Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

DIe Kramatsvögel seind frembde und nicht unsers Lands Vögel/ sie können auch nicht so leichtlich unserer Lufft gewonen/ darum ist vergebens/ daß man sie wolt fahen und mästen.

Dieser Vogel ist gern an solchen Orten/ da vil Oelbäum wachsen/ dann sie essen gern die Olmen/ werden am meisten feißt/ wann die Olmer zeitig seyn/ sie thun den Oelbäumen grossen Schaden: dann sie fliegen und fallen hauffenweis darauff / fressen sich nicht allein satt daran/ sondern sie führen auch ein gut Theil mit dem Schnabel/ und zwischen den Sporen/ wie etwann die Kriegsleut zu thun pflegen/ mit sich hinweg. Diese Vögel findt und zeucht man in den Gebürgen / aber doch insonderheit in dem Winter: dann in mittelmässigen kalten Orten werden sie feißt und vollkommen.

Vor Zeiten ist dieser Vogel bey den Alten in so grossen Würden gewesen/ daß man auch ein eintzigen Kramatsvogel um zehen solidos hat kauffen müssen: Solches thun noch die Italianer und Spanier/ und bey uns in unserm Franckreich die Leoneser/ und die in der Provintz und Avernen. Doch ist dieser nicht so groß bey uns allhier/ als jenseits deß Gebürgs. Die Kramatsvögel seynd viel grimmiger/ dann sonst alle andere Vögel. Sie sterben bald wann sie gefangen seyn worden/ um daß sie ihr eigen Lufft nicht haben/ oder daß man sie zu den alten zamen Kramatsvögeln gesetzt hat. Man muß ihnen allweg ihr essen auff ein schönes und sauberes Brettlin/ doch weit von ihren Sitzstangen/ fürschütten lassen. Sie essen gedörrte zerschnittene Feigen/ mit Mehl vermischt: doch kan man auch bißweilen ihr Speiß abwechslen/ und ihnen Myrtillen/ Lentiscum oder Eppich/ oder wilden Oelbaums-Körnlin drunter mischen/ und doch allweg ihr Speißtröglin oder Geschirr voll Hirsen füllen/ dann solches ist ihr natürliche eigene Speise: Item auch allwege schön lauter und pur frisch Wasser/ gleich wie sonst den obgemelten Vögeln darstellen. Ein Kramatsvogel mit Myrtenbeer gefüllet und gebraten/ ist ein treffliche Artzney wider die rothe Ruhr/ und die Harnwinde.

DIe Kramatsvögel seind frembde und nicht unsers Lands Vögel/ sie können auch nicht so leichtlich unserer Lufft gewonen/ darum ist vergebens/ daß man sie wolt fahen und mästen.

Dieser Vogel ist gern an solchen Orten/ da vil Oelbäum wachsen/ dann sie essen gern die Olmen/ werden am meisten feißt/ wann die Olmer zeitig seyn/ sie thun den Oelbäumen grossen Schaden: dann sie fliegen und fallen hauffenweis darauff / fressen sich nicht allein satt daran/ sondern sie führen auch ein gut Theil mit dem Schnabel/ und zwischen den Sporen/ wie etwann die Kriegsleut zu thun pflegen/ mit sich hinweg. Diese Vögel findt und zeucht man in den Gebürgen / aber doch insonderheit in dem Winter: dann in mittelmässigen kalten Orten werden sie feißt und vollkommen.

