Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Brett schnallte, hefteten sich ihre Blicke auf die Kolossalstatue der Freiheit, die sich am Revolutionsplatz erhob. "Oh, Freiheit, welche Verbrechen begeht man in deinem Namen," rief sie. In diesem Augenblick schwankte das verhängnisvolle Brett und Madame Roland hatte zu leben aufgehört. Mit Madame Roland starb eine der bewundernswertesten Frauen, die die neuere Zeit hervorgebracht hat und der man auch in vergangenen Jahrhunderten kaum eine Rivalin entgegenzustellen vermag. Sie gehörte zu jenen seltenen Erscheinungen, an denen die Natur ein Vergnügen zu haben schien, ihren Reichtum zu verschwenden und die sie nur in grossen Zeiträumen hervorbringt. Erhaben in grossen und kleinen Dingen, verband sie Grazie und Mut, Verstand, sanfte Heiterkeit, Anmut und erhabene Aufopferung. Ihr Andenken wird die Zeiten überdauern, ihr Beispiel wird immer in jenen wirksam sein, die an Grosses glauben und sich für Ideen zu opfern bereit fühlen. Wir wollen dem Leser die merkwürdige Auffindung der schönen Briefe Madame Rolands an ihren Geliebten Buzot nicht vorenthalten. An einem der letzten Tage des November 1863 kam ein junger Mann zu einem Buchhändler in Paris, Quai Voltaire. Er hatte einen Pack alter Schriften unter dem Arm. Er erzählte, dass er sie in einer Kiste gefunden habe, die ehemals seinem Grossvater gehörte, der ein grosser Liebhaber alter Bücher und Handschriften gewesen sei. Der Buchhändler prüfte, zögerte und weigerte sich den Kauf abzuschliessen, da die Papiere nichts von Interesse enthielten. Der junge Mann versprach wiederzukommen und andere Schriften zu bringen. So kam er wiederholt und brachte Brett schnallte, hefteten sich ihre Blicke auf die Kolossalstatue der Freiheit, die sich am Revolutionsplatz erhob. „Oh, Freiheit, welche Verbrechen begeht man in deinem Namen,“ rief sie. In diesem Augenblick schwankte das verhängnisvolle Brett und Madame Roland hatte zu leben aufgehört. Mit Madame Roland starb eine der bewundernswertesten Frauen, die die neuere Zeit hervorgebracht hat und der man auch in vergangenen Jahrhunderten kaum eine Rivalin entgegenzustellen vermag. Sie gehörte zu jenen seltenen Erscheinungen, an denen die Natur ein Vergnügen zu haben schien, ihren Reichtum zu verschwenden und die sie nur in grossen Zeiträumen hervorbringt. Erhaben in grossen und kleinen Dingen, verband sie Grazie und Mut, Verstand, sanfte Heiterkeit, Anmut und erhabene Aufopferung. Ihr Andenken wird die Zeiten überdauern, ihr Beispiel wird immer in jenen wirksam sein, die an Grosses glauben und sich für Ideen zu opfern bereit fühlen. Wir wollen dem Leser die merkwürdige Auffindung der schönen Briefe Madame Rolands an ihren Geliebten Buzot nicht vorenthalten. An einem der letzten Tage des November 1863 kam ein junger Mann zu einem Buchhändler in Paris, Quai Voltaire. Er hatte einen Pack alter Schriften unter dem Arm. Er erzählte, dass er sie in einer Kiste gefunden habe, die ehemals seinem Grossvater gehörte, der ein grosser Liebhaber alter Bücher und Handschriften gewesen sei. Der Buchhändler prüfte, zögerte und weigerte sich den Kauf abzuschliessen, da die Papiere nichts von Interesse enthielten. Der junge Mann versprach wiederzukommen und andere Schriften zu bringen. So kam er wiederholt und brachte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0168" n="149"/> Brett schnallte, hefteten sich ihre Blicke auf die Kolossalstatue der Freiheit, die sich am Revolutionsplatz erhob. „Oh, Freiheit, welche Verbrechen begeht man in deinem Namen,“ rief sie. 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Brett schnallte, hefteten sich ihre Blicke auf die Kolossalstatue der Freiheit, die sich am Revolutionsplatz erhob. „Oh, Freiheit, welche Verbrechen begeht man in deinem Namen,“ rief sie. In diesem Augenblick schwankte das verhängnisvolle Brett und Madame Roland hatte zu leben aufgehört.
Mit Madame Roland starb eine der bewundernswertesten Frauen, die die neuere Zeit hervorgebracht hat und der man auch in vergangenen Jahrhunderten kaum eine Rivalin entgegenzustellen vermag. Sie gehörte zu jenen seltenen Erscheinungen, an denen die Natur ein Vergnügen zu haben schien, ihren Reichtum zu verschwenden und die sie nur in grossen Zeiträumen hervorbringt.
Erhaben in grossen und kleinen Dingen, verband sie Grazie und Mut, Verstand, sanfte Heiterkeit, Anmut und erhabene Aufopferung. Ihr Andenken wird die Zeiten überdauern, ihr Beispiel wird immer in jenen wirksam sein, die an Grosses glauben und sich für Ideen zu opfern bereit fühlen.
Wir wollen dem Leser die merkwürdige Auffindung der schönen Briefe Madame Rolands an ihren Geliebten Buzot nicht vorenthalten.
An einem der letzten Tage des November 1863 kam ein junger Mann zu einem Buchhändler in Paris, Quai Voltaire. Er hatte einen Pack alter Schriften unter dem Arm. Er erzählte, dass er sie in einer Kiste gefunden habe, die ehemals seinem Grossvater gehörte, der ein grosser Liebhaber alter Bücher und Handschriften gewesen sei. Der Buchhändler prüfte, zögerte und weigerte sich den Kauf abzuschliessen, da die Papiere nichts von Interesse enthielten. Der junge Mann versprach wiederzukommen und andere Schriften zu bringen. So kam er wiederholt und brachte
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