Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.mir zu helfen, um es mit Erfolg zu tun, durch Mittel, die ich für die passenden halten würde, und um mich hin zu begeben, wo ich es für gut befinden würde. Ich wollte mich zu nichts dergleichen hergeben, ebenso aus Pflichtgefühl, um nicht jene der Gefahr auszusetzen, deren Aufsicht ich anvertraut war, dann aus Ehrgefühl, weil ich es in jedem Falle vorzog, Gefahr zu laufen einen ungerechten Prozess zu haben, als mich mit dem sträflichen Anschein einer für mich unwürdigen Flucht zu bedecken. Ich habe mich freiwillig am 31. Mai verhaften lassen, das geschah nicht, um später zu entspringen. Das ist alles, worauf sich meine Beziehungen zu meinen geflüchteten Freunden beschränkt habe. Zweifellos hätte ich mir Nachrichten über sie zu verschaffen gesucht, wenn die Verbindungswege nicht unterbrochen worden wären, oder wenn ich durch meine Gefangenschaft nicht daran gehindert wäre, denn ich kenne kein Gesetz, das es mir verbieten könnte. Ach! zu welcher Zeit, bei welchem Volke der Erde sah man jemals die Treue der Gefühle, der Achtung und Brüderlichkeit, die die Menschen aneinander knüpft, zum Verbrechen stempeln? Ich urteile nicht über die Massregeln, die die Geächteten ergriffen haben, ich kenne sie nicht, aber ich glaube durchaus nicht an die bösen Absichten bei jenen, deren Rechtlichkeit, Bürgertugend und deren grossherzige Ergebenheit für ihr Vaterland mir anschaulich dargetan wurde. Wenn sie geirrt haben, so geschah das im guten Glauben; sie unterliegen, ohne erniedrigt zu sein, sie sind in meinen Augen unglücklich, ohne schuldig zu sein. Wenn ich es selbst bin, indem ich Wünsche für ihr Wohl hege, so erkläre ich mich im Angesicht der ganzen Welt dafür. Ich bin um ihren Ruhm nicht in Sorge, und ich willige gern darein, mit ihnen den zu teilen, von ihren Feinden bedrückt zu werden. Ich habe diese Männer, die angeklagt wurden, gegen ihr Vaterland sich zu verschwören, gesehen. Es waren erklärte, aber humane Republikaner, die davon überzeugt waren, dass es guter Gesetze bedürfe, mir zu helfen, um es mit Erfolg zu tun, durch Mittel, die ich für die passenden halten würde, und um mich hin zu begeben, wo ich es für gut befinden würde. Ich wollte mich zu nichts dergleichen hergeben, ebenso aus Pflichtgefühl, um nicht jene der Gefahr auszusetzen, deren Aufsicht ich anvertraut war, dann aus Ehrgefühl, weil ich es in jedem Falle vorzog, Gefahr zu laufen einen ungerechten Prozess zu haben, als mich mit dem sträflichen Anschein einer für mich unwürdigen Flucht zu bedecken. Ich habe mich freiwillig am 31. Mai verhaften lassen, das geschah nicht, um später zu entspringen. Das ist alles, worauf sich meine Beziehungen zu meinen geflüchteten Freunden beschränkt habe. Zweifellos hätte ich mir Nachrichten über sie zu verschaffen gesucht, wenn die Verbindungswege nicht unterbrochen worden wären, oder wenn ich durch meine Gefangenschaft nicht daran gehindert wäre, denn ich kenne kein Gesetz, das es mir verbieten könnte. Ach! zu welcher Zeit, bei welchem Volke der Erde sah man jemals die Treue der Gefühle, der Achtung und Brüderlichkeit, die die Menschen aneinander knüpft, zum Verbrechen stempeln? Ich urteile nicht über die Massregeln, die die Geächteten ergriffen haben, ich kenne sie nicht, aber ich glaube durchaus nicht an die bösen Absichten bei jenen, deren Rechtlichkeit, Bürgertugend und deren grossherzige Ergebenheit für ihr Vaterland mir anschaulich dargetan wurde. Wenn sie geirrt haben, so geschah das im guten Glauben; sie unterliegen, ohne erniedrigt zu sein, sie sind in meinen Augen unglücklich, ohne schuldig zu sein. Wenn ich es selbst bin, indem ich Wünsche für ihr Wohl hege, so erkläre ich mich im Angesicht der ganzen