Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Listen der zu Verbannenden geschrieben und die Häupter gezählt die er für seinen Argwohn und seine Rachsucht brauchte. 2500 Opfer waren in Lyon bezeichnet, 3000 in Marseille, 2800 in Paris, 3000 in der Bretagne und im Calvados. Der Name Marat machte erschaudern als wäre er mit dem des Todes gleichbedeutend. Um all dieses Blutvergiessen zu hindern, wollte sie sich opfern. Sie wollte die Girondisten studieren und kennen lernen, sie wollte sie ergründen, ohne sich ihnen zu entdecken. Sie achtete sie genügend, um ihnen nicht einen Plan zu verraten, den sie für ein Verbrechen hätten ansehen können, dem sie gleich einer grossmütigen Verwegenheit zuvorgekommen wären. Sie besass die Standhaftigkeit, ihren Freunden den Gedanken zu verbergen, der sie selbst zu grunde richten sollte, um die andern zu retten. Sie gab Scheingründe an, um in die Intendantur zu gelangen, wohin die Bürger Zutritt hatten, falls sie den Abgeordneten ein Anliegen mitzuteilen hätten. Sie sprach mit einigen, auch mit Barbaroux zweimal, was gleich zu albernen Vermutungen, woran kein wahres Wort war, Anlass gab, da beide jung und schön waren. Als einmal Petion durch den allgemein zugänglichen Wartesaal ging, wo Charlotte Corday auf Barbaroux wartete, spöttelte er über ihren Eifer und sagte lachend: "Da ist wieder die schöne Aristokratin, die die Republikaner besuchen kommt." Das junge Mädchen verstand das zynische Lächeln und die beleidigende Anspielung, sie antwortete errötend: "Bürger Petion, Sie beurteilen mich jetzt ohne mich zu kennen, eines Tages werden Sie erfahren, wer ich bin!" Charlotte Corday hatte sich von Barbaroux eine Empfehlung an den Minister geben lassen, um zu gunsten ihrer Jugendfreundin Fräulein v. Forbin um dessen Unterstützung zu bitten. Fräulein v. Forbin war von ihren Eltern gezwungen worden, mit ihnen in die Verbannung zu ziehen, sie litt nun in der Schweiz Not und Elend. Barbaroux gab ihr einen Brief an Lanze de Perret. Listen der zu Verbannenden geschrieben und die Häupter gezählt die er für seinen Argwohn und seine Rachsucht brauchte. 2500 Opfer waren in Lyon bezeichnet, 3000 in Marseille, 2800 in Paris, 3000 in der Bretagne und im Calvados. Der Name Marat machte erschaudern als wäre er mit dem des Todes gleichbedeutend. Um all dieses Blutvergiessen zu hindern, wollte sie sich opfern. Sie wollte die Girondisten studieren und kennen lernen, sie wollte sie ergründen, ohne sich ihnen zu entdecken. Sie achtete sie genügend, um ihnen nicht einen Plan zu verraten, den sie für ein Verbrechen hätten ansehen können, dem sie gleich einer grossmütigen Verwegenheit zuvorgekommen wären. Sie besass die Standhaftigkeit, ihren Freunden den Gedanken zu verbergen, der sie selbst zu grunde richten sollte, um die andern zu retten. Sie gab Scheingründe an, um in die Intendantur zu gelangen, wohin die Bürger Zutritt hatten, falls sie den Abgeordneten ein Anliegen mitzuteilen hätten. Sie sprach mit einigen, auch mit Barbaroux zweimal, was gleich zu albernen Vermutungen, woran kein wahres Wort war, Anlass gab, da beide jung und schön waren. Als einmal Pétion durch den allgemein zugänglichen Wartesaal ging, wo Charlotte Corday auf Barbaroux wartete, spöttelte er über ihren Eifer und sagte lachend: „Da ist wieder die schöne Aristokratin, die die Republikaner besuchen kommt.“ Das junge Mädchen verstand das zynische Lächeln und die beleidigende Anspielung, sie antwortete errötend: „Bürger Pétion, Sie beurteilen mich jetzt ohne mich zu kennen, eines Tages werden Sie erfahren, wer ich bin!“ Charlotte Corday hatte sich von Barbaroux eine Empfehlung an den Minister geben lassen, um zu gunsten ihrer Jugendfreundin Fräulein v. Forbin um dessen Unterstützung zu bitten. Fräulein v. Forbin war von ihren Eltern gezwungen worden, mit ihnen in die Verbannung zu ziehen, sie litt nun in der Schweiz Not und Elend. Barbaroux gab ihr einen Brief an Lanze de Perret. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="29"/> Listen der zu Verbannenden geschrieben und die Häupter gezählt die er für seinen Argwohn und seine Rachsucht brauchte. 2500 Opfer waren in Lyon bezeichnet, 3000 in Marseille, 2800 in Paris, 3000 in der Bretagne und im Calvados. Der Name Marat machte erschaudern als wäre er mit dem des Todes gleichbedeutend. Um all dieses Blutvergiessen zu hindern, wollte sie sich opfern.</p> <p>Sie wollte die Girondisten studieren und kennen lernen, sie wollte sie ergründen, ohne sich ihnen zu entdecken. Sie achtete sie genügend, um ihnen nicht einen Plan zu verraten, den sie für ein Verbrechen hätten ansehen können, dem sie gleich einer grossmütigen Verwegenheit zuvorgekommen wären. Sie besass die Standhaftigkeit, ihren Freunden den Gedanken zu verbergen, der sie selbst zu grunde richten sollte, um die andern zu retten. Sie gab Scheingründe an, um in die Intendantur zu gelangen, wohin die Bürger Zutritt hatten, falls sie den Abgeordneten ein Anliegen mitzuteilen hätten. Sie sprach mit einigen, auch mit Barbaroux zweimal, was gleich zu albernen Vermutungen, woran kein wahres Wort war, Anlass gab, da beide jung und schön waren.</p> <p>Als einmal Pétion durch den allgemein zugänglichen Wartesaal ging, wo Charlotte Corday auf Barbaroux wartete, spöttelte er über ihren Eifer und sagte lachend: „Da ist wieder die schöne Aristokratin, die die Republikaner besuchen kommt.“ Das junge Mädchen verstand das zynische Lächeln und die beleidigende Anspielung, sie antwortete errötend: „Bürger Pétion, Sie beurteilen mich jetzt ohne mich zu kennen, eines Tages werden Sie erfahren, wer ich bin!“</p> <p>Charlotte Corday hatte sich von Barbaroux eine Empfehlung an den Minister geben lassen, um zu gunsten ihrer Jugendfreundin Fräulein v. Forbin um dessen Unterstützung zu bitten. Fräulein v. Forbin war von ihren Eltern gezwungen worden, mit ihnen in die Verbannung zu ziehen, sie litt nun in der Schweiz Not und Elend. Barbaroux gab ihr einen Brief an Lanze de Perret.</p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0047]
Listen der zu Verbannenden geschrieben und die Häupter gezählt die er für seinen Argwohn und seine Rachsucht brauchte. 2500 Opfer waren in Lyon bezeichnet, 3000 in Marseille, 2800 in Paris, 3000 in der Bretagne und im Calvados. Der Name Marat machte erschaudern als wäre er mit dem des Todes gleichbedeutend. Um all dieses Blutvergiessen zu hindern, wollte sie sich opfern.
Sie wollte die Girondisten studieren und kennen lernen, sie wollte sie ergründen, ohne sich ihnen zu entdecken. Sie achtete sie genügend, um ihnen nicht einen Plan zu verraten, den sie für ein Verbrechen hätten ansehen können, dem sie gleich einer grossmütigen Verwegenheit zuvorgekommen wären. Sie besass die Standhaftigkeit, ihren Freunden den Gedanken zu verbergen, der sie selbst zu grunde richten sollte, um die andern zu retten. Sie gab Scheingründe an, um in die Intendantur zu gelangen, wohin die Bürger Zutritt hatten, falls sie den Abgeordneten ein Anliegen mitzuteilen hätten. Sie sprach mit einigen, auch mit Barbaroux zweimal, was gleich zu albernen Vermutungen, woran kein wahres Wort war, Anlass gab, da beide jung und schön waren.
Als einmal Pétion durch den allgemein zugänglichen Wartesaal ging, wo Charlotte Corday auf Barbaroux wartete, spöttelte er über ihren Eifer und sagte lachend: „Da ist wieder die schöne Aristokratin, die die Republikaner besuchen kommt.“ Das junge Mädchen verstand das zynische Lächeln und die beleidigende Anspielung, sie antwortete errötend: „Bürger Pétion, Sie beurteilen mich jetzt ohne mich zu kennen, eines Tages werden Sie erfahren, wer ich bin!“
Charlotte Corday hatte sich von Barbaroux eine Empfehlung an den Minister geben lassen, um zu gunsten ihrer Jugendfreundin Fräulein v. Forbin um dessen Unterstützung zu bitten. Fräulein v. Forbin war von ihren Eltern gezwungen worden, mit ihnen in die Verbannung zu ziehen, sie litt nun in der Schweiz Not und Elend. Barbaroux gab ihr einen Brief an Lanze de Perret.
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