Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.Tag über in der warmen Sonnen gestanden/ vnd von dero Stralen erwärmet seyn; Mit sochen füllet den Spritz Krug/ und begiesset euer Saamen-Werck so bedachtsam/ als wann es gleichsam sachte regnet/ die kleine Bäumlein und die auffgewachsene Blumen nur bey der Erde rings herum an deren Wurzeln/ und benetzet deren Stämme und Aeste nicht; In der Frühlings-Zeit muß es frühe geschehen/ aber nicht eher als biß die Sonne ein paar stunden schon auffgangen/ Abends aber unterlasset es/ damit nicht die noch befürchtende Nacht-Fröste solche Gewächse verderben; Im Sommer verrichtet es gegen Abend/ und ja nicht deß Morgens/ weiln die Tags-Hitze/ so dann das Wasser dergestalt erhitzet/ die Gewächse/ absonderlich die Blumen schwächen / und sie alle ins Verderben stürtzen würde. Machet auch einen Unterscheid/ daß ihr den schadhafften Stöcken und den kleinen zarten Gewächsen weniger als den grossen/ aber denen die im besten Flor wachsen / Wasser gnug gebet. Am allersichersten aber ist es mit den jenigen/ so in Töpffen stehen/ daß ihr unter jeden Topff noch ein Gefäß setzet/ und in solches Gefäß nötiges Wasser giesset/ dann solcher Gestalt wird die Wurtzel durch deß Topffes Löcher nothdürfftige Feuchtigkeit an sich ziehen. Etliche nehmen auch ihre Nägelein-Töpffe/ halten sie in ein mit Wasser gefülltes Gefäß so lange/ biß sie mercken/ daß sich deren traurige Blätter allgemach wieder in die höhe zu richten beginnen. CAP. XII. Von Wieden oder Jäten. BEy den grossen Bäumen werdet ihr deßfalls wenig Mühe haben/ aber die jenigen / so in Bütten stehen/ wie auch die Blumen in Töpffen/ reiniget bey zeiten fleissig von allem Unkraut. Insonderheit aber wiedet und jätet/ bevorab die Kraut- und Blumen-Bette nicht eher/ als biß ihr das böse vom guten/ und dieses schon etwas erwachsen/ erstärcket und wohl fäntlich ist/ unterscheiden könnet / aber nicht zu ungelegenet Zeit. Denn wenn die Erde gar zu vest und trucken/ werdet ihr das Unkraut nur obenhin Tag über in der warmen Sonnen gestanden/ vnd von dero Stralen erwärmet seyn; Mit sochen füllet den Spritz Krug/ und begiesset euer Saamen-Werck so bedachtsam/ als wañ es gleichsam sachte regnet/ die kleine Bäumlein und die auffgewachsene Blumen nur bey der Erde rings herum an deren Wurzeln/ und benetzet deren Stäm̃e und Aeste nicht; In der Frühlings-Zeit muß es frühe geschehen/ aber nicht eher als biß die Sonne ein paar stunden schon auffgangen/ Abends aber unterlasset es/ damit nicht die noch befürchtende Nacht-Fröste solche Gewächse verderben; Im Sommer verrichtet es gegen Abend/ und ja nicht deß Morgens/ weiln die Tags-Hitze/ so dann das Wasser dergestalt erhitzet/ die Gewächse/ absonderlich die Blumen schwächen / und sie alle ins Verderben stürtzen würde. Machet auch einen Unterscheid/ daß ihr den schadhafften Stöcken und den kleinen zarten Gewächsen weniger als den grossen/ aber denen die im besten Flor wachsen / Wasser gnug gebet. Am allersichersten aber ist es mit den jenigen/ so in Töpffen stehen/ daß ihr unter jeden Topff noch ein Gefäß setzet/ und in solches Gefäß nötiges Wasser giesset/ dann solcher Gestalt wird die Wurtzel durch deß Topffes Löcher nothdürfftige Feuchtigkeit an sich ziehen. Etliche nehmen auch ihre Nägelein-Töpffe/ halten sie in ein mit Wasser gefülltes Gefäß so lange/ biß sie mercken/ daß sich deren traurige Blätter allgemach wieder in die höhe zu richten beginnen. CAP. XII. Von Wieden oder Jäten. BEy den grossen Bäumen werdet ihr deßfalls wenig Mühe haben/ aber die jenigen / so in Bütten stehen/ wie auch die Blumen in Töpffen/ reiniget bey zeiten fleissig von allem Unkraut. Insonderheit aber wiedet und jätet/ bevorab die Kraut- und Blumen-Bette nicht eher/ als biß ihr das böse vom guten/ und dieses schon etwas erwachsen/ erstärcket und wohl fäntlich ist/ unterscheiden könnet / aber nicht zu ungelegenet Zeit. 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XII.</p> <p>Von Wieden oder Jäten.</p> <p>BEy den grossen Bäumen werdet ihr deßfalls wenig Mühe haben/ aber die jenigen / so in Bütten stehen/ wie auch die Blumen in Töpffen/ reiniget bey zeiten fleissig von allem Unkraut. Insonderheit aber wiedet und jätet/ bevorab die Kraut- und Blumen-Bette nicht eher/ als biß ihr das böse vom guten/ und dieses schon etwas erwachsen/ erstärcket und wohl fäntlich ist/ unterscheiden könnet / aber nicht zu ungelegenet Zeit. Deñ wenn die Erde gar zu vest und trucken/ werdet ihr das Unkraut nur obenhin </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0051]
Tag über in der warmen Sonnen gestanden/ vnd von dero Stralen erwärmet seyn; Mit sochen füllet den Spritz Krug/ und begiesset euer Saamen-Werck so bedachtsam/ als wañ es gleichsam sachte regnet/ die kleine Bäumlein und die auffgewachsene Blumen nur bey der Erde rings herum an deren Wurzeln/ und benetzet deren Stäm̃e und Aeste nicht; In der Frühlings-Zeit muß es frühe geschehen/ aber nicht eher als biß die Sonne ein paar stunden schon auffgangen/ Abends aber unterlasset es/ damit nicht die noch befürchtende Nacht-Fröste solche Gewächse verderben; Im Sommer verrichtet es gegen Abend/ und ja nicht deß Morgens/ weiln die Tags-Hitze/ so dann das Wasser dergestalt erhitzet/ die Gewächse/ absonderlich die Blumen schwächen / und sie alle ins Verderben stürtzen würde.
Machet auch einen Unterscheid/ daß ihr den schadhafften Stöcken und den kleinen zarten Gewächsen weniger als den grossen/ aber denen die im besten Flor wachsen / Wasser gnug gebet.
Am allersichersten aber ist es mit den jenigen/ so in Töpffen stehen/ daß ihr unter jeden Topff noch ein Gefäß setzet/ und in solches Gefäß nötiges Wasser giesset/ dann solcher Gestalt wird die Wurtzel durch deß Topffes Löcher nothdürfftige Feuchtigkeit an sich ziehen.
Etliche nehmen auch ihre Nägelein-Töpffe/ halten sie in ein mit Wasser gefülltes Gefäß so lange/ biß sie mercken/ daß sich deren traurige Blätter allgemach wieder in die höhe zu richten beginnen.
CAP. XII.
Von Wieden oder Jäten.
BEy den grossen Bäumen werdet ihr deßfalls wenig Mühe haben/ aber die jenigen / so in Bütten stehen/ wie auch die Blumen in Töpffen/ reiniget bey zeiten fleissig von allem Unkraut. Insonderheit aber wiedet und jätet/ bevorab die Kraut- und Blumen-Bette nicht eher/ als biß ihr das böse vom guten/ und dieses schon etwas erwachsen/ erstärcket und wohl fäntlich ist/ unterscheiden könnet / aber nicht zu ungelegenet Zeit. Deñ wenn die Erde gar zu vest und trucken/ werdet ihr das Unkraut nur obenhin
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Zitationshilfe: | Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/51>, abgerufen am 16.02.2025. |