HEr&#xA75B;n/ ob ich<lb/>
jemands Och&#x017F;en oder E&#x017F;el genommen/<lb/>
ob ich jemandt hab gewalt oder vnrecht<lb/>
gethan/ ob ich jemandt vndertruckt hab.</hi><lb/>
O &#x017F;cho&#x0364;ner Spiegel/ alles Volck &#x017F;ahe augen-<lb/>
&#x017F;cheinlich/ erkennte vnd beken&#x0303;te/ daß keiner vn-<lb/>
der jhnen verhanden ware/ der etwas vnzim-<lb/>
lichs von jhm zu&#x017F;agen wu&#x017F;te. O Men&#x017F;ch/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bege-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[102/0118] Hirnſchleiffer. lich als Geiſtlichen Klaidern vmb? Wie kan der jenig fuͤr einen guten Geiſtlichen ge- halten werden/ welcher nichts Geiſtlichs an jhm hat noch erzeiget/ vnd weder Gott noch der Kirchen dienet: So lebe derwegen ehrlich/ ſo wird man dich fuͤr einen exemplariſchen Prieſter halten/ dann man probiret die Prie- ſter nit auß jhren langen Prieſterlichen Klai- dern/ ſonder nach jhrem leben vnnd wandel: Als der Hoheprieſter Samuel ſein vnſchuld vnnd rainigkeit an tag geben wolte/ hielt er dem Volck nit fuͤr/ was er fuͤr ein hohes Prie- ſterliches Ampt ſo vil Jar lang verſehen het- te/ ſonder/ er zaigte jhnen ſeine herꝛliche/ an- dechtige vnd fuͤrtrefliche werck/ die er GOtt gelaiſtet hatte vnd ſprach: 1. Reg. am 12. c. Redet von mir vor dem HErꝛn/ ob ich jemands Ochſen oder Eſel genommen/ ob ich jemandt hab gewalt oder vnrecht gethan/ ob ich jemandt vndertruckt hab. O ſchoͤner Spiegel/ alles Volck ſahe augen- ſcheinlich/ erkennte vnd bekeñte/ daß keiner vn- der jhnen verhanden ware/ der etwas vnzim- lichs von jhm zuſagen wuſte. O Menſch/ bege-

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/118
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/118>, abgerufen am 27.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.