Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.bereit zween Monat zuvor wol mit Gersten und Wick außgemästet seye: Auch soll man viel eher die Stier erwehlen/ welche länger dann hoch sind/ rother Haar/ breyter Schulterblatt oder dicken Schenckel/ vierschrötiges/ rundes Leibs/ breyter wolbesetzter Brust/ kurtzem Kopff/ breyter Stirne/ wild von Gestalt und Wesen / scheutzlichen Grinds und Ansehens/ schwartzer Augen/ kurtzer Hörner/ langes zottechten Schwantzes. Wann aber die Kuh den Stier nicht will zulassen/ oder daß der Stier nicht steigen wolt/ so soll man sie auf nachfolgende Weise geyl und lustig machen/ man soll gebrenten Hirtzenschwantz nehmen/ zu Pulver stossen/ und dem lauffenden Vieh für die Nasen halten. Dißfals mag man auch andere Ding gebrauchen/ aber darvon wöllen im Capitul von den Pferdten ist schon beschrieben worden. Begehrt ihr dann zu wissen/ ob eine Kuhe gerindert hab/ und gewiß trage/ so lasset in dem Melcken ein Tröpfflin Milch von dem Finger in ein Schüssel mit Wasser fallen/ bleibet dann das Tröpfflin gantz/ so trägt die Kuhe: zerfehret es aber und ferbet das Wasser/ so trägt sie nicht. Ist eigentlich gewiß. Man soll darnach auch fleissig zusehen lassen/ daß die Kuhe/ in dem sie mit dem Kalbe gehet/ weder weite und tieffe Graben springe/ noch wider die Hecken und Stauden anlauffe/ und sich stosse/ oder aber im Leib steche/ und anderer Wege beschädige. Ehe dann aber eine Kuh kälbert/ soll man dieselbige allwegen vorhin ein zeitlang mit gutem Futter/ oder Weinträber/ in sonderm Stall oder im Hof füttern/ und gar nicht melcken lassen: dann ihr Milch ist zur selben Zeit kein nutz/ wird bald klötzlecht und steinhart. Man soll auch keine Kuh nach dem sie gekalbet/ melcken/ Butter oder Käß auß solcher Milch zu machen/ das Junge seye dann vorhin zween Monat alt/ alsdann mag die Kuh widerum in die Weyde getrieben werden. Dem jungen Kalb soll man nicht ehe/ dann auff den Abend/ wann die Kuh heimkommen ist/ und vorhin ihr frisch Futter gessen hat/ dar- bereit zween Monat zuvor wol mit Gersten und Wick außgemästet seye: Auch soll man viel eher die Stier erwehlen/ welche länger dann hoch sind/ rother Haar/ breyter Schulterblatt oder dicken Schenckel/ vierschrötiges/ rundes Leibs/ breyter wolbesetzter Brust/ kurtzem Kopff/ breyter Stirne/ wild von Gestalt und Wesen / scheutzlichen Grinds und Ansehens/ schwartzer Augen/ kurtzer Hörner/ langes zottechten Schwantzes. Wann aber die Kuh den Stier nicht will zulassen/ oder daß der Stier nicht steigen wolt/ so soll man sie auf nachfolgende Weise geyl und lustig machen/ man soll gebrenten Hirtzenschwantz nehmen/ zu Pulver stossen/ und dem lauffenden Vieh für die Nasen halten. Dißfals mag man auch andere Ding gebrauchen/ aber darvon wöllen im Capitul von den Pferdten ist schon beschrieben worden. Begehrt ihr dann zu wissen/ ob eine Kuhe gerindert hab/ und gewiß trage/ so lasset in dem Melcken ein Tröpfflin Milch von dem Finger in ein Schüssel mit Wasser fallen/ bleibet dañ das Tröpfflin gantz/ so trägt die Kuhe: zerfehret es aber und ferbet das Wasser/ so trägt sie nicht. Ist eigentlich gewiß. Man soll darnach auch fleissig zusehen lassen/ daß die Kuhe/ in dem sie mit dem Kalbe gehet/ weder weite und tieffe Graben springe/ noch wider die Hecken und Stauden anlauffe/ und sich stosse/ oder aber im Leib steche/ und anderer Wege beschädige. Ehe dann aber eine Kuh kälbert/ soll man dieselbige allwegen vorhin ein zeitlang mit gutem Futter/ oder Weinträber/ in sonderm Stall oder im Hof füttern/ und gar nicht melcken lassen: dann ihr Milch ist zur selben Zeit kein nutz/ wird bald klötzlecht und steinhart. Man soll auch keine Kuh nach dem sie gekalbet/ melcken/ Butter oder Käß auß solcher Milch zu machen/ das Junge seye dann vorhin zween Monat alt/ alsdann mag die Kuh widerum in die Weyde getrieben werden. Dem jungen Kalb soll man nicht ehe/ dann auff den Abend/ wann die Kuh heimkommen ist/ und vorhin ihr frisch Futter gessen hat/ dar- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0103" n="88"/> bereit zween