Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.dennoch die Revolution in den Geistern und Ereignissen ihren Anfang genommen. Sophie nahm grossen Anteil an der Bewegung, sie drängte Condorcet zum Angriff auf die alte Gesellschaft. Tatsächlich brachte sie es dahin, dass er, der Gelehrte, der Sekretär der Akademie der Wissenschaften, ohne Zögern in allen politischen Fragen mit seiner Stellungnahme in den Vordergrund trat. Die Leute wurden über seine Art die Dinge zu sehen unruhig, und suchten das Geheimste seiner Gedanken zu erforschen. Zu Beginn des Jahres 1786 gründeten verschiedene Kunstfreunde, unter ihnen der Graf von Artois, Montorin und Montesquieu, an der Ecke der Rue St. Honore und Rue Valois, ein literarisches und gelehrtes Zentrum, das unter dem Namen Lyzeum bekannt war. La Harpe und Condorcet waren seine zwei hervorragendsten Lehrer. Die Kurse von La Harpe waren bewundernswürdig geleitet und verwandelten sich rasch aus literarischen Lektionen in solche revolutionärer Begeisterung. Gleichzeitig unterrichteten Garat und Marmontel Geschichte, Condorcet und Lacroix Mathematik, Foucroy Chemie und Naturgeschichte, De Parcieux Physik. Nach ganz kurzer Zeit nahm das Lyzeum einen ganz mächtigen Aufschwung. Man zählte bald 700 Inskribierte; darunter die vornehmsten Damen des Hofes und der Gesellschaft. Ausser dieser Elite der Damenwelt kamen alle Leute des Geistes, alles was es glänzendes gab. Sophie von Condorcet war die beharrlichste und bemerkteste unter den jungen Hörerinnen. Sie war auch bei der Antrittsvorlesung ihres Mannes zugegen, der seinen Kurs folgendermassen einleitete: "Alle Ansprüche entstehen gleicherweise aus Unwissenheit beim Menschen und der noch grössern Unwissenheit, die er bei jenen vermutet, bei denen er seine Ansprüche geltend macht." Condorcet hatte sich nicht bei der Versammlung der Stände gemeldet, aber die Stellung, die er einnahm, seine Beziehungen in der philosophischen Welt, seine von dem dennoch die Revolution in den Geistern und Ereignissen ihren Anfang genommen. Sophie nahm grossen Anteil an der Bewegung, sie drängte Condorcet zum Angriff auf die alte Gesellschaft. Tatsächlich brachte sie es dahin, dass er, der Gelehrte, der Sekretär der Akademie der Wissenschaften, ohne Zögern in allen politischen Fragen mit seiner Stellungnahme in den Vordergrund trat. Die Leute wurden über seine Art die Dinge zu sehen unruhig, und suchten das Geheimste seiner Gedanken zu erforschen. Zu Beginn des Jahres 1786 gründeten verschiedene Kunstfreunde, unter ihnen der Graf von Artois, Montorin und Montesquieu, an der Ecke der Rue St. Honoré und Rue Valois, ein literarisches und gelehrtes Zentrum, das unter dem Namen Lyzeum bekannt war. La Harpe und Condorcet waren seine zwei hervorragendsten Lehrer. Die Kurse von La Harpe waren bewundernswürdig geleitet und verwandelten sich rasch aus literarischen Lektionen in solche revolutionärer Begeisterung. Gleichzeitig unterrichteten Garat und Marmontel Geschichte, Condorcet und Lacroix Mathematik, Foucroy Chemie und Naturgeschichte, De Parcieux Physik. Nach ganz kurzer Zeit nahm das Lyzeum einen ganz mächtigen Aufschwung. Man zählte bald 700 Inskribierte; darunter die vornehmsten Damen des Hofes und der Gesellschaft. Ausser dieser Elite der Damenwelt kamen alle Leute des Geistes, alles was es glänzendes gab. Sophie von Condorcet war die beharrlichste und bemerkteste unter den jungen Hörerinnen. Sie war auch bei der Antrittsvorlesung ihres Mannes zugegen, der seinen Kurs folgendermassen einleitete: „Alle Ansprüche entstehen gleicherweise aus Unwissenheit beim Menschen und der noch grössern Unwissenheit, die er bei jenen vermutet, bei denen er seine Ansprüche geltend macht.