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Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.

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fleischechter Schenckel/ kurtzer und breiter Klawen/ kurtzes spiegelechts dickes glattes und weiches Haars/ die schwartzen und rotfärbigen sein die besten/ nach disem die braune/ darnach die scheckechte oder sprencklechte/ die weissen seyn die ärgsten: die grawen und die goldgelben seyn die mittelmässigsten. Nemmet demnach die vierjährigen/ biß an die achtjährigen/ dann in solchen Jahren seyn sie am stärcksten und am besten.

Solche jetztgemeldte Ochsen kanstu gantze zehen Jahr lang zur Arbeit gebrauchen / darnach aber erst einsperren/ mästen und verkauffen. Ein Ochs lebet gemeinlich vierzehen oder sechszehen Jahr lang. Die unfruchtbaren verschnittene Küh magstu auch allweg zum ziehen gebrauchen/ und sie neben den andern Ochsen einspannen.

Wann du ein solch Rind oder einen Ochsen/ der schon in einem Wagen oder Karren gezogen/ oder sonst zur Arbeit gewohnt und abgericht ist/ gekaufft hast/ so soll ihn der Ochsenknecht allwegen/ es sey im ziehen und fahren/ oder sonst anderer Arbeit/ mit guter Bescheidenheit fornen anstellen und führen/ gut acht geben auff seinen gang/ den er bey dem/ der ihn euch verkaufft/ gewohnt hat / damit man also ihn in derselben Gewohnheit behalte/ und desto besser ziehe. Wolt ihr dann ihn zum andern Vieh lassen und anführen/ so soll ewer Ochsenknecht sich so viel nicht beschwären/ und sehen was sein Art/ oder (wann ichs dörffte sagen) sein Complexion und Eigenschafft seye/ als ob er faul und träg/ ob er sich gern zu viel legt/ ob er hurtig oder wild und unsinnig/ ob er mit den Füssen geschwind seye/ gern hindersich nach einem schlage/ mit den Hörnern gern stosse/ oder aber hartschlägig/ forchtsam / stützig ist/ das Wasser scheue. Dann solche alle böse Stuck muß man ihm entweders vorhin abgewöhnen/ ehe man ihn zum Joch gewöhnet/ oder aber gar zu frieden lassen/ darum soltu mercken/ wo du solches dich anmassen und unterstehen woltest/ daß es zu früh seye im dritten/ und zu spat nach dem fünfften Jahr.

Gute Wartung und freundliches Zusprechen gewöhnt die Ochsen

fleischechter Schenckel/ kurtzer und breiter Klawen/ kurtzes spiegelechts dickes glattes und weiches Haars/ die schwartzen und rotfärbigen sein die besten/ nach disem die braune/ darnach die scheckechte oder sprencklechte/ die weissen seyn die ärgsten: die grawen und die goldgelben seyn die mittelmässigsten. Nemmet demnach die vierjährigen/ biß an die achtjährigen/ dann in solchen Jahren seyn sie am stärcksten und am besten.

Solche jetztgemeldte Ochsen kanstu gantze zehen Jahr lang zur Arbeit gebrauchen / darnach aber erst einsperren/ mästen und verkauffen. Ein Ochs lebet gemeinlich vierzehen oder sechszehen Jahr lang. Die unfruchtbaren verschnittene Küh magstu auch allweg zum ziehen gebrauchen/ und sie neben den andern Ochsen einspannen.

Wann du ein solch Rind oder einen Ochsen/ der schon in einem Wagen oder Karren gezogen/ oder sonst zur Arbeit gewohnt und abgericht ist/ gekaufft hast/ so soll ihn der Ochsenknecht allwegen/ es sey im ziehen und fahren/ oder sonst anderer Arbeit/ mit guter Bescheidenheit fornen anstellen und führen/ gut acht geben auff seinen gang/ den er bey dem/ der ihn euch verkaufft/ gewohnt hat / damit man also ihn in derselben Gewohnheit behalte/ und desto besser ziehe. Wolt ihr dann ihn zum andern Vieh lassen und anführen/ so soll ewer Ochsenknecht sich so viel nicht beschwären/ und sehen was sein Art/ oder (wañ ichs dörffte sagen) sein Complexion und Eigenschafft seye/ als ob er faul und träg/ ob er sich gern zu viel legt/ ob er hurtig oder wild und unsinnig/ ob er mit den Füssen geschwind seye/ gern hindersich nach einem schlage/ mit den Hörnern gern stosse/ oder aber hartschlägig/ forchtsam / stützig ist/ das Wasser scheue. Dann solche alle böse Stuck muß man ihm entweders vorhin abgewöhnen/ ehe man ihn zum Joch gewöhnet/ oder aber gar zu frieden lassen/ darum soltu mercken/ wo du solches dich anmassen und unterstehen woltest/ daß es zu früh seye im dritten/ und zu spat nach dem fünfften Jahr.

Gute Wartung und freundliches Zusprechen gewöhnt die Ochsen

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[73/0086] fleischechter Schenckel/ kurtzer und breiter Klawen/ kurtzes spiegelechts dickes glattes und weiches Haars/ die schwartzen und rotfärbigen sein die besten/ nach disem die braune/ darnach die scheckechte oder sprencklechte/ die weissen seyn die ärgsten: die grawen und die goldgelben seyn die mittelmässigsten. Nemmet demnach die vierjährigen/ biß an die achtjährigen/ dann in solchen Jahren seyn sie am stärcksten und am besten. Solche jetztgemeldte Ochsen kanstu gantze zehen Jahr lang zur Arbeit gebrauchen / darnach aber erst einsperren/ mästen und verkauffen. Ein Ochs lebet gemeinlich vierzehen oder sechszehen Jahr lang. Die unfruchtbaren verschnittene Küh magstu auch allweg zum ziehen gebrauchen/ und sie neben den andern Ochsen einspannen. Wann du ein solch Rind oder einen Ochsen/ der schon in einem Wagen oder Karren gezogen/ oder sonst zur Arbeit gewohnt und abgericht ist/ gekaufft hast/ so soll ihn der Ochsenknecht allwegen/ es sey im ziehen und fahren/ oder sonst anderer Arbeit/ mit guter Bescheidenheit fornen anstellen und führen/ gut acht geben auff seinen gang/ den er bey dem/ der ihn euch verkaufft/ gewohnt hat / damit man also ihn in derselben Gewohnheit behalte/ und desto besser ziehe. Wolt ihr dann ihn zum andern Vieh lassen und anführen/ so soll ewer Ochsenknecht sich so viel nicht beschwären/ und sehen was sein Art/ oder (wañ ichs dörffte sagen) sein Complexion und Eigenschafft seye/ als ob er faul und träg/ ob er sich gern zu viel legt/ ob er hurtig oder wild und unsinnig/ ob er mit den Füssen geschwind seye/ gern hindersich nach einem schlage/ mit den Hörnern gern stosse/ oder aber hartschlägig/ forchtsam / stützig ist/ das Wasser scheue. Dann solche alle böse Stuck muß man ihm entweders vorhin abgewöhnen/ ehe man ihn zum Joch gewöhnet/ oder aber gar zu frieden lassen/ darum soltu mercken/ wo du solches dich anmassen und unterstehen woltest/ daß es zu früh seye im dritten/ und zu spat nach dem fünfften Jahr. Gute Wartung und freundliches Zusprechen gewöhnt die Ochsen

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Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/86>, abgerufen am 24.11.2024.