Man bringe eine Pflaumseder, oder eine Flocke Baumwolle gegen das Ende einer geriebenen Glasröhre, oder gegen den Knopf einer geladenen Leidner Flasche, so wird die Feder zuerst gegen die Röhre fliegen, wenn sie aber mit elektrischer Materie gesättiget ist, wieder zurück- gehen. Man wird sie alsdann mit einer geriebenen Glas- röhre durch das Zimmer treiben können, bis sie einen Lei- ter antrist, dem sie ihre Elektricität mittheilen kan. Es kehrt sich dabey beständig einerley Seite der Feder gegen die Röhre, weil die von der Feder angenommene elektrische Materie durch die Wirkung der Röhre in die von der Röh- re abgekehrte Seite getrieben, und daher die Feder zurück- gestossen wird.
Man sieht aus diesem und den vorhergehenden Ver- suchen leicht, daß nicht blos die Materie angezogen werde, sondern daß die verschiedenen Erscheinungen durch den Zu- stand der elektrischen Materie in den Substanzen, auf wel- che die Maschine wirkt, veranlasset werden.
27. Versuch.
Man stecke einen zugespitzten Drath in eine von de- nen am Ende des Conductors befindlichen Desnungen, halte ein Trinkglas über die Spitze, elektris[i]re den Con- ductor, und führe das Glas so in die Runde herum, daß die ganze innere Fläche desselben elektrische Materie aus der Spitze erhalte. Nunmehr lege man einige kleine Kork- oder Holundermarkkügelchen auf den Tisch, und decke das Trinkglas darüber, so werden die Kügelgen sogleich an- fangen auf und nieder zu hüpfen, gleichsam als ob sie leb- ten, und diese Bewegung werden sie eine lange Zeit fort- setzen. S. Fig. 21.
Mit zwenen Trinkgläsern läßt sich dieser Ver- such auf eine sehr angenehme Art verändern. Man elek- trisire die innere Seite bey dem einen positiv, bey dem an-
Drittes Capitel.
26. Verſuch.
Man bringe eine Pflaumſeder, oder eine Flocke Baumwolle gegen das Ende einer geriebenen Glasröhre, oder gegen den Knopf einer geladenen Leidner Flaſche, ſo wird die Feder zuerſt gegen die Röhre fliegen, wenn ſie aber mit elektriſcher Materie geſättiget iſt, wieder zurück- gehen. Man wird ſie alsdann mit einer geriebenen Glas- röhre durch das Zimmer treiben können, bis ſie einen Lei- ter antriſt, dem ſie ihre Elektricität mittheilen kan. Es kehrt ſich dabey beſtändig einerley Seite der Feder gegen die Röhre, weil die von der Feder angenommene elektriſche Materie durch die Wirkung der Röhre in die von der Röh- re abgekehrte Seite getrieben, und daher die Feder zurück- geſtoſſen wird.
Man ſieht aus dieſem und den vorhergehenden Ver- ſuchen leicht, daß nicht blos die Materie angezogen werde, ſondern daß die verſchiedenen Erſcheinungen durch den Zu- ſtand der elektriſchen Materie in den Subſtanzen, auf wel- che die Maſchine wirkt, veranlaſſet werden.
27. Verſuch.
Man ſtecke einen zugeſpitzten Drath in eine von de- nen am Ende des Conductors befindlichen Deſnungen, halte ein Trinkglas über die Spitze, elektriſ[i]re den Con- ductor, und führe das Glas ſo in die Runde herum, daß die ganze innere Fläche deſſelben elektriſche Materie aus der Spitze erhalte. Nunmehr lege man einige kleine Kork- oder Holundermarkkügelchen auf den Tiſch, und decke das Trinkglas darüber, ſo werden die Kügelgen ſogleich an- fangen auf und nieder zu hüpfen, gleichſam als ob ſie leb- ten, und dieſe Bewegung werden ſie eine lange Zeit fort- ſetzen. S. Fig. 21.
Mit zwenen Trinkgläſern läßt ſich dieſer Ver- ſuch auf eine ſehr angenehme Art verändern. Man elek- triſire die innere Seite bey dem einen poſitiv, bey dem an-
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Drittes Capitel.
26. Verſuch.
Man bringe eine Pflaumſeder, oder eine Flocke
Baumwolle gegen das Ende einer geriebenen Glasröhre,
oder gegen den Knopf einer geladenen Leidner Flaſche, ſo
wird die Feder zuerſt gegen die Röhre fliegen, wenn ſie
aber mit elektriſcher Materie geſättiget iſt, wieder zurück-
gehen. Man wird ſie alsdann mit einer geriebenen Glas-
röhre durch das Zimmer treiben können, bis ſie einen Lei-
ter antriſt, dem ſie ihre Elektricität mittheilen kan. Es
kehrt ſich dabey beſtändig einerley Seite der Feder gegen
die Röhre, weil die von der Feder angenommene elektriſche
Materie durch die Wirkung der Röhre in die von der Röh-
re abgekehrte Seite getrieben, und daher die Feder zurück-
geſtoſſen wird.
Man ſieht aus dieſem und den vorhergehenden Ver-
ſuchen leicht, daß nicht blos die Materie angezogen werde,
ſondern daß die verſchiedenen Erſcheinungen durch den Zu-
ſtand der elektriſchen Materie in den Subſtanzen, auf wel-
che die Maſchine wirkt, veranlaſſet werden.
27. Verſuch.
Man ſtecke einen zugeſpitzten Drath in eine von de-
nen am Ende des Conductors befindlichen Deſnungen,
halte ein Trinkglas über die Spitze, elektriſire den Con-
ductor, und führe das Glas ſo in die Runde herum, daß
die ganze innere Fläche deſſelben elektriſche Materie aus
der Spitze erhalte. Nunmehr lege man einige kleine Kork-
oder Holundermarkkügelchen auf den Tiſch, und decke das
Trinkglas darüber, ſo werden die Kügelgen ſogleich an-
fangen auf und nieder zu hüpfen, gleichſam als ob ſie leb-
ten, und dieſe Bewegung werden ſie eine lange Zeit fort-
ſetzen. S. Fig. 21.
Mit zwenen Trinkgläſern läßt ſich dieſer Ver-
ſuch auf eine ſehr angenehme Art verändern. Man elek-
triſire die innere Seite bey dem einen poſitiv, bey dem an-
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Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/58>, abgerufen am 03.07.2024.
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