“ Condorcet hatte sich nicht bei der Versammlung der Stände gemeldet, aber die Stellung, die er einnahm, seine Beziehungen in der philosophischen Welt, seine von dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0255" n="231"/> dennoch die Revolution in den Geistern und Ereignissen ihren Anfang genommen. Sophie nahm grossen Anteil an der Bewegung, sie drängte Condorcet zum Angriff auf die alte Gesellschaft. Tatsächlich brachte sie es dahin, dass er, der Gelehrte, der Sekretär der Akademie der Wissenschaften, ohne Zögern in allen politischen Fragen mit seiner Stellungnahme in den Vordergrund trat. Die Leute wurden über seine Art die Dinge zu sehen unruhig, und suchten das Geheimste seiner Gedanken zu erforschen.</p> <p>Zu Beginn des Jahres 1786 gründeten verschiedene Kunstfreunde, unter ihnen der Graf von Artois, Montorin und <choice><sic>Montesquiou</sic><corr>Montesquieu</corr></choice>, an der Ecke der Rue St. Honoré und Rue Valois, ein literarisches und gelehrtes Zentrum, das unter dem Namen Lyzeum bekannt war. La Harpe und Condorcet waren seine zwei hervorragendsten Lehrer. Die Kurse von La Harpe waren bewundernswürdig geleitet und verwandelten sich rasch aus literarischen Lektionen in solche revolutionärer Begeisterung.</p> <p>Gleichzeitig unterrichteten Garat und Marmontel Geschichte, Condorcet und Lacroix Mathematik, Foucroy Chemie und Naturgeschichte, De Parcieux Physik. Nach ganz kurzer Zeit nahm das Lyzeum einen ganz mächtigen Aufschwung. Man zählte bald 700 Inskribierte; darunter die vornehmsten Damen des Hofes und der Gesellschaft. Ausser dieser Elite der Damenwelt kamen alle Leute des Geistes, alles was es glänzendes gab.</p> <p>Sophie von Condorcet war die beharrlichste und bemerkteste unter den jungen Hörerinnen. Sie war auch bei der Antrittsvorlesung ihres Mannes zugegen, der seinen Kurs folgendermassen einleitete: „Alle Ansprüche entstehen gleicherweise aus Unwissenheit beim Menschen und der noch grössern Unwissenheit, die er bei jenen vermutet, bei denen er seine Ansprüche geltend macht.“</p> <p>Condorcet hatte sich nicht bei der Versammlung der Stände gemeldet, aber die Stellung, die er einnahm, seine Beziehungen in der philosophischen Welt, seine von dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [231/0255]
dennoch die Revolution in den Geistern und Ereignissen ihren Anfang genommen. Sophie nahm grossen Anteil an der Bewegung, sie drängte Condorcet zum Angriff auf die alte Gesellschaft. Tatsächlich brachte sie es dahin, dass er, der Gelehrte, der Sekretär der Akademie der Wissenschaften, ohne Zögern in allen politischen Fragen mit seiner Stellungnahme in den Vordergrund trat. Die Leute wurden über seine Art die Dinge zu sehen unruhig, und suchten das Geheimste seiner Gedanken zu erforschen.
Zu Beginn des Jahres 1786 gründeten verschiedene Kunstfreunde, unter ihnen der Graf von Artois, Montorin und Montesquieu, an der Ecke der Rue St. Honoré und Rue Valois, ein literarisches und gelehrtes Zentrum, das unter dem Namen Lyzeum bekannt war. La Harpe und Condorcet waren seine zwei hervorragendsten Lehrer. Die Kurse von La Harpe waren bewundernswürdig geleitet und verwandelten sich rasch aus literarischen Lektionen in solche revolutionärer Begeisterung.
Gleichzeitig unterrichteten Garat und Marmontel Geschichte, Condorcet und Lacroix Mathematik, Foucroy Chemie und Naturgeschichte, De Parcieux Physik. Nach ganz kurzer Zeit nahm das Lyzeum einen ganz mächtigen Aufschwung. Man zählte bald 700 Inskribierte; darunter die vornehmsten Damen des Hofes und der Gesellschaft. Ausser dieser Elite der Damenwelt kamen alle Leute des Geistes, alles was es glänzendes gab.
Sophie von Condorcet war die beharrlichste und bemerkteste unter den jungen Hörerinnen. Sie war auch bei der Antrittsvorlesung ihres Mannes zugegen, der seinen Kurs folgendermassen einleitete: „Alle Ansprüche entstehen gleicherweise aus Unwissenheit beim Menschen und der noch grössern Unwissenheit, die er bei jenen vermutet, bei denen er seine Ansprüche geltend macht.“
Condorcet hatte sich nicht bei der Versammlung der Stände gemeldet, aber die Stellung, die er einnahm, seine Beziehungen in der philosophischen Welt, seine von dem
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