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Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.

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Das II. Capitel.

Von der Haushalterin oder Hauswirthin.

EIine Haushalterin oder Hauswirthin soll so wol als ihr Haushalter allen Fleiß in allen Sachen anwenden/ soll Fromm und Gottsförchtig seyn/ ihren Mann lieben / Zucht und Erbarkeit sich befleissen/ den Kindern und Hausgesinde mit gutem Exempel vorgehen; Ihren grösten Fleiß soll sie auf die Kinder wenden/ daß die in Gottesforcht/ Ehr und Redlichkeit/ Tugend/ Kunst/ und Geschickligkeit aufferziehen/ sie solle dem Gesinde nichts vertrauen/ sondern das Ihrige in guter Verwahrung und verschlossen halten/ und die Schlüssel immer an ihrer Seiten tragen/ sonderlich wann sie nicht zu Hause ist/ damit ihr von dem bösen untreuen Gesinde/ dessen iezo die Welt voll ist/ nichts entwendet und veruntrauet werde. Man soll dem Gesinde durchauß keine Schlüssel vertrauen / weder zum Korn-Boden/ zur Speiß-Cammer/ noch zum Keller/ Küsten oder Kästen. Ist etwas zu holen/ oder herauß zu geben/ so gehe der Haußhalter oder Haußwirthin selber/ und gebe herauß was von nöthen ist/ man muß auch seinen eigenen Kindern nichts trauen/ denn die werden offt von dem Gesinde so verfuhret/ daß sie an die Untreu gewehnen/ und ihnen solche hernach ihr Lebentag anhangt.

Drum soll ein rechtschaffener Haußhalter und Haußwirthin gute Spürhunde seyn / und alle Tag oder zeitlich in allen Winckeln einmahl herum suchen/ sonderlich in der Knechte und Mägde Kammern und Bethstroh/ und andern Orten/ da man selten pflegt hinzukommen/ oder da man am wenigsten hin dencket/ als in den Scheuren oder Hewböden/ da wird man offt verborgene Sachen finden/ als Rocken / Haber/ Gersten/ Erbes/ Eyer/ Käß/ dürr Fleisch/ Brod/ Obst/ Butter sc. Man soll ihnen auch zu Zeiten/ wann sie nicht beyhanden seyn/ ihre Laden besuchen/ darzu man sich dann eigene Dietrich machen lassen soll/ die man ohn das selbsten offt bedarff/ wann etwan ein Schlüssel ver

Das II. Capitel.

Von der Haushalterin oder Hauswirthin.

EIine Haushalterin oder Hauswirthin soll so wol als ihr Haushalter allen Fleiß in allen Sachen anwenden/ soll Fromm und Gottsförchtig seyn/ ihren Mann lieben / Zucht und Erbarkeit sich befleissen/ den Kindern und Hausgesinde mit gutem Exempel vorgehen; Ihren grösten Fleiß soll sie auf die Kinder wenden/ daß die in Gottesforcht/ Ehr und Redlichkeit/ Tugend/ Kunst/ und Geschickligkeit aufferziehen/ sie solle dem Gesinde nichts vertrauen/ sondern das Ihrige in guter Verwahrung und verschlossen halten/ und die Schlüssel immer an ihrer Seiten tragen/ sonderlich wann sie nicht zu Hause ist/ damit ihr von dem bösen untreuen Gesinde/ dessen iezo die Welt voll ist/ nichts entwendet und veruntrauet werde. Man soll dem Gesinde durchauß keine Schlüssel vertrauen / weder zum Korn-Boden/ zur Speiß-Cammer/ noch zum Keller/ Küsten oder Kästen. Ist etwas zu holen/ oder herauß zu geben/ so gehe der Haußhalter oder Haußwirthin selber/ und gebe herauß was von nöthen ist/ man muß auch seinen eigenen Kindern nichts trauen/ denn die werden offt von dem Gesinde so verfuhret/ daß sie an die Untreu gewehnen/ und ihnen solche hernach ihr Lebentag anhangt.

Drum soll ein rechtschaffener Haußhalter und Haußwirthin gute Spürhunde seyn / und alle Tag oder zeitlich in allen Winckeln einmahl herum suchen/ sonderlich in der Knechte und Mägde Kammern und Bethstroh/ und andern Orten/ da man selten pflegt hinzukommen/ oder da man am wenigsten hin dencket/ als in den Scheuren oder Hewböden/ da wird man offt verborgene Sachen finden/ als Rocken / Haber/ Gersten/ Erbes/ Eyer/ Käß/ dürr Fleisch/ Brod/ Obst/ Butter sc. Man soll ihnen auch zu Zeiten/ wann sie nicht beyhanden seyn/ ihre Laden besuchen/ darzu man sich dann eigene Dietrich machen lassen soll/ die man ohn das selbsten offt bedarff/ wann etwan ein Schlüssel ver

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[4/0008] Das II. Capitel. Von der Haushalterin oder Hauswirthin. EIine Haushalterin oder Hauswirthin soll so wol als ihr Haushalter allen Fleiß in allen Sachen anwenden/ soll Fromm und Gottsförchtig seyn/ ihren Mann lieben / Zucht und Erbarkeit sich befleissen/ den Kindern und Hausgesinde mit gutem Exempel vorgehen; Ihren grösten Fleiß soll sie auf die Kinder wenden/ daß die in Gottesforcht/ Ehr und Redlichkeit/ Tugend/ Kunst/ und Geschickligkeit aufferziehen/ sie solle dem Gesinde nichts vertrauen/ sondern das Ihrige in guter Verwahrung und verschlossen halten/ und die Schlüssel immer an ihrer Seiten tragen/ sonderlich wann sie nicht zu Hause ist/ damit ihr von dem bösen untreuen Gesinde/ dessen iezo die Welt voll ist/ nichts entwendet und veruntrauet werde. Man soll dem Gesinde durchauß keine Schlüssel vertrauen / weder zum Korn-Boden/ zur Speiß-Cammer/ noch zum Keller/ Küsten oder Kästen. Ist etwas zu holen/ oder herauß zu geben/ so gehe der Haußhalter oder Haußwirthin selber/ und gebe herauß was von nöthen ist/ man muß auch seinen eigenen Kindern nichts trauen/ denn die werden offt von dem Gesinde so verfuhret/ daß sie an die Untreu gewehnen/ und ihnen solche hernach ihr Lebentag anhangt. Drum soll ein rechtschaffener Haußhalter und Haußwirthin gute Spürhunde seyn / und alle Tag oder zeitlich in allen Winckeln einmahl herum suchen/ sonderlich in der Knechte und Mägde Kammern und Bethstroh/ und andern Orten/ da man selten pflegt hinzukommen/ oder da man am wenigsten hin dencket/ als in den Scheuren oder Hewböden/ da wird man offt verborgene Sachen finden/ als Rocken / Haber/ Gersten/ Erbes/ Eyer/ Käß/ dürr Fleisch/ Brod/ Obst/ Butter sc. Man soll ihnen auch zu Zeiten/ wann sie nicht beyhanden seyn/ ihre Laden besuchen/ darzu man sich dann eigene Dietrich machen lassen soll/ die man ohn das selbsten offt bedarff/ wann etwan ein Schlüssel ver

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Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/8>, abgerufen am 24.11.2024.