[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

Beschließlichen ist noch ein Spiegel ver-
handen/ der ist der Todt/ denselbigen zaigt
vns vnser H. Mutter die Kirch vnnd spricht:
memento homo, quod cinis es & in cine-
rem reuerteris, gedenck/ O Mensch/ daß
du Aschen bist/ vnd wirst widerumb in Aschen
verkehrt werden. Dann wann der Mensch
an seinen Todt gedencket vnnd sihet/ daß er
kein stund deß sichern lebens vor jhm hat/ so
erinnert er sich der langwirigkeit seines Ge-
müts/ der schendligkeit seiner Hoffart/ deß
grewels seiner wollüst/ Geilheit vnnd Vn-
keuschheit: dardurch wird er bewegt/ daß er
in sich selbst gehet/ seine hochmütige Sinn de-
mütiget/ die zeitliche reichthumb vnd wollüst
verachtet/ vnnd alle seine gedancken auff
Geistliche vnnd Himmlische ding setzet: O
herrlicher Seelen Spiegel/ du verursachest/
daß sich die Seelen mit jhren zähern abwa-
schen. Dises seynd die Spiegel/ in denen
wir vns täglich beschawen sollen/ Aber lay-
der/ wir thun wie die Affen/ welche den Spie-
gel zerbrechen/ damit sie jrer heßlichkeit nicht
sehen sollen: Item/ wie die Camelthier/ wel-
che/ wann sie trincken wöllen/ das Wasser im

Bach

Hirnſchleiffer.

Beſchließlichen iſt noch ein Spiegel ver-
handen/ der iſt der Todt/ denſelbigen zaigt
vns vnſer H. Mutter die Kirch vnnd ſpricht:
memento homo, quod cinis es & in cine-
rem reuerteris, gedenck/ O Menſch/ daß
du Aſchen biſt/ vnd wirſt widerumb in Aſchen
verkehrt werden. Dann wann der Menſch
an ſeinen Todt gedencket vnnd ſihet/ daß er
kein ſtund deß ſichern lebens vor jhm hat/ ſo
erinnert er ſich der langwirigkeit ſeines Ge-
muͤts/ der ſchendligkeit ſeiner Hoffart/ deß
grewels ſeiner wollüſt/ Geilheit vnnd Vn-
keuſchheit: dardurch wird er bewegt/ daß er
in ſich ſelbſt gehet/ ſeine hochmuͤtige Sinn de-
muͤtiget/ die zeitliche reichthumb vnd wollüſt
verachtet/ vnnd alle ſeine gedancken auff
Geiſtliche vnnd Him̃liſche ding ſetzet: O
herꝛlicher Seelen Spiegel/ du verurſacheſt/
daß ſich die Seelen mit jhren zaͤhern abwa-
ſchen. Diſes ſeynd die Spiegel/ in denen
wir vns taͤglich beſchawen ſollen/ Aber lay-
der/ wir thun wie die Affen/ welche den Spie-
gel zerbrechen/ damit ſie jrer heßlichkeit nicht
ſehen ſollen: Item/ wie die Camelthier/ wel-
che/ wann ſie trincken woͤllen/ das Waſſer im

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[96/0112] Hirnſchleiffer. Beſchließlichen iſt noch ein Spiegel ver- handen/ der iſt der Todt/ denſelbigen zaigt vns vnſer H. Mutter die Kirch vnnd ſpricht: memento homo, quod cinis es & in cine- rem reuerteris, gedenck/ O Menſch/ daß du Aſchen biſt/ vnd wirſt widerumb in Aſchen verkehrt werden. Dann wann der Menſch an ſeinen Todt gedencket vnnd ſihet/ daß er kein ſtund deß ſichern lebens vor jhm hat/ ſo erinnert er ſich der langwirigkeit ſeines Ge- muͤts/ der ſchendligkeit ſeiner Hoffart/ deß grewels ſeiner wollüſt/ Geilheit vnnd Vn- keuſchheit: dardurch wird er bewegt/ daß er in ſich ſelbſt gehet/ ſeine hochmuͤtige Sinn de- muͤtiget/ die zeitliche reichthumb vnd wollüſt verachtet/ vnnd alle ſeine gedancken auff Geiſtliche vnnd Him̃liſche ding ſetzet: O herꝛlicher Seelen Spiegel/ du verurſacheſt/ daß ſich die Seelen mit jhren zaͤhern abwa- ſchen. Diſes ſeynd die Spiegel/ in denen wir vns taͤglich beſchawen ſollen/ Aber lay- der/ wir thun wie die Affen/ welche den Spie- gel zerbrechen/ damit ſie jrer heßlichkeit nicht ſehen ſollen: Item/ wie die Camelthier/ wel- che/ wann ſie trincken woͤllen/ das Waſſer im Bach

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/112>, abgerufen am 24.11.2024.

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