Da D. Franklin diesen Gedanken, daß die elektri- sche Materie aus der Erde gesammlet werde, zuerst auf- gebracht hat, so habe ich hier den Versuch, der ihn auf diese Schlußfolge leitete, nach seiner eignen Erzählung beyfügen wollen.
12. Versuch.
1) Man lasse eine Person auf Pech treten und eine Glasröhre reiben, eine andere aber, die ebenfalls auf Pech stehet, einen Funken aus derselben ziehen, so wer- den beyde (wofern sie nur nicht so nahe stehen, daß sie einander berühren) gegen eine dritte Person, welche auf dem Boden des Zimmers stehet, Zeichen der Elektricität von sich geben. 2) Wenn aber die auf Pech stehenden Personen einander selbst während des Reibens der Röhre berühren, so findet sich bey keiner von beyden ein Zei- chen einer Elektricität. 3) Wenn sie einander nach dem der Reiben der Röhre berühren, und wie vorher einen Funken ausziehen, so wird der Funken zwischen ihnen beyden stärker seyn, als der Funken zwischen einem von ihnen und einer auf dem Boden stehenden Person. 4) Nach diesem starken Funken wird sich an keinem von bey- den weiter einige Elektricität zeigen.
Von diesen Erscheinungen giebt er folgende Erklä- rung. Er nimmt an, die elektrische Materie sey ein ge- meinschaftliches Element, von welchem jede dieser drey Personen, ehe das Reiben der Nöhre anfieng, ein gleich großes Maaß gehabt habe. A, welcher auf Pech steht, und die Röhre reibt, giebt seine eigne elektrische Materie an das Glas ab, und da seine Verbindung mit der Erde durch das Pech abgeschnitten ist, so wird dieser Verlust seinem Körper nicht sogleich wieder ersetzet. B, der eben- falls auf Pech stehet, nimmt, indem er den Knöchel sei- nes Fingers längst der Röhre hinführet, die aus dem Kör- per des A gesammlete Materie an sich, und behält diesen Ueberschuß, weil er isolirt ist. C, der auf dem Boden
Zweytes Capitel.
Da D. Franklin dieſen Gedanken, daß die elektri- ſche Materie aus der Erde geſammlet werde, zuerſt auf- gebracht hat, ſo habe ich hier den Verſuch, der ihn auf dieſe Schlußfolge leitete, nach ſeiner eignen Erzählung beyfügen wollen.
12. Verſuch.
1) Man laſſe eine Perſon auf Pech treten und eine Glasröhre reiben, eine andere aber, die ebenfalls auf Pech ſtehet, einen Funken aus derſelben ziehen, ſo wer- den beyde (wofern ſie nur nicht ſo nahe ſtehen, daß ſie einander berühren) gegen eine dritte Perſon, welche auf dem Boden des Zimmers ſtehet, Zeichen der Elektricität von ſich geben. 2) Wenn aber die auf Pech ſtehenden Perſonen einander ſelbſt während des Reibens der Röhre berühren, ſo findet ſich bey keiner von beyden ein Zei- chen einer Elektricität. 3) Wenn ſie einander nach dem der Reiben der Röhre berühren, und wie vorher einen Funken ausziehen, ſo wird der Funken zwiſchen ihnen beyden ſtärker ſeyn, als der Funken zwiſchen einem von ihnen und einer auf dem Boden ſtehenden Perſon. 4) Nach dieſem ſtarken Funken wird ſich an keinem von bey- den weiter einige Elektricität zeigen.
Von dieſen Erſcheinungen giebt er folgende Erklä- rung. Er nimmt an, die elektriſche Materie ſey ein ge- meinſchaftliches Element, von welchem jede dieſer drey Perſonen, ehe das Reiben der Nöhre anfieng, ein gleich großes Maaß gehabt habe. A, welcher auf Pech ſteht, und die Röhre reibt, giebt ſeine eigne elektriſche Materie an das Glas ab, und da ſeine Verbindung mit der Erde durch das Pech abgeſchnitten iſt, ſo wird dieſer Verluſt ſeinem Körper nicht ſogleich wieder erſetzet. B, der eben- falls auf Pech ſtehet, nimmt, indem er den Knöchel ſei- nes Fingers längſt der Röhre hinführet, die aus dem Kör- per des A geſammlete Materie an ſich, und behält dieſen Ueberſchuß, weil er iſolirt iſt. C, der auf dem Boden
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Zweytes Capitel.
Da D. Franklin dieſen Gedanken, daß die elektri-
ſche Materie aus der Erde geſammlet werde, zuerſt auf-
gebracht hat, ſo habe ich hier den Verſuch, der ihn auf
dieſe Schlußfolge leitete, nach ſeiner eignen Erzählung
beyfügen wollen.
12. Verſuch.
1) Man laſſe eine Perſon auf Pech treten und eine
Glasröhre reiben, eine andere aber, die ebenfalls auf
Pech ſtehet, einen Funken aus derſelben ziehen, ſo wer-
den beyde (wofern ſie nur nicht ſo nahe ſtehen, daß ſie
einander berühren) gegen eine dritte Perſon, welche auf
dem Boden des Zimmers ſtehet, Zeichen der Elektricität
von ſich geben. 2) Wenn aber die auf Pech ſtehenden
Perſonen einander ſelbſt während des Reibens der Röhre
berühren, ſo findet ſich bey keiner von beyden ein Zei-
chen einer Elektricität. 3) Wenn ſie einander nach dem
der Reiben der Röhre berühren, und wie vorher einen
Funken ausziehen, ſo wird der Funken zwiſchen ihnen
beyden ſtärker ſeyn, als der Funken zwiſchen einem von
ihnen und einer auf dem Boden ſtehenden Perſon. 4)
Nach dieſem ſtarken Funken wird ſich an keinem von bey-
den weiter einige Elektricität zeigen.
Von dieſen Erſcheinungen giebt er folgende Erklä-
rung. Er nimmt an, die elektriſche Materie ſey ein ge-
meinſchaftliches Element, von welchem jede dieſer drey
Perſonen, ehe das Reiben der Nöhre anfieng, ein gleich
großes Maaß gehabt habe. A, welcher auf Pech ſteht,
und die Röhre reibt, giebt ſeine eigne elektriſche Materie
an das Glas ab, und da ſeine Verbindung mit der Erde
durch das Pech abgeſchnitten iſt, ſo wird dieſer Verluſt
ſeinem Körper nicht ſogleich wieder erſetzet. B, der eben-
falls auf Pech ſtehet, nimmt, indem er den Knöchel ſei-
nes Fingers längſt der Röhre hinführet, die aus dem Kör-
per des A geſammlete Materie an ſich, und behält dieſen
Ueberſchuß, weil er iſolirt iſt. C, der auf dem Boden
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Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/44>, abgerufen am 22.07.2024.
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