Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Ich weiss, dass in Zeiten der Revolution Gesetz und Gerechtigkeit oft vergessen werden, Beweis dafür, dass ich mich hier befinde. Ich verdanke meinen Prozess nur den Vorurteilen, dem heftigen Hasse, der sich in einer grossen Bewegung entwickelt, und für gewöhnlich gegen jene geübt wird, die in die Augen stachen, oder an denen man einige Vorzüge kannte. Es wäre mir bei meinem Mute ein leichtes gewesen, mich der Untersuchung, die ich voraussah, zu entziehen, doch ich fand es angemessener, sie über mich ergehen zu lassen. Ich glaubte dieses Beispiel meinem Vaterlande schuldig zu sein, ich dachte, wenn ich verurteilt werden solle, müsse man der Tyrannei das Gehässige überlassen, eine Frau hinzuopfern, die keine Schuld traf als die, einiges Talent zu besitzen, auf das sie sich nie etwas zugute getan hat, einen grossen Eifer für das Wohl der Menschheit, den Mut, ihre unglücklichen Freunde nicht zu verleugnen und der Tugend mit Gefahr ihres Lebens die Ehre zu geben. Die Seelen, die einige Grösse haben, verstehen es, sich selbst zu vergessen, sie fühlen, was sie der Allgemeinheit schuldig sind und sie fassen sich nur im Spiegel der Nachtwelt ins Auge. Ich gehöre dem tugendhaften, verfolgten Roland an, ich war mit Männern in Verbindung, die die Verblendung und der Hass der eifersüchtigen Mittelmässigkeit hinopfern liess. Es ist nötig, dass ich, wenn die Reihe an mich kommt, auch zugrunde gehe, weil es den Grundsätzen der Tyrannei entspricht, jene hinzuopfern, die sie gewalttätig unterdrückt hat und alles bis auf die Zeugen der Ausschreitungen auszurotten. In dieser doppelten Eigenschaft schulden Sie mir den Tod und ich bin darauf gefasst. Wenn die Unschuld die Todesstrafe erduldet, zu der sie der Irrtum und die Verderbtheit verurteilt, so gelangt sie zum Ruhme. Möge ich das letzte Opfer sein, das von der Raserei des Parteigeistes hingeopfert wird. Ich werde mit Freuden diese unglückliche Erde verlassen, die die ehrenhaften Ich weiss, dass in Zeiten der Revolution Gesetz und Gerechtigkeit oft vergessen werden, Beweis dafür, dass ich mich hier befinde. Ich verdanke meinen Prozess nur den Vorurteilen, dem heftigen Hasse, der sich in einer grossen Bewegung entwickelt, und für gewöhnlich gegen jene geübt wird, die in die Augen stachen, oder an denen man einige Vorzüge kannte. Es wäre mir bei meinem Mute ein leichtes gewesen, mich der Untersuchung, die ich voraussah, zu entziehen, doch ich fand es angemessener, sie über mich ergehen zu lassen. Ich glaubte dieses Beispiel meinem Vaterlande schuldig zu sein, ich dachte, wenn ich verurteilt werden solle, müsse man der Tyrannei das Gehässige überlassen, eine Frau hinzuopfern, die keine Schuld traf als die, einiges Talent zu besitzen, auf das sie sich nie etwas zugute getan hat, einen grossen Eifer für das Wohl der Menschheit, den Mut, ihre unglücklichen Freunde nicht zu verleugnen und der Tugend mit Gefahr ihres Lebens die Ehre zu geben. Die Seelen, die einige Grösse haben, verstehen es, sich selbst zu vergessen, sie fühlen, was sie der Allgemeinheit schuldig sind und sie fassen sich nur im Spiegel der Nachtwelt ins Auge. Ich gehöre dem tugendhaften, verfolgten Roland an, ich war mit Männern in Verbindung, die die Verblendung und der Hass der eifersüchtigen Mittelmässigkeit hinopfern liess. Es ist nötig, dass ich, wenn die Reihe an mich kommt, auch zugrunde gehe, weil es den Grundsätzen der Tyrannei entspricht, jene hinzuopfern, die sie gewalttätig unterdrückt hat und alles bis auf die Zeugen der Ausschreitungen auszurotten. In dieser doppelten Eigenschaft schulden Sie mir den Tod und ich bin darauf gefasst. Wenn die Unschuld die Todesstrafe erduldet, zu der sie der Irrtum und die Verderbtheit verurteilt, so gelangt sie zum Ruhme. Möge ich das letzte Opfer sein, das von der Raserei des Parteigeistes hingeopfert wird. Ich werde mit Freuden diese unglückliche Erde verlassen, die die ehrenhaften <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0157" n="138"/> <p> Ich weiss, dass in Zeiten der Revolution Gesetz und Gerechtigkeit oft vergessen werden, Beweis dafür, dass ich mich hier befinde. Ich verdanke meinen Prozess nur den Vorurteilen, dem heftigen Hasse, der sich in einer grossen Bewegung entwickelt, und für gewöhnlich gegen jene geübt wird, die in die Augen stachen, oder an denen man einige Vorzüge kannte. Es wäre mir bei meinem Mute ein leichtes gewesen, mich der Untersuchung, die ich voraussah, zu entziehen, doch ich fand es angemessener, sie über mich ergehen zu lassen. Ich glaubte dieses Beispiel meinem Vaterlande schuldig zu sein, ich dachte, wenn ich verurteilt werden solle, müsse man der Tyrannei das Gehässige überlassen, eine Frau hinzuopfern, die keine Schuld traf als die, einiges Talent zu besitzen, auf das sie sich nie etwas zugute getan hat, einen grossen Eifer für das Wohl der Menschheit, den Mut, ihre unglücklichen Freunde nicht zu verleugnen und der Tugend mit Gefahr ihres Lebens die Ehre zu geben. Die Seelen, die einige Grösse haben, verstehen es, sich selbst zu vergessen, sie fühlen, was sie der Allgemeinheit schuldig sind und sie fassen sich nur im Spiegel der Nachtwelt ins Auge.</p> <p>Ich gehöre dem tugendhaften, verfolgten Roland an, ich war mit Männern in Verbindung, die die Verblendung und der Hass der eifersüchtigen Mittelmässigkeit hinopfern liess. Es ist nötig, dass ich, wenn die Reihe an mich kommt, auch zugrunde gehe, weil es den Grundsätzen der Tyrannei entspricht, jene hinzuopfern, die sie gewalttätig unterdrückt hat und alles bis auf die Zeugen der Ausschreitungen auszurotten. In dieser doppelten Eigenschaft schulden Sie mir den Tod und ich bin darauf gefasst. Wenn die Unschuld die Todesstrafe erduldet, zu der sie der Irrtum und die Verderbtheit verurteilt, so gelangt sie zum Ruhme.</p> <p>Möge ich das letzte Opfer sein, das von der Raserei des Parteigeistes hingeopfert wird. 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Ich weiss, dass in Zeiten der Revolution Gesetz und Gerechtigkeit oft vergessen werden, Beweis dafür, dass ich mich hier befinde. Ich verdanke meinen Prozess nur den Vorurteilen, dem heftigen Hasse, der sich in einer grossen Bewegung entwickelt, und für gewöhnlich gegen jene geübt wird, die in die Augen stachen, oder an denen man einige Vorzüge kannte. Es wäre mir bei meinem Mute ein leichtes gewesen, mich der Untersuchung, die ich voraussah, zu entziehen, doch ich fand es angemessener, sie über mich ergehen zu lassen. Ich glaubte dieses Beispiel meinem Vaterlande schuldig zu sein, ich dachte, wenn ich verurteilt werden solle, müsse man der Tyrannei das Gehässige überlassen, eine Frau hinzuopfern, die keine Schuld traf als die, einiges Talent zu besitzen, auf das sie sich nie etwas zugute getan hat, einen grossen Eifer für das Wohl der Menschheit, den Mut, ihre unglücklichen Freunde nicht zu verleugnen und der Tugend mit Gefahr ihres Lebens die Ehre zu geben. Die Seelen, die einige Grösse haben, verstehen es, sich selbst zu vergessen, sie fühlen, was sie der Allgemeinheit schuldig sind und sie fassen sich nur im Spiegel der Nachtwelt ins Auge.
Ich gehöre dem tugendhaften, verfolgten Roland an, ich war mit Männern in Verbindung, die die Verblendung und der Hass der eifersüchtigen Mittelmässigkeit hinopfern liess. Es ist nötig, dass ich, wenn die Reihe an mich kommt, auch zugrunde gehe, weil es den Grundsätzen der Tyrannei entspricht, jene hinzuopfern, die sie gewalttätig unterdrückt hat und alles bis auf die Zeugen der Ausschreitungen auszurotten. In dieser doppelten Eigenschaft schulden Sie mir den Tod und ich bin darauf gefasst. Wenn die Unschuld die Todesstrafe erduldet, zu der sie der Irrtum und die Verderbtheit verurteilt, so gelangt sie zum Ruhme.
Möge ich das letzte Opfer sein, das von der Raserei des Parteigeistes hingeopfert wird. Ich werde mit Freuden diese unglückliche Erde verlassen, die die ehrenhaften
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