Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.Portulac kühlet im dritten Gradu, zeucht zusammen/ gibt wenig Nahrung/ tödter die Würmer im Leibe/ und treibet sie auß/ stillet das hitzige Wüten der Gallen / deßwegen sehr dienlich ist in faulen Fiebern in hitziger urin, wie auch im Scharbock/ leget ihr einem/ der in grosser Hitze deß Fiebers ligt/ von diesen Blättern auf die Leber und Nieren/ werdet ihr ihme grossen Trost schaffen. Beta. Mangold/ Römischer Kohl. Davon sind zweyerley Sorten weisse und rothe/ deren Körnet werden meistentheils an die Rücken der Bette einen Schuch weit von einander gesetzet/ weil sie grosse Pflantzen macht/ und viel breite Bläuer bringet; Der Gebrauch derselben ist mehr als zu gemein. Lasset von den grösten etliche zu Saamen stehen/ wenn solcher reiff und gelb worden/ nehmet ihn ab/ und last ihn wohl trucken werden/ ehe ihr ihn beylegt. Wenn die jungen Mangold-Stöcke mit den Wurzeln ein wenig gekochet/ und auß Essig gessen wird/ bringt er Lust zur Speise/ wegen deß sauren zusammenziehenden nitroischen Saltzes/ benimbt den Durst/ und im Sommers-Zeit stillet er solcher gestalt die Choleram, und erweicht den Leib / der Safft davon in die Nasen gezogen/ macht niessen/ und ziehet einen hauffen Feuchtigkeit durch die Nasen/ erleuchtert dardurch sehr das Haupt/ und hebet dessen Verstopffunge. Senff Ist zweyerley/ einer bringet gelben/ der andre schwartzen Saamen/ wird nun gesäet/ wann der Saame zeitig/ wird er zum Gebrauch und zur künfftigen Auß-Saat auff genommen. Man nimmt reiffe Weintrauben/ zerquetscht sie und tringet sie durch ein hären Tuch/ damit Steine und Haut zurücke bleiben/ kocht den auß gepreßten Safft so lange/ daß er sich halten kan/ mischt gemahlnen Senff darunter/ und verwahret ihn in einem reinen Gefäß/ gibt eine gute Tuncke. Der gemahlne Senff wird auch wohl nur mit Essig vermischet/ und bey unvertaulichen Speisen genossen/ massen er hitzet und trucknet im vierten gradu, zertheilet/ ziehet an sich/ und macht röthe/ wo nicht Blasen: wird vornehmlich Appetit zu erwecken/ die Verdauung zu befördern/ in Miltz-Verstopffung und viertägigen Fiebern ge- Portulac kühlet im dritten Gradu, zeucht zusammen/ gibt wenig Nahrung/ tödter die Würmer im Leibe/ und treibet sie auß/ stillet das hitzige Wüten der Gallen / deßwegen sehr dienlich ist in faulen Fiebern in hitziger urin, wie auch im Scharbock/ leget ihr einem/ der in grosser Hitze deß Fiebers ligt/ von diesen Blättern auf die Leber und Nieren/ werdet ihr ihme grossen Trost schaffen. Beta. Mangold/ Römischer Kohl. Davon sind zweyerley Sorten weisse und rothe/ deren Körnet werden meistentheils an die Rücken der Bette einen Schuch weit von einander gesetzet/ weil sie grosse Pflantzen macht/ und viel breite Bläuer bringet; Der Gebrauch derselben ist mehr als zu gemein. Lasset von den grösten etliche zu Saamen stehen/ wenn solcher reiff und gelb worden/ nehmet ihn ab/ und last ihn wohl trucken werden/ ehe ihr ihn beylegt. Wenn die jungen Mangold-Stöcke mit den Wurzeln ein wenig gekochet/ und auß Essig gessen wird/ bringt er Lust zur Speise/ wegen deß sauren zusam̃enziehenden nitroischen Saltzes/ benimbt den Durst/ und im Sommers-Zeit stillet er solcher gestalt die Choleram, und erweicht den Leib / der Safft davon in die Nasen gezogen/ macht niessen/ und ziehet einen hauffen Feuchtigkeit durch die Nasen/ erleuchtert dardurch sehr das Haupt/ und hebet dessen Verstopffunge. Senff Ist zweyerley/ einer bringet gelben/ der andre schwartzen Saamen/ wird nun gesäet/ wann der Saame zeitig/ wird er zum Gebrauch und zur künfftigen Auß-Saat auff genommen. Man nim̃t reiffe Weintrauben/ zerquetscht sie und tringet sie durch ein hären Tuch/ damit Steine und Haut zurücke bleiben/ kocht den auß gepreßten Safft so lange/ daß er sich halten kan/ mischt gemahlnen Senff darunter/ und verwahret ihn in einem reinen Gefäß/ gibt eine gute Tuncke. Der gemahlne Senff wird auch wohl nur mit Essig vermischet/ und bey unvertaulichen Speisen genossen/ massen er hitzet und trucknet im vierten gradu, zertheilet/ ziehet an sich/ und macht röthe/ wo nicht Blasen: wird vornehmlich Appetit zu erwecken/ die Verdauung zu befördern/ in Miltz-Verstopffung und viertägigen Fiebern ge- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0100" n="66"/> <p>Portulac kühlet im dritten Gradu, zeucht zusammen/ gibt wenig Nahrung/ tödter die Würmer im Leibe/ und treibet sie auß/ stillet das hitzige Wüten der Gallen / deßwegen sehr dienlich ist in faulen Fiebern in hitziger urin, wie auch im Scharbock/ leget ihr einem/ der in grosser Hitze deß Fiebers ligt/ von diesen Blättern auf die Leber und Nieren/ werdet ihr ihme grossen Trost schaffen.</p> <p>Beta. Mangold/ Römischer Kohl.</p> <p>Davon sind zweyerley Sorten weisse und rothe/ deren Körnet werden meistentheils an die Rücken der Bette einen Schuch weit von einander gesetzet/ weil sie grosse Pflantzen macht/ und viel breite Bläuer bringet; Der Gebrauch derselben ist mehr als zu gemein.</p> <p>Lasset von den grösten etliche zu Saamen stehen/ wenn solcher reiff und gelb worden/ nehmet ihn ab/ und last ihn wohl trucken werden/ ehe ihr ihn beylegt.</p> <p>Wenn die jungen Mangold-Stöcke mit den Wurzeln ein wenig gekochet/ und auß Essig gessen wird/ bringt er Lust zur Speise/ wegen deß sauren zusam̃enziehenden nitroischen Saltzes/ benimbt den Durst/ und im Sommers-Zeit stillet er solcher gestalt die Choleram, und erweicht den Leib / der Safft davon in die Nasen gezogen/ macht niessen/ und ziehet einen hauffen Feuchtigkeit durch die Nasen/ erleuchtert dardurch sehr das Haupt/ und hebet dessen Verstopffunge.</p> <p>Senff</p> <p>Ist zweyerley/ einer bringet gelben/ der andre schwartzen Saamen/ wird nun gesäet/ wann der Saame zeitig/ wird er zum Gebrauch und zur künfftigen Auß-Saat auff genommen.</p> <p>Man nim̃t reiffe Weintrauben/ zerquetscht sie und tringet sie durch ein hären Tuch/ damit Steine und Haut zurücke bleiben/ kocht den auß gepreßten Safft so lange/ daß er sich halten kan/ mischt gemahlnen Senff darunter/ und verwahret ihn in einem reinen Gefäß/ gibt eine gute Tuncke.</p> <p>Der gemahlne Senff wird auch wohl nur mit Essig vermischet/ und bey unvertaulichen Speisen genossen/ massen er hitzet und trucknet im vierten gradu, zertheilet/ ziehet an sich/ und macht röthe/ wo nicht Blasen: wird vornehmlich Appetit zu erwecken/ die Verdauung zu befördern/ in Miltz-Verstopffung und viertägigen Fiebern ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0100]
Portulac kühlet im dritten Gradu, zeucht zusammen/ gibt wenig Nahrung/ tödter die Würmer im Leibe/ und treibet sie auß/ stillet das hitzige Wüten der Gallen / deßwegen sehr dienlich ist in faulen Fiebern in hitziger urin, wie auch im Scharbock/ leget ihr einem/ der in grosser Hitze deß Fiebers ligt/ von diesen Blättern auf die Leber und Nieren/ werdet ihr ihme grossen Trost schaffen.
Beta. Mangold/ Römischer Kohl.
Davon sind zweyerley Sorten weisse und rothe/ deren Körnet werden meistentheils an die Rücken der Bette einen Schuch weit von einander gesetzet/ weil sie grosse Pflantzen macht/ und viel breite Bläuer bringet; Der Gebrauch derselben ist mehr als zu gemein.
Lasset von den grösten etliche zu Saamen stehen/ wenn solcher reiff und gelb worden/ nehmet ihn ab/ und last ihn wohl trucken werden/ ehe ihr ihn beylegt.
Wenn die jungen Mangold-Stöcke mit den Wurzeln ein wenig gekochet/ und auß Essig gessen wird/ bringt er Lust zur Speise/ wegen deß sauren zusam̃enziehenden nitroischen Saltzes/ benimbt den Durst/ und im Sommers-Zeit stillet er solcher gestalt die Choleram, und erweicht den Leib / der Safft davon in die Nasen gezogen/ macht niessen/ und ziehet einen hauffen Feuchtigkeit durch die Nasen/ erleuchtert dardurch sehr das Haupt/ und hebet dessen Verstopffunge.
Senff
Ist zweyerley/ einer bringet gelben/ der andre schwartzen Saamen/ wird nun gesäet/ wann der Saame zeitig/ wird er zum Gebrauch und zur künfftigen Auß-Saat auff genommen.
Man nim̃t reiffe Weintrauben/ zerquetscht sie und tringet sie durch ein hären Tuch/ damit Steine und Haut zurücke bleiben/ kocht den auß gepreßten Safft so lange/ daß er sich halten kan/ mischt gemahlnen Senff darunter/ und verwahret ihn in einem reinen Gefäß/ gibt eine gute Tuncke.
Der gemahlne Senff wird auch wohl nur mit Essig vermischet/ und bey unvertaulichen Speisen genossen/ massen er hitzet und trucknet im vierten gradu, zertheilet/ ziehet an sich/ und macht röthe/ wo nicht Blasen: wird vornehmlich Appetit zu erwecken/ die Verdauung zu befördern/ in Miltz-Verstopffung und viertägigen Fiebern ge-
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Zitationshilfe: | Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/100>, abgerufen am 27.07.2024. |