Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Roland in die Conciergerie transferiert, wo sie in einem stinkenden Raum untergebracht wurde, und auf einem Bett ohne Ueberzug schlief, das ein Gefangener ihr zu leihen so freundlich war. Am andern Morgen wurde sie in der Gerichtsstube vom Richter David verhört, ausser dem Richter war noch der öffentliche Ankläger und ein Geschworener zugegen. Entwurf zur Verteidigung vor dem Revolutions-Tribunal. "Die gegen mich erhobene Anklage beruht einzig auf meiner vorgeblichen Mitschuld an den Taten der Männer, die Verschworene genannt werden. Meine Freundschaftsbeziehungen zu einer kleinen Zahl von ihnen, liegen weit zurück von den politischen Begebenheiten, die sie heute strafbar erscheinen lassen. Die Beziehungen, die ich zu ihnen durch Vermittlung, zur Zeit ihrer Abreise von Paris, aufrecht erhalten habe, stehen mit den Begebenheiten in gar keinem Zusammenhange. Ich habe im eigentlichen Sinne des Wortes keine politische Korrespondenz geführt, und in dieser Hinsicht könnte ich mich völlig der Aussage entschlagen, denn ich kann doch unmöglich aufgefordert werden, über meine persönlichen Neigungen Rechenschaft abzulegen. Aber ich kann mich ihrer ebenso wie meiner Aufführung rühmen und ich habe der Oeffentlichkeit nichts zu verheimlichen. Ich werde daher gestehen, dass ich den Ausdruck des Bedauerns über meine Gefangenhaltung bekommen habe, und die Benachrichtigung, dass Duperret für mich zwei Briefe habe, sei es, dass sie vor oder nachdem sie Paris verlassen hatten, geschrieben waren, sei es, dass sie von einem oder zweien meiner Freunde herrühren, ich weiss es nicht. Sie sind mir nicht zugekommen. Duperret hatte sie andern Händen anvertraut und sie sind mir niemals übergeben worden. Ein anderesmal habe ich die dringende Aufforderung erhalten, meine Fesseln zu sprengen, Anbote Roland in die Conciergerie transferiert, wo sie in einem stinkenden Raum untergebracht wurde, und auf einem Bett ohne Ueberzug schlief, das ein Gefangener ihr zu leihen so freundlich war. Am andern Morgen wurde sie in der Gerichtsstube vom Richter David verhört, ausser dem Richter war noch der öffentliche Ankläger und ein Geschworener zugegen. Entwurf zur Verteidigung vor dem Revolutions-Tribunal. „Die gegen mich erhobene Anklage beruht einzig auf meiner vorgeblichen Mitschuld an den Taten der Männer, die Verschworene genannt werden. Meine Freundschaftsbeziehungen zu einer kleinen Zahl von ihnen, liegen weit zurück von den politischen Begebenheiten, die sie heute strafbar erscheinen lassen. Die Beziehungen, die ich zu ihnen durch Vermittlung, zur Zeit ihrer Abreise von Paris, aufrecht erhalten habe, stehen mit den Begebenheiten in gar keinem Zusammenhange. Ich habe im eigentlichen Sinne des Wortes keine politische Korrespondenz geführt, und in dieser Hinsicht könnte ich mich völlig der Aussage entschlagen, denn ich kann doch unmöglich aufgefordert werden, über meine persönlichen Neigungen Rechenschaft abzulegen. Aber ich kann mich ihrer ebenso wie meiner Aufführung rühmen und ich habe der Oeffentlichkeit nichts zu verheimlichen. Ich werde daher gestehen, dass ich den Ausdruck des Bedauerns über meine Gefangenhaltung bekommen habe, und die Benachrichtigung, dass Duperret für mich zwei Briefe habe, sei es, dass sie vor oder nachdem sie Paris verlassen hatten, geschrieben waren, sei es, dass sie von einem oder zweien meiner Freunde herrühren, ich weiss es nicht. Sie sind mir nicht zugekommen. Duperret hatte sie andern Händen anvertraut und sie sind mir niemals übergeben worden. Ein anderesmal habe ich die dringende Aufforderung erhalten, meine Fesseln zu sprengen, Anbote <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0152" n="133"/> Roland in die Conciergerie transferiert, wo sie in einem stinkenden Raum untergebracht wurde, und auf einem Bett ohne Ueberzug schlief, das ein Gefangener ihr zu leihen so freundlich war. Am andern Morgen wurde sie in der Gerichtsstube vom Richter David verhört, ausser dem Richter war noch der öffentliche Ankläger und ein Geschworener zugegen.