Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.auf Quitten/ und die Winter-Birn auf nidrige Dorn-Stämme/ die Früchte dauren viel länger als andere/ sind auch viel härter und dichter; Hier zu Lande werden die Birn (ausser die Zucker-Birn/ so bey ihret ersten Pfropffung bleiben) zweymal gepfropffet/ es seyn entweder Pergamolten oder Herbst-Zucker-Birn/ und zum zweyten mal pfropfft man darauff de bon Crestiens / Taffel-Birn/ Muscus-Birn/ oder andere Sommer- und Winter-Birn. Wollet ihr aber auf einen Stamm unterschiedlicht Arten pfropffen/ so ist gleichwol besser/ daß ihr Sommer auf Sommer- und Winter auf Winter-Birn pfropffet/ so gerathen sie besser/ und kommen viel eher zur Vollkommenheit/ ihr könnet sie auch auf junge oder alte Stämme/ da junge Zweige an sind/ oculiren. Pfersing und Apricosen Werden auch auß den Steinen erzogen/ und bringen zu weilen gute Früchte/ aber die gebräuchlichste Fortsetzung derselben geschicht durch das oculiren/ zu den Stämmen erwehlt junge Wurtzel-Schößling von Pflaumen (jedoch sind die Zwerschken am besten dazu) pflantzet solche in gute Erden 2. Fuß von einander / wann sie ein paar Jahr gestanden/ so schneider sie sieben oder acht Daumen über der Erden ab/ und lasset daran ein paar oder drey Sprossen ankommen/ darauff oculirt dann im Julio oder zunehmenden Monde Augusti Nachmittag bey truckenem Wetter die Pfersinge oder Apricosen-Reiser; Viel halten auch für gut/ daß man Pfirfinge auf Apricosen oculirt/ massen so dann die Frucht truckner und geschmackhaffter seye: Sie werden auch wohl ablactirt, aber gar selten: Wann nun / wie gemeldt/ die oculation grün bleibet/ so schneidet im nechstankommenden Mertzen 1. oder 2. Daumen über der oculation ab/ damit der Baum seine völlige Grösse gewinne; Solche Bäume sind sehr bequem an Gehege zu setzen/ sie werden allda gegen Süden oder Süd-Westen/ oder auch gegen Osten 12. Fuß von einander gepflantzet. Die Nahmen der Pfersichen werden in Holland genennet Pfersichen von der Meer/ doppelte Montaignen, einfache Montaignen, Blut-Pfersicken/ doppelte und einfache Schwollische Pfersicken/ Pfersicken von der Natt/ späte Rhein-Pfersicken. auf Quitten/ und die Winter-Birn auf nidrige Dorn-Stämme/ die Früchte dauren viel länger als andere/ sind auch viel härter und dichter; Hier zu Lande werden die Birn (ausser die Zucker-Birn/ so bey ihret ersten Pfropffung bleiben) zweymal gepfropffet/ es seyn entweder Pergamolten oder Herbst-Zucker-Birn/ und zum zweyten mal pfropfft man darauff de bon Crestiens / Taffel-Birn/ Muscus-Birn/ oder andere Sommer- und Winter-Birn. Wollet ihr aber auf einen Stamm unterschiedlicht Arten pfropffen/ so ist gleichwol besser/ daß ihr Sommer auf Sommer- und Winter auf Winter-Birn pfropffet/ so gerathen sie besser/ und kommen viel eher zur Vollkommenheit/ ihr könnet sie auch auf junge oder alte Stämme/ da junge Zweige an sind/ oculiren. Pfersing und Apricosen Werden auch auß den Steinen erzogen/ und bringen zu weilen gute Früchte/ aber die gebräuchlichste Fortsetzung derselben geschicht durch das oculiren/ zu den Stäm̃en erwehlt junge Wurtzel-Schößling von Pflaumen (jedoch sind die Zwerschken am besten dazu) pflantzet solche in gute Erden 2. Fuß von einander / wann sie ein paar Jahr gestanden/ so schneider sie sieben oder acht Daumen über der Erden ab/ und lasset daran ein paar oder drey Sprossen ankommen/ darauff oculirt dann im Julio oder zunehmenden Monde Augusti Nachmittag bey truckenem Wetter die Pfersinge oder Apricosen-Reiser; Viel halten auch für gut/ daß man Pfirfinge auf Apricosen oculirt/ massen so dann die Frucht truckner und geschmackhaffter seye: Sie werden auch wohl ablactirt, aber gar selten: Wann nun / wie gemeldt/ die oculation grün bleibet/ so schneidet im nechstankommenden Mertzen 1. oder 2. Daumen über der oculation ab/ damit der Baum seine völlige Grösse gewinne; Solche Bäume sind sehr bequem an Gehege zu setzen/ sie werden allda gegen Süden oder Süd-Westen/ oder auch gegen Osten 12. Fuß von einander gepflantzet. Die Nahmen der Pfersichen werden in Holland geneñet Pfersichen von der Meer/ doppelte Montaignen, einfache Montaignen, Blut-Pfersicken/ doppelte und einfache Schwollische Pfersicken/ Pfersicken von der Natt/ späte Rhein-Pfersicken. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0072" n="38"/> auf Quitten/ und die Winter-Birn auf nidrige Dorn-Stämme/ die Früchte dauren viel länger als andere/ sind auch viel härter und dichter; Hier zu Lande werden die Birn (ausser die Zucker-Birn/ so bey ihret ersten Pfropffung bleiben) zweymal gepfropffet/ es seyn entweder Pergamolten oder Herbst-Zucker-Birn/ und zum zweyten mal pfropfft man darauff de bon Crestiens / Taffel-Birn/ Muscus-Birn/ oder andere Sommer- und Winter-Birn. Wollet ihr aber auf einen Stamm unterschiedlicht Arten pfropffen/ so ist gleichwol besser/ daß ihr Sommer auf Sommer- und Winter auf Winter-Birn pfropffet/ so gerathen sie besser/ und kommen viel eher zur Vollkommenheit/ ihr könnet sie auch auf junge oder alte Stämme/ da junge Zweige an sind/ oculiren.</p> <p>Pfersing und Apricosen</p> <p>Werden auch auß den Steinen erzogen/ und bringen zu weilen gute Früchte/ aber die gebräuchlichste Fortsetzung derselben geschicht durch das oculiren/ zu den Stäm̃en erwehlt junge Wurtzel-Schößling von Pflaumen (jedoch sind die Zwerschken am besten dazu) pflantzet solche in gute Erden 2. Fuß von einander / wann sie ein paar Jahr gestanden/ so schneider sie sieben oder acht Daumen über der Erden ab/ und lasset daran ein paar oder drey Sprossen ankommen/ darauff oculirt dann im Julio oder zunehmenden Monde Augusti Nachmittag bey truckenem Wetter die Pfersinge oder Apricosen-Reiser; Viel halten auch für gut/ daß man Pfirfinge auf Apricosen oculirt/ massen so dann die Frucht truckner und geschmackhaffter seye: Sie werden auch wohl ablactirt, aber gar selten: Wann nun / wie gemeldt/ die oculation grün bleibet/ so schneidet im nechstankommenden Mertzen 1. oder 2. Daumen über der oculation ab/ damit der Baum seine völlige Grösse gewinne; Solche Bäume sind sehr bequem an Gehege zu setzen/ sie werden allda gegen Süden oder Süd-Westen/ oder auch gegen Osten 12. Fuß von einander gepflantzet. Die Nahmen der Pfersichen werden in Holland geneñet Pfersichen von der Meer/ doppelte Montaignen, einfache Montaignen, Blut-Pfersicken/ doppelte und einfache Schwollische Pfersicken/ Pfersicken von der Natt/ späte Rhein-Pfersicken.</p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0072]
auf Quitten/ und die Winter-Birn auf nidrige Dorn-Stämme/ die Früchte dauren viel länger als andere/ sind auch viel härter und dichter; Hier zu Lande werden die Birn (ausser die Zucker-Birn/ so bey ihret ersten Pfropffung bleiben) zweymal gepfropffet/ es seyn entweder Pergamolten oder Herbst-Zucker-Birn/ und zum zweyten mal pfropfft man darauff de bon Crestiens / Taffel-Birn/ Muscus-Birn/ oder andere Sommer- und Winter-Birn. Wollet ihr aber auf einen Stamm unterschiedlicht Arten pfropffen/ so ist gleichwol besser/ daß ihr Sommer auf Sommer- und Winter auf Winter-Birn pfropffet/ so gerathen sie besser/ und kommen viel eher zur Vollkommenheit/ ihr könnet sie auch auf junge oder alte Stämme/ da junge Zweige an sind/ oculiren.
Pfersing und Apricosen
Werden auch auß den Steinen erzogen/ und bringen zu weilen gute Früchte/ aber die gebräuchlichste Fortsetzung derselben geschicht durch das oculiren/ zu den Stäm̃en erwehlt junge Wurtzel-Schößling von Pflaumen (jedoch sind die Zwerschken am besten dazu) pflantzet solche in gute Erden 2. Fuß von einander / wann sie ein paar Jahr gestanden/ so schneider sie sieben oder acht Daumen über der Erden ab/ und lasset daran ein paar oder drey Sprossen ankommen/ darauff oculirt dann im Julio oder zunehmenden Monde Augusti Nachmittag bey truckenem Wetter die Pfersinge oder Apricosen-Reiser; Viel halten auch für gut/ daß man Pfirfinge auf Apricosen oculirt/ massen so dann die Frucht truckner und geschmackhaffter seye: Sie werden auch wohl ablactirt, aber gar selten: Wann nun / wie gemeldt/ die oculation grün bleibet/ so schneidet im nechstankommenden Mertzen 1. oder 2. Daumen über der oculation ab/ damit der Baum seine völlige Grösse gewinne; Solche Bäume sind sehr bequem an Gehege zu setzen/ sie werden allda gegen Süden oder Süd-Westen/ oder auch gegen Osten 12. Fuß von einander gepflantzet. Die Nahmen der Pfersichen werden in Holland geneñet Pfersichen von der Meer/ doppelte Montaignen, einfache Montaignen, Blut-Pfersicken/ doppelte und einfache Schwollische Pfersicken/ Pfersicken von der Natt/ späte Rhein-Pfersicken.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/72 |
Zitationshilfe: | Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/72>, abgerufen am 16.02.2025. |