Welt dafür. Ich bin um ihren Ruhm nicht in Sorge, und ich willige gern darein, mit ihnen den zu teilen, von ihren Feinden bedrückt zu werden. Ich habe diese Männer, die angeklagt wurden, gegen ihr Vaterland sich zu verschwören, gesehen. Es waren erklärte, aber humane Republikaner, die davon überzeugt waren, dass es guter Gesetze bedürfe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0153" n="134"/> mir zu helfen, um es mit Erfolg zu tun, durch Mittel, die ich für die passenden halten würde, und um mich hin zu begeben, wo ich es für gut befinden würde. Ich wollte mich zu nichts dergleichen hergeben, ebenso aus Pflichtgefühl, um nicht jene der Gefahr auszusetzen, deren Aufsicht ich anvertraut war, dann aus Ehrgefühl, weil ich es in jedem Falle vorzog, Gefahr zu laufen einen ungerechten Prozess zu haben, als mich mit dem sträflichen Anschein einer für mich unwürdigen Flucht zu bedecken. Ich habe mich freiwillig am 31. Mai verhaften lassen, das geschah nicht, um später zu entspringen.</p> <p>Das ist alles, worauf sich meine Beziehungen zu meinen geflüchteten Freunden beschränkt habe. Zweifellos hätte ich mir Nachrichten über sie zu verschaffen gesucht, wenn die Verbindungswege nicht unterbrochen worden wären, oder wenn ich durch meine Gefangenschaft nicht daran gehindert wäre, denn ich kenne kein Gesetz, das es mir verbieten könnte. 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Ich habe diese Männer, die angeklagt wurden, gegen ihr Vaterland sich zu verschwören, gesehen. Es waren erklärte, aber humane Republikaner, die davon überzeugt waren, dass es guter Gesetze bedürfe, </p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0153]
mir zu helfen, um es mit Erfolg zu tun, durch Mittel, die ich für die passenden halten würde, und um mich hin zu begeben, wo ich es für gut befinden würde. Ich wollte mich zu nichts dergleichen hergeben, ebenso aus Pflichtgefühl, um nicht jene der Gefahr auszusetzen, deren Aufsicht ich anvertraut war, dann aus Ehrgefühl, weil ich es in jedem Falle vorzog, Gefahr zu laufen einen ungerechten Prozess zu haben, als mich mit dem sträflichen Anschein einer für mich unwürdigen Flucht zu bedecken. Ich habe mich freiwillig am 31. Mai verhaften lassen, das geschah nicht, um später zu entspringen.
Das ist alles, worauf sich meine Beziehungen zu meinen geflüchteten Freunden beschränkt habe. Zweifellos hätte ich mir Nachrichten über sie zu verschaffen gesucht, wenn die Verbindungswege nicht unterbrochen worden wären, oder wenn ich durch meine Gefangenschaft nicht daran gehindert wäre, denn ich kenne kein Gesetz, das es mir verbieten könnte. Ach! zu welcher Zeit, bei welchem Volke der Erde sah man jemals die Treue der Gefühle, der Achtung und Brüderlichkeit, die die Menschen aneinander knüpft, zum Verbrechen stempeln? Ich urteile nicht über die Massregeln, die die Geächteten ergriffen haben, ich kenne sie nicht, aber ich glaube durchaus nicht an die bösen Absichten bei jenen, deren Rechtlichkeit, Bürgertugend und deren grossherzige Ergebenheit für ihr Vaterland mir anschaulich dargetan wurde. Wenn sie geirrt haben, so geschah das im guten Glauben; sie unterliegen, ohne erniedrigt zu sein, sie sind in meinen Augen unglücklich, ohne schuldig zu sein. Wenn ich es selbst bin, indem ich Wünsche für ihr Wohl hege, so erkläre ich mich im Angesicht der ganzen Welt dafür. Ich bin um ihren Ruhm nicht in Sorge, und ich willige gern darein, mit ihnen den zu teilen, von ihren Feinden bedrückt zu werden. Ich habe diese Männer, die angeklagt wurden, gegen ihr Vaterland sich zu verschwören, gesehen. Es waren erklärte, aber humane Republikaner, die davon überzeugt waren, dass es guter Gesetze bedürfe,
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