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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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ganz Geschickte vermochten den Schleier ein wenig zu lüften, in den sie sich, ohne die Absicht sich zu verbergen, ganz natürlich hüllte.

Beim Eintritt ins Kloster wurde von den Eltern festgesetzt, dass Manon ein Jahr hier zu verbleiben habe, sie hatte es selbst gewünscht, eine Frist bestimmt zu sehen, nach der sie nicht weiter das Opfer zu bringen hatte, von ihrer Mutter getrennt leben zu müssen. Als die Zeit um war und es hiess, sich von der geliebten Einsamkeit, von den guten Freundinnen und teilnehmenden Lehrerinnen für immer zu trennen, da gab es Thränen in Hülle und Fülle von allen Seiten. Man schwor sich ewige Freundschaft, und Manon gab das Versprechen, recht oft ins Kloster zu kommen, um alle die teueren Personen wiederzusehen. Frau Phlipon musste durch die häufige Abwesenheit ihres Mannes viel im Atelier sein, um die Schüler zu beaufsichtigen und gab ihre Tochter deshalb für eine Zeit zu Herrn Phlipons Mutter. Manon willigte ein, da sie dort ihre Mutter doch viel häufiger sehen konnte als im Kloster. Bei dieser Grossmutter lebte auch eine Tante Manons, Fräulein Rotisset, die sie Angelique nannte. Sie war asthmatisch und sehr fromm, gut wie ein Engel und harmlos wie ein Kind. Sie betrug sich wie eine demütige Magd vor ihrer älteren Schwester, Manons Grossmutter. Die Sorge um den Haushalt ruhte einzig auf ihr, eine Waschfrau kam zweimal des Tages, um die gröbste Arbeit zu verrichten, alles übrige machte Tante Angelique. Sie half ihrer Schwester mit einer gewissen Ehrerbietung sogar beim Ankleiden. Sie wurde auch sogleich Manons Bonne, während die Grossmutter Phlipon das Amt der Erzieherin für sich in Anspruch nahm. Das im Kloster gegebene Versprechen wurde gehalten; so oft es nur anging, machte sich Manon in Begleitung ihrer Tante Angelique auf den Weg dahin. Aber der Verkehr mit den Schwestern Cannet war durch das Dazwischentreten der anderen, die auch ins Sprechzimmer kamen, um Manon zu sehen, gestört. Die Mädchen verfielen auf den

ganz Geschickte vermochten den Schleier ein wenig zu lüften, in den sie sich, ohne die Absicht sich zu verbergen, ganz natürlich hüllte.

Beim Eintritt ins Kloster wurde von den Eltern festgesetzt, dass Manon ein Jahr hier zu verbleiben habe, sie hatte es selbst gewünscht, eine Frist bestimmt zu sehen, nach der sie nicht weiter das Opfer zu bringen hatte, von ihrer Mutter getrennt leben zu müssen. Als die Zeit um war und es hiess, sich von der geliebten Einsamkeit, von den guten Freundinnen und teilnehmenden Lehrerinnen für immer zu trennen, da gab es Thränen in Hülle und Fülle von allen Seiten. Man schwor sich ewige Freundschaft, und Manon gab das Versprechen, recht oft ins Kloster zu kommen, um alle die teueren Personen wiederzusehen. Frau Phlipon musste durch die häufige Abwesenheit ihres Mannes viel im Atelier sein, um die Schüler zu beaufsichtigen und gab ihre Tochter deshalb für eine Zeit zu Herrn Phlipons Mutter. Manon willigte ein, da sie dort ihre Mutter doch viel häufiger sehen konnte als im Kloster. Bei dieser Grossmutter lebte auch eine Tante Manons, Fräulein Rotisset, die sie Angélique nannte. Sie war asthmatisch und sehr fromm, gut wie ein Engel und harmlos wie ein Kind. Sie betrug sich wie eine demütige Magd vor ihrer älteren Schwester, Manons Grossmutter. Die Sorge um den Haushalt ruhte einzig auf ihr, eine Waschfrau kam zweimal des Tages, um die gröbste Arbeit zu verrichten, alles übrige machte Tante Angélique. Sie half ihrer Schwester mit einer gewissen Ehrerbietung sogar beim Ankleiden. Sie wurde auch sogleich Manons Bonne, während die Grossmutter Phlipon das Amt der Erzieherin für sich in Anspruch nahm. Das im Kloster gegebene Versprechen wurde gehalten; so oft es nur anging, machte sich Manon in Begleitung ihrer Tante Angélique auf den Weg dahin. Aber der Verkehr mit den Schwestern Cannet war durch das Dazwischentreten der anderen, die auch ins Sprechzimmer kamen, um Manon zu sehen, gestört. Die Mädchen verfielen auf den

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[69/0088] ganz Geschickte vermochten den Schleier ein wenig zu lüften, in den sie sich, ohne die Absicht sich zu verbergen, ganz natürlich hüllte. Beim Eintritt ins Kloster wurde von den Eltern festgesetzt, dass Manon ein Jahr hier zu verbleiben habe, sie hatte es selbst gewünscht, eine Frist bestimmt zu sehen, nach der sie nicht weiter das Opfer zu bringen hatte, von ihrer Mutter getrennt leben zu müssen. Als die Zeit um war und es hiess, sich von der geliebten Einsamkeit, von den guten Freundinnen und teilnehmenden Lehrerinnen für immer zu trennen, da gab es Thränen in Hülle und Fülle von allen Seiten. Man schwor sich ewige Freundschaft, und Manon gab das Versprechen, recht oft ins Kloster zu kommen, um alle die teueren Personen wiederzusehen. Frau Phlipon musste durch die häufige Abwesenheit ihres Mannes viel im Atelier sein, um die Schüler zu beaufsichtigen und gab ihre Tochter deshalb für eine Zeit zu Herrn Phlipons Mutter. Manon willigte ein, da sie dort ihre Mutter doch viel häufiger sehen konnte als im Kloster. Bei dieser Grossmutter lebte auch eine Tante Manons, Fräulein Rotisset, die sie Angélique nannte. Sie war asthmatisch und sehr fromm, gut wie ein Engel und harmlos wie ein Kind. Sie betrug sich wie eine demütige Magd vor ihrer älteren Schwester, Manons Grossmutter. Die Sorge um den Haushalt ruhte einzig auf ihr, eine Waschfrau kam zweimal des Tages, um die gröbste Arbeit zu verrichten, alles übrige machte Tante Angélique. Sie half ihrer Schwester mit einer gewissen Ehrerbietung sogar beim Ankleiden. Sie wurde auch sogleich Manons Bonne, während die Grossmutter Phlipon das Amt der Erzieherin für sich in Anspruch nahm. Das im Kloster gegebene Versprechen wurde gehalten; so oft es nur anging, machte sich Manon in Begleitung ihrer Tante Angélique auf den Weg dahin. Aber der Verkehr mit den Schwestern Cannet war durch das Dazwischentreten der anderen, die auch ins Sprechzimmer kamen, um Manon zu sehen, gestört. Die Mädchen verfielen auf den

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/88>, abgerufen am 24.11.2024.