Vor Zeiten ist dieser Vogel bey den Alten in so grossen Würden gewesen/ daß man auch ein eintzigen Kramatsvogel um zehen solidos hat kauffen müssen: Solches thun noch die Italianer und Spanier/ und bey uns in unserm Franckreich die Leoneser/ und die in der Provintz und Avernen. Doch ist dieser nicht so groß bey uns allhier/ als jenseits deß Gebürgs. Die Kramatsvögel seynd viel grimmiger/ dann sonst alle andere Vögel. Sie sterben bald wann sie gefangen seyn worden/ um daß sie ihr eigen Lufft nicht haben/ oder daß man sie zu den alten zamen Kramatsvögeln gesetzt hat. Man muß ihnen allweg ihr essen auff ein schönes und sauberes Brettlin/ doch weit von ihren Sitzstangen/ fürschütten lassen. Sie essen gedörrte zerschnittene Feigen/ mit Mehl vermischt: doch kan man auch bißweilen ihr Speiß abwechslen/ und ihnen Myrtillen/ Lentiscum oder Eppich/ oder wilden Oelbaums-Körnlin drunter mischen/ und doch allweg ihr Speißtröglin oder Geschirr voll Hirsen füllen/ dann solches ist ihr natürliche eigene Speise: Item auch allwege schön lauter und pur frisch Wasser/ gleich wie sonst den obgemelten Vögeln darstellen. Ein Kramatsvogel mit Myrtenbeer gefüllet und gebraten/ ist ein treffliche Artzney wider die rothe Ruhr/ und die Harnwinde.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0188" n="169"/>
        <p>DIe Kramatsvögel seind frembde und nicht unsers Lands Vögel/ sie können auch                      nicht so leichtlich unserer Lufft gewonen/ darum ist vergebens/ daß man sie                      wolt fahen und mästen.</p>
        <p>Dieser Vogel ist gern an solchen Orten/ da vil Oelbäum wachsen/ dann sie essen                      gern die Olmen/ werden am meisten feißt/ wann die Olmer zeitig seyn/ sie thun                      den Oelbäumen grossen Schaden: dann sie fliegen und fallen hauffenweis darauff /                      fressen sich nicht allein satt daran/ sondern sie führen auch ein gut Theil mit                      dem Schnabel/ und zwischen den Sporen/ wie etwann die Kriegsleut zu thun                      pflegen/ mit sich hinweg. Diese Vögel findt und zeucht man in den Gebürgen /                      aber doch insonderheit in dem Winter: dann in mittelmässigen kalten Orten werden                      sie feißt und vollkommen.</p>
        <p>Vor Zeiten ist dieser Vogel bey den Alten in so grossen Würden gewesen/ daß man                      auch ein eintzigen Kramatsvogel um zehen solidos hat kauffen müssen: Solches                      thun noch die Italianer und Spanier/ und bey uns in unserm Franckreich die                      Leoneser/ und die in der Provintz und Avernen. Doch ist dieser nicht so groß                      bey uns allhier/ als jenseits deß Gebürgs. Die Kramatsvögel seynd viel                      grimmiger/ dann sonst alle andere Vögel. Sie sterben bald wann sie gefangen                      seyn worden/ um daß sie ihr eigen Lufft nicht haben/ oder daß man sie zu den                      alten zamen Kramatsvögeln gesetzt hat. Man muß ihnen allweg ihr essen auff ein                      schönes und sauberes Brettlin/ doch weit von ihren Sitzstangen/ fürschütten                      lassen. Sie essen gedörrte zerschnittene Feigen/ mit Mehl vermischt: doch kan                      man auch bißweilen ihr Speiß abwechslen/ und ihnen Myrtillen/ Lentiscum oder                      Eppich/ oder wilden Oelbaums-Körnlin drunter mischen/ und doch allweg ihr                      Speißtröglin oder Geschirr voll Hirsen füllen/ dann solches ist ihr natürliche                      eigene Speise: Item auch allwege schön lauter und pur frisch Wasser/ gleich wie                      sonst den obgemelten Vögeln darstellen. Ein Kramatsvogel mit Myrtenbeer gefüllet                      und gebraten/ ist ein treffliche Artzney wider die rothe Ruhr/ und die                      Harnwinde.</p>
      </div>
      <div>
</div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0188] DIe Kramatsvögel seind frembde und nicht unsers Lands Vögel/ sie können auch nicht so leichtlich unserer Lufft gewonen/ darum ist vergebens/ daß man sie wolt fahen und mästen. Dieser Vogel ist gern an solchen Orten/ da vil Oelbäum wachsen/ dann sie essen gern die Olmen/ werden am meisten feißt/ wann die Olmer zeitig seyn/ sie thun den Oelbäumen grossen Schaden: dann sie fliegen und fallen hauffenweis darauff / fressen sich nicht allein satt daran/ sondern sie führen auch ein gut Theil mit dem Schnabel/ und zwischen den Sporen/ wie etwann die Kriegsleut zu thun pflegen/ mit sich hinweg. Diese Vögel findt und zeucht man in den Gebürgen / aber doch insonderheit in dem Winter: dann in mittelmässigen kalten Orten werden sie feißt und vollkommen. Vor Zeiten ist dieser Vogel bey den Alten in so grossen Würden gewesen/ daß man auch ein eintzigen Kramatsvogel um zehen solidos hat kauffen müssen: Solches thun noch die Italianer und Spanier/ und bey uns in unserm Franckreich die Leoneser/ und die in der Provintz und Avernen. Doch ist dieser nicht so groß bey uns allhier/ als jenseits deß Gebürgs. Die Kramatsvögel seynd viel grimmiger/ dann sonst alle andere Vögel. Sie sterben bald wann sie gefangen seyn worden/ um daß sie ihr eigen Lufft nicht haben/ oder daß man sie zu den alten zamen Kramatsvögeln gesetzt hat. Man muß ihnen allweg ihr essen auff ein schönes und sauberes Brettlin/ doch weit von ihren Sitzstangen/ fürschütten lassen. Sie essen gedörrte zerschnittene Feigen/ mit Mehl vermischt: doch kan man auch bißweilen ihr Speiß abwechslen/ und ihnen Myrtillen/ Lentiscum oder Eppich/ oder wilden Oelbaums-Körnlin drunter mischen/ und doch allweg ihr Speißtröglin oder Geschirr voll Hirsen füllen/ dann solches ist ihr natürliche eigene Speise: Item auch allwege schön lauter und pur frisch Wasser/ gleich wie sonst den obgemelten Vögeln darstellen. Ein Kramatsvogel mit Myrtenbeer gefüllet und gebraten/ ist ein treffliche Artzney wider die rothe Ruhr/ und die Harnwinde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/188
Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/188>, abgerufen am 21.11.2024.