Monat zuvor wol mit Gersten und Wick außgemästet seye: Auch soll man viel eher die Stier erwehlen/ welche länger dann hoch sind/ rother Haar/ breyter Schulterblatt oder dicken Schenckel/ vierschrötiges/ rundes Leibs/ breyter wolbesetzter Brust/ kurtzem Kopff/ breyter Stirne/ wild von Gestalt und Wesen / scheutzlichen Grinds und Ansehens/ schwartzer Augen/ kurtzer Hörner/ langes zottechten Schwantzes. Wann aber die Kuh den Stier nicht will zulassen/ oder daß der Stier nicht steigen wolt/ so soll man sie auf nachfolgende Weise geyl und lustig machen/ man soll gebrenten Hirtzenschwantz nehmen/ zu Pulver stossen/ und dem lauffenden Vieh für die Nasen halten. Dißfals mag man auch andere Ding gebrauchen/ aber darvon wöllen im Capitul von den Pferdten ist schon beschrieben worden.</p> <p>Begehrt ihr dann zu wissen/ ob eine Kuhe gerindert hab/ und gewiß trage/ so lasset in dem Melcken ein Tröpfflin Milch von dem Finger in ein Schüssel mit Wasser fallen/ bleibet dañ das Tröpfflin gantz/ so trägt die Kuhe: zerfehret es aber und ferbet das Wasser/ so trägt sie nicht. Ist eigentlich gewiß.</p> <p>Man soll darnach auch fleissig zusehen lassen/ daß die Kuhe/ in dem sie mit dem Kalbe gehet/ weder weite und tieffe Graben springe/ noch wider die Hecken und Stauden anlauffe/ und sich stosse/ oder aber im Leib steche/ und anderer Wege beschädige.</p> <p>Ehe dann aber eine Kuh kälbert/ soll man dieselbige allwegen vorhin ein zeitlang mit gutem Futter/ oder Weinträber/ in sonderm Stall oder im Hof füttern/ und gar nicht melcken lassen: dann ihr Milch ist zur selben Zeit kein nutz/ wird bald klötzlecht und steinhart.</p> <p>Man soll auch keine Kuh nach dem sie gekalbet/ melcken/ Butter oder Käß auß solcher Milch zu machen/ das Junge seye dann vorhin zween Monat alt/ alsdann mag die Kuh widerum in die Weyde getrieben werden.</p> <p>Dem jungen Kalb soll man nicht ehe/ dann auff den Abend/ wann die Kuh heimkommen ist/ und vorhin ihr frisch Futter gessen hat/ dar- </p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0103]
bereit zween Monat zuvor wol mit Gersten und Wick außgemästet seye: Auch soll man viel eher die Stier erwehlen/ welche länger dann hoch sind/ rother Haar/ breyter Schulterblatt oder dicken Schenckel/ vierschrötiges/ rundes Leibs/ breyter wolbesetzter Brust/ kurtzem Kopff/ breyter Stirne/ wild von Gestalt und Wesen / scheutzlichen Grinds und Ansehens/ schwartzer Augen/ kurtzer Hörner/ langes zottechten Schwantzes. Wann aber die Kuh den Stier nicht will zulassen/ oder daß der Stier nicht steigen wolt/ so soll man sie auf nachfolgende Weise geyl und lustig machen/ man soll gebrenten Hirtzenschwantz nehmen/ zu Pulver stossen/ und dem lauffenden Vieh für die Nasen halten. Dißfals mag man auch andere Ding gebrauchen/ aber darvon wöllen im Capitul von den Pferdten ist schon beschrieben worden.
Begehrt ihr dann zu wissen/ ob eine Kuhe gerindert hab/ und gewiß trage/ so lasset in dem Melcken ein Tröpfflin Milch von dem Finger in ein Schüssel mit Wasser fallen/ bleibet dañ das Tröpfflin gantz/ so trägt die Kuhe: zerfehret es aber und ferbet das Wasser/ so trägt sie nicht. Ist eigentlich gewiß.
Man soll darnach auch fleissig zusehen lassen/ daß die Kuhe/ in dem sie mit dem Kalbe gehet/ weder weite und tieffe Graben springe/ noch wider die Hecken und Stauden anlauffe/ und sich stosse/ oder aber im Leib steche/ und anderer Wege beschädige.
Ehe dann aber eine Kuh kälbert/ soll man dieselbige allwegen vorhin ein zeitlang mit gutem Futter/ oder Weinträber/ in sonderm Stall oder im Hof füttern/ und gar nicht melcken lassen: dann ihr Milch ist zur selben Zeit kein nutz/ wird bald klötzlecht und steinhart.
Man soll auch keine Kuh nach dem sie gekalbet/ melcken/ Butter oder Käß auß solcher Milch zu machen/ das Junge seye dann vorhin zween Monat alt/ alsdann mag die Kuh widerum in die Weyde getrieben werden.
Dem jungen Kalb soll man nicht ehe/ dann auff den Abend/ wann die Kuh heimkommen ist/ und vorhin ihr frisch Futter gessen hat/ dar-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |