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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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Mit Befriedigung und voll Hoffnungsfreudigkeit machte sie sich auf die Reise, aber sie fand sich in all ihren Berechnungen getäuscht. Das Gift des Lasters hatte sein Herz angegriffen. Er liess sie allein auf dem Lande, er selbst ging nach London und überliess sich abermals derart der grössten Zügellosigkeit, dass er seine Gesundheit zerrüttete. Sie sah voraus, dass alles vergebens sein würde, dass er sich nie mehr würde ändern können, und sie selbst gab den Gedanken auf, sich mit einem Manne zu verbinden, der sich von Tag zu Tag ihrer unwürdiger machte. Sie dachte, es sei klüger, ihn seine Wege gehen zu lassen, da er nicht mehr die Kraft hatte seine Laster zu überwinden, als sich selbst dazu zu verurteilen, ihr ganzes Leben hindurch unglücklich zu sein. Theroigne verliess ihren Bräutigam im Jahre 1787 leiderfüllten Herzens, denn sie liebte ihn immer noch!

Theroigne wandte sich zunächst nach London. Da sie hier keine Bekannte hatte, kam ihr der Gedanke, zu ihrer Familie zurückzukehren, um ihr Geld mit ihr zu teilen. Sie wollte ihren Vater nicht kränken und beschloss, sich als Witwe vorzustellen, das Geld sei das Erbe nach ihrem verstorbenen Manne. Sie legte sich deshalb einen englischen Namen bei.

Während der Reise zu ihrem Vater erfuhr sie im Dorfe Jupille in den Ardennen, dass er gestorben sei. Nun änderte sie ihre Absichten, machte einen kurzen Besuch bei ihrer Stiefmutter und ihren Geschwistern; sie gab der ersteren etwas Geld und nahm ihre drei Brüder mit sich nach Paris, um sie dort ausbilden zu lassen, namentlich einen in Musik, einen anderen in der Malerei. So geriet sie in die Hände eines betrügerischen Musiklehrers. Er liess einen Kontrakt aufsetzen, den sie ohne zu lesen oder sich auch nur den Inhalt in seinen Hauptzügen übersetzen zu lassen (er war in italienischer Sprache abgefasst), unterschrieb. Der Lehrer bewog sie, mit ihm und den Brüdern nach Italien zu reisen, er wies auf die Vorteile hin, die sich für

Mit Befriedigung und voll Hoffnungsfreudigkeit machte sie sich auf die Reise, aber sie fand sich in all ihren Berechnungen getäuscht. Das Gift des Lasters hatte sein Herz angegriffen. Er liess sie allein auf dem Lande, er selbst ging nach London und überliess sich abermals derart der grössten Zügellosigkeit, dass er seine Gesundheit zerrüttete. Sie sah voraus, dass alles vergebens sein würde, dass er sich nie mehr würde ändern können, und sie selbst gab den Gedanken auf, sich mit einem Manne zu verbinden, der sich von Tag zu Tag ihrer unwürdiger machte. Sie dachte, es sei klüger, ihn seine Wege gehen zu lassen, da er nicht mehr die Kraft hatte seine Laster zu überwinden, als sich selbst dazu zu verurteilen, ihr ganzes Leben hindurch unglücklich zu sein. Théroigne verliess ihren Bräutigam im Jahre 1787 leiderfüllten Herzens, denn sie liebte ihn immer noch!

Théroigne wandte sich zunächst nach London. Da sie hier keine Bekannte hatte, kam ihr der Gedanke, zu ihrer Familie zurückzukehren, um ihr Geld mit ihr zu teilen. Sie wollte ihren Vater nicht kränken und beschloss, sich als Witwe vorzustellen, das Geld sei das Erbe nach ihrem verstorbenen Manne. Sie legte sich deshalb einen englischen Namen bei.

Während der Reise zu ihrem Vater erfuhr sie im Dorfe Jupille in den Ardennen, dass er gestorben sei. Nun änderte sie ihre Absichten, machte einen kurzen Besuch bei ihrer Stiefmutter und ihren Geschwistern; sie gab der ersteren etwas Geld und nahm ihre drei Brüder mit sich nach Paris, um sie dort ausbilden zu lassen, namentlich einen in Musik, einen anderen in der Malerei. So geriet sie in die Hände eines betrügerischen Musiklehrers. Er liess einen Kontrakt aufsetzen, den sie ohne zu lesen oder sich auch nur den Inhalt in seinen Hauptzügen übersetzen zu lassen (er war in italienischer Sprache abgefasst), unterschrieb. Der Lehrer bewog sie, mit ihm und den Brüdern nach Italien zu reisen, er wies auf die Vorteile hin, die sich für

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[15/0032] Mit Befriedigung und voll Hoffnungsfreudigkeit machte sie sich auf die Reise, aber sie fand sich in all ihren Berechnungen getäuscht. Das Gift des Lasters hatte sein Herz angegriffen. Er liess sie allein auf dem Lande, er selbst ging nach London und überliess sich abermals derart der grössten Zügellosigkeit, dass er seine Gesundheit zerrüttete. Sie sah voraus, dass alles vergebens sein würde, dass er sich nie mehr würde ändern können, und sie selbst gab den Gedanken auf, sich mit einem Manne zu verbinden, der sich von Tag zu Tag ihrer unwürdiger machte. Sie dachte, es sei klüger, ihn seine Wege gehen zu lassen, da er nicht mehr die Kraft hatte seine Laster zu überwinden, als sich selbst dazu zu verurteilen, ihr ganzes Leben hindurch unglücklich zu sein. Théroigne verliess ihren Bräutigam im Jahre 1787 leiderfüllten Herzens, denn sie liebte ihn immer noch! Théroigne wandte sich zunächst nach London. Da sie hier keine Bekannte hatte, kam ihr der Gedanke, zu ihrer Familie zurückzukehren, um ihr Geld mit ihr zu teilen. Sie wollte ihren Vater nicht kränken und beschloss, sich als Witwe vorzustellen, das Geld sei das Erbe nach ihrem verstorbenen Manne. Sie legte sich deshalb einen englischen Namen bei. Während der Reise zu ihrem Vater erfuhr sie im Dorfe Jupille in den Ardennen, dass er gestorben sei. Nun änderte sie ihre Absichten, machte einen kurzen Besuch bei ihrer Stiefmutter und ihren Geschwistern; sie gab der ersteren etwas Geld und nahm ihre drei Brüder mit sich nach Paris, um sie dort ausbilden zu lassen, namentlich einen in Musik, einen anderen in der Malerei. So geriet sie in die Hände eines betrügerischen Musiklehrers. Er liess einen Kontrakt aufsetzen, den sie ohne zu lesen oder sich auch nur den Inhalt in seinen Hauptzügen übersetzen zu lassen (er war in italienischer Sprache abgefasst), unterschrieb. Der Lehrer bewog sie, mit ihm und den Brüdern nach Italien zu reisen, er wies auf die Vorteile hin, die sich für

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/32>, abgerufen am 24.11.2024.