4) Die gesammlete elektrische Materie vor der Zer- streuung bewahren.
Um das Jahr 1772 versuchte ich, auf die Vorder- seite des Küssens einen lockern ledernen Lappen zu legen; das Amalgama ward über den ganzen Lappen gestrichen, das Küssen an den gehörigen Ort gestellt, und der lederne Lappen mehr oder weniger niederwärts oder vielmehr ein- wärts gebogen, bis ich durch wiederholte Versuche end- lich die Stellung fand, in welcher die Wirkung am stärk- sten war; denn durch dieses Mittel ward die Menge des gegen den Cylinder wirkenden Amalgama vermindert. Na- türlich führte mich dies darauf, die Breite des Küssens zu vermindern, und es so zu stellen, daß man es leicht erhö- hen oder erniedrigen konnte.
Die Vortheile, welche ich durch diese Methode er- hielt, wurden durch die Erfindung eines sinnreichen Na- turforschers noch mehr vergrößert. Dieser leimte ein Stück Leder an ein großes Stück Kork, strich sein Amal- gama auf das Leder, und rieb damit die Zone des Glas- cylinders, welche gegen das Küssen drückte. Durch diese vortrefliche Erfindung wird die Berührungslinie zwischen dem Cylinder und dem Küssen sehr vollkommen, die klei- nern Zwischenräume des Glases werden mit dem Amal- gama ausgefüllt, und die überflüßigen Theile desselben se- tzen sich an das Küssen ab.
Beccaria giebt an, das so auf der Oberfläche des Glases haftende Amalgama bilde eine ununterbrochene Reihe von leitenden Theilchen, welche die elektrische Ma- terie in den ersten Leiter, und unter gewissen Umständen wieder zurück in das Küssen führten.
Ein anderer scharfsinniger Kenner der Elektricität bestimmt die Berührungslinie zwischen Cylinder und Küs- sen dadurch, daß er mit aufgelöseter weißer Farbe eine Li- nie auf dem Cylinder zieht: beym Umdrehen setzt sich diese Farbe ans Küssen ab, und bezeichnet die Stellen, welche ge- gen den Cylinder drücken. Das Amalgama wird alsdann
Von den Elektriſirmaſchinen.
4) Die geſammlete elektriſche Materie vor der Zer- ſtreuung bewahren.
Um das Jahr 1772 verſuchte ich, auf die Vorder- ſeite des Küſſens einen lockern ledernen Lappen zu legen; das Amalgama ward über den ganzen Lappen geſtrichen, das Küſſen an den gehörigen Ort geſtellt, und der lederne Lappen mehr oder weniger niederwärts oder vielmehr ein- wärts gebogen, bis ich durch wiederholte Verſuche end- lich die Stellung fand, in welcher die Wirkung am ſtärk- ſten war; denn durch dieſes Mittel ward die Menge des gegen den Cylinder wirkenden Amalgama vermindert. Na- türlich führte mich dies darauf, die Breite des Küſſens zu vermindern, und es ſo zu ſtellen, daß man es leicht erhö- hen oder erniedrigen konnte.
Die Vortheile, welche ich durch dieſe Methode er- hielt, wurden durch die Erfindung eines ſinnreichen Na- turforſchers noch mehr vergrößert. Dieſer leimte ein Stück Leder an ein großes Stück Kork, ſtrich ſein Amal- gama auf das Leder, und rieb damit die Zone des Glas- cylinders, welche gegen das Küſſen drückte. Durch dieſe vortrefliche Erfindung wird die Berührungslinie zwiſchen dem Cylinder und dem Küſſen ſehr vollkommen, die klei- nern Zwiſchenräume des Glaſes werden mit dem Amal- gama ausgefüllt, und die überflüßigen Theile deſſelben ſe- tzen ſich an das Küſſen ab.
Beccaria giebt an, das ſo auf der Oberfläche des Glaſes haftende Amalgama bilde eine ununterbrochene Reihe von leitenden Theilchen, welche die elektriſche Ma- terie in den erſten Leiter, und unter gewiſſen Umſtänden wieder zurück in das Küſſen führten.
Ein anderer ſcharfſinniger Kenner der Elektricität beſtimmt die Berührungslinie zwiſchen Cylinder und Küſ- ſen dadurch, daß er mit aufgelöſeter weißer Farbe eine Li- nie auf dem Cylinder zieht: beym Umdrehen ſetzt ſich dieſe Farbe ans Küſſen ab, und bezeichnet die Stellen, welche ge- gen den Cylinder drücken. Das Amalgama wird alsdann
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Von den Elektriſirmaſchinen.
4) Die geſammlete elektriſche Materie vor der Zer-
ſtreuung bewahren.
Um das Jahr 1772 verſuchte ich, auf die Vorder-
ſeite des Küſſens einen lockern ledernen Lappen zu legen;
das Amalgama ward über den ganzen Lappen geſtrichen,
das Küſſen an den gehörigen Ort geſtellt, und der lederne
Lappen mehr oder weