Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.menden Liecht/ eure gute Garten-Kräuter/ derer im vorigen Monat gedacht worden. Im abnehmenden Liecht säet folgende Küchen-Wurzeln/ und wird dafür gehalten / wann solche/ so der Mond in Wider/ Zwilling und Steinbock/ ader nicht in Krebs oder Scorpion gehet/ gesäet werden/ sollen sie besser unter sich wachsen / auch nicht brandig oder wurmig werden/ und muß die Erde dazu deß vorigen Jahrs gemistet seyn/ damit der Mist gantz verzehret/ weilen die Wurzeln nicht wachsen können/ so sie an den Mist kommen. Salsifix, Bocksbart oder Haberwurtz Wird nun gesdet/ wiewol es etliche für besser halten/ daß es erst im Majo geschehe/ damit sie in der Blüte schiessen/ muß ein gutes Land haben/ im Auffwachsen wohl gewidet/ und wann sie zu dicke stehen/ verzogen werden. Wann sie Blumen bekommen/ müssen solche an Stecken gebunden/ und der Saame/ wann er zu zeitigen beginnet/ also fort behutsam abgenommen werden/ dann er gern verfleucht. Die Wurzeln/ wann solche auffgewällt/ wird die schwartze Haut davon gezogen / und brauchet sie so dann zum Salat/ wird auch an Hüner-Lamb-Fleisch und Hechte gekocht. Scorzonera, Schlangenmord. Diese Pflantze ist gleich wie Salsifix, hat gelbe Blumen/ wird auch auf selbige Weise gepflantzet und gebrauchet/ ist jedoch/ wann deren schwarze Haut/ die eine Bitterkeit an sich hat/ abgeschabt/ zarter zu essen/ als die Haber-Wurzeln. Sie kan den Winter in der Erde bleiben/ dauret etliche Jahr / wann sie schon Saamen trägt/ und wird immer grösser. Der Saamen ist ebenmässig als von der Haberwurtz zunehmen. Die Wurzel gehöret mit den alexipharmacis, massen die Medici in gifftigen Fiebern / in der Peste/ auch sonst in Schwermütigkeit/ im Schwindel in schwerer Noth / sonderlich in der Mutter-Zwang (suffocatione uteris) sich deren zu bedienen wissen; In der Küchen werden sie auf Kalb-Fleisch/ und Hünern sehr nützlich gebrauchet. menden Liecht/ eure gute Garten-Kräuter/ derer im vorigen Monat gedacht worden. Im abnehmenden Liecht säet folgende Küchen-Wurzeln/ und wird dafür gehalten / wann solche/ so der Mond in Wider/ Zwilling und Steinbock/ ader nicht in Krebs oder Scorpion gehet/ gesäet werden/ sollen sie besser unter sich wachsen / auch nicht brandig oder wurmig werden/ und muß die Erde dazu deß vorigen Jahrs gemistet seyn/ damit der Mist gantz verzehret/ weilen die Wurzeln nicht wachsen können/ so sie an den Mist kommen. Salsifix, Bocksbart oder Haberwurtz Wird nun gesdet/ wiewol es etliche für besser halten/ daß es erst im Majo geschehe/ damit sie in der Blüte schiessen/ muß ein gutes Land haben/ im Auffwachsen wohl gewidet/ und wann sie zu dicke stehen/ verzogen werden. Wann sie Blumen bekommen/ müssen solche an Stecken gebunden/ und der Saame/ wann er zu zeitigen beginnet/ also fort behutsam abgenommen werden/ dann er gern verfleucht. Die Wurzeln/ wann solche auffgewällt/ wird die schwartze Haut davon gezogen / und brauchet sie so dann zum Salat/ wird auch an Hüner-Lamb-Fleisch und Hechte gekocht. Scorzonera, Schlangenmord. Diese Pflantze ist gleich wie Salsifix, hat gelbe Blumen/ wird auch auf selbige Weise gepflantzet und gebrauchet/ ist jedoch/ wann deren schwarze Haut/ die eine Bitterkeit an sich hat/ abgeschabt/ zarter zu essen/ als die Haber-Wurzeln. Sie kan den Winter in der Erde bleiben/ dauret etliche Jahr / wann sie schon Saamen trägt/ und wird immer grösser. Der Saamen ist ebenmässig als von der Haberwurtz zunehmen. Die Wurzel gehöret mit den alexipharmacis, massen die Medici in gifftigen Fiebern / in der Peste/ auch sonst in Schwermütigkeit/ im Schwindel in schwerer Noth / sonderlich in der Mutter-Zwang (suffocatione uteris) sich deren zu bedienen wissen; In der Küchen werden sie auf Kalb-Fleisch/ und Hünern sehr nützlich gebrauchet. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0107" n="73"/> menden Liecht/ eure gute Garten-Kräuter/ derer im vorigen Monat gedacht worden.</p> <p>Im abnehmenden Liecht säet folgende Küchen-Wurzeln/ und wird dafür gehalten / wann solche/ so der Mond in Wider/ Zwilling und Steinbock/ ader nicht in Krebs oder Scorpion gehet/ gesäet werden/ sollen sie besser unter sich wachsen / auch nicht brandig oder wurmig werden/ und muß die Erde dazu deß vorigen Jahrs gemistet seyn/ damit der Mist gantz verzehret/ weilen die Wurzeln nicht wachsen können/ so sie an den Mist kommen.</p> <p>Salsifix, Bocksbart oder Haberwurtz</p> <p>Wird nun gesdet/ wiewol es etliche für besser halten/ daß es erst im Majo geschehe/ damit sie in der Blüte schiessen/ muß ein gutes Land haben/ im Auffwachsen wohl gewidet/ und wann sie zu dicke stehen/ verzogen werden. Wann sie Blumen bekommen/ müssen solche an Stecken gebunden/ und der Saame/ wann er zu zeitigen beginnet/ also fort behutsam abgenommen werden/ dann er gern verfleucht.</p> <p>Die Wurzeln/ wann solche auffgewällt/ wird die schwartze Haut davon gezogen / und brauchet sie so dann zum Salat/ wird auch an Hüner-Lamb-Fleisch und Hechte gekocht.</p> <p>Scorzonera, Schlangenmord.</p> <p>Diese Pflantze ist gleich wie Salsifix, hat gelbe Blumen/ wird auch auf selbige Weise gepflantzet und gebrauchet/ ist jedoch/ wann deren schwarze Haut/ die eine Bitterkeit an sich hat/ abgeschabt/ zarter zu essen/ als die Haber-Wurzeln. Sie kan den Winter in der Erde bleiben/ dauret etliche Jahr / wann sie schon Saamen trägt/ und wird immer grösser. Der Saamen ist ebenmässig als von der Haberwurtz zunehmen.</p> <p>Die Wurzel gehöret mit den alexipharmacis, massen die Medici in gifftigen Fiebern / in der Peste/ auch sonst in Schwermütigkeit/ im Schwindel in schwerer Noth / sonderlich in der Mutter-Zwang (suffocatione uteris) sich deren zu bedienen wissen; In der Küchen werden sie auf Kalb-Fleisch/ und Hünern sehr nützlich gebrauchet.</p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0107]
menden Liecht/ eure gute Garten-Kräuter/ derer im vorigen Monat gedacht worden.
Im abnehmenden Liecht säet folgende Küchen-Wurzeln/ und wird dafür gehalten / wann solche/ so der Mond in Wider/ Zwilling und Steinbock/ ader nicht in Krebs oder Scorpion gehet/ gesäet werden/ sollen sie besser unter sich wachsen / auch nicht brandig oder wurmig werden/ und muß die Erde dazu deß vorigen Jahrs gemistet seyn/ damit der Mist gantz verzehret/ weilen die Wurzeln nicht wachsen können/ so sie an den Mist kommen.
Salsifix, Bocksbart oder Haberwurtz
Wird nun gesdet/ wiewol es etliche für besser halten/ daß es erst im Majo geschehe/ damit sie in der Blüte schiessen/ muß ein gutes Land haben/ im Auffwachsen wohl gewidet/ und wann sie zu dicke stehen/ verzogen werden. Wann sie Blumen bekommen/ müssen solche an Stecken gebunden/ und der Saame/ wann er zu zeitigen beginnet/ also fort behutsam abgenommen werden/ dann er gern verfleucht.
Die Wurzeln/ wann solche auffgewällt/ wird die schwartze Haut davon gezogen / und brauchet sie so dann zum Salat/ wird auch an Hüner-Lamb-Fleisch und Hechte gekocht.
Scorzonera, Schlangenmord.
Diese Pflantze ist gleich wie Salsifix, hat gelbe Blumen/ wird auch auf selbige Weise gepflantzet und gebrauchet/ ist jedoch/ wann deren schwarze Haut/ die eine Bitterkeit an sich hat/ abgeschabt/ zarter zu essen/ als die Haber-Wurzeln. Sie kan den Winter in der Erde bleiben/ dauret etliche Jahr / wann sie schon Saamen trägt/ und wird immer grösser. Der Saamen ist ebenmässig als von der Haberwurtz zunehmen.
Die Wurzel gehöret mit den alexipharmacis, massen die Medici in gifftigen Fiebern / in der Peste/ auch sonst in Schwermütigkeit/ im Schwindel in schwerer Noth / sonderlich in der Mutter-Zwang (suffocatione uteris) sich deren zu bedienen wissen; In der Küchen werden sie auf Kalb-Fleisch/ und Hünern sehr nützlich gebrauchet.
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Zitationshilfe: | Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/107>, abgerufen am 17.02.2025. |