</p> </div> <div n="1"> <head>Entwurf zur Verteidigung vor dem Revolutions-Tribunal.<lb/></head> <p> „Die gegen mich erhobene Anklage beruht einzig auf meiner vorgeblichen Mitschuld an den Taten der Männer, die Verschworene genannt werden. Meine Freundschaftsbeziehungen zu einer kleinen Zahl von ihnen, liegen weit zurück von den politischen Begebenheiten, die sie heute strafbar erscheinen lassen. Die Beziehungen, die ich zu ihnen durch Vermittlung, zur Zeit ihrer Abreise von Paris, aufrecht erhalten habe, stehen mit den Begebenheiten in gar keinem Zusammenhange. Ich habe im eigentlichen Sinne des Wortes keine politische Korrespondenz geführt, und in dieser Hinsicht könnte ich mich völlig der Aussage entschlagen, denn ich kann doch unmöglich aufgefordert werden, über meine persönlichen Neigungen Rechenschaft abzulegen. Aber ich kann mich ihrer ebenso wie meiner Aufführung rühmen und ich habe der Oeffentlichkeit nichts zu verheimlichen. Ich werde daher gestehen, dass ich den Ausdruck des Bedauerns über meine Gefangenhaltung bekommen habe, und die Benachrichtigung, dass Duperret für mich zwei Briefe habe, sei es, dass sie vor oder nachdem sie Paris verlassen hatten, geschrieben waren, sei es, dass sie von einem oder zweien meiner Freunde herrühren, ich weiss es nicht. Sie sind mir nicht zugekommen. Duperret hatte sie andern Händen anvertraut und sie sind mir niemals übergeben worden. Ein anderesmal habe ich die dringende Aufforderung erhalten, meine Fesseln zu sprengen, Anbote </p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0152]
Roland in die Conciergerie transferiert, wo sie in einem stinkenden Raum untergebracht wurde, und auf einem Bett ohne Ueberzug schlief, das ein Gefangener ihr zu leihen so freundlich war. Am andern Morgen wurde sie in der Gerichtsstube vom Richter David verhört, ausser dem Richter war noch der öffentliche Ankläger und ein Geschworener zugegen.
Entwurf zur Verteidigung vor dem Revolutions-Tribunal.
„Die gegen mich erhobene Anklage beruht einzig auf meiner vorgeblichen Mitschuld an den Taten der Männer, die Verschworene genannt werden. Meine Freundschaftsbeziehungen zu einer kleinen Zahl von ihnen, liegen weit zurück von den politischen Begebenheiten, die sie heute strafbar erscheinen lassen. Die Beziehungen, die ich zu ihnen durch Vermittlung, zur Zeit ihrer Abreise von Paris, aufrecht erhalten habe, stehen mit den Begebenheiten in gar keinem Zusammenhange. Ich habe im eigentlichen Sinne des Wortes keine politische Korrespondenz geführt, und in dieser Hinsicht könnte ich mich völlig der Aussage entschlagen, denn ich kann doch unmöglich aufgefordert werden, über meine persönlichen Neigungen Rechenschaft abzulegen. Aber ich kann mich ihrer ebenso wie meiner Aufführung rühmen und ich habe der Oeffentlichkeit nichts zu verheimlichen. Ich werde daher gestehen, dass ich den Ausdruck des Bedauerns über meine Gefangenhaltung bekommen habe, und die Benachrichtigung, dass Duperret für mich zwei Briefe habe, sei es, dass sie vor oder nachdem sie Paris verlassen hatten, geschrieben waren, sei es, dass sie von einem oder zweien meiner Freunde herrühren, ich weiss es nicht. Sie sind mir nicht zugekommen. Duperret hatte sie andern Händen anvertraut und sie sind mir niemals übergeben worden. Ein anderesmal habe ich die dringende Aufforderung erhalten, meine Fesseln zu sprengen, Anbote
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-02-11T11:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-11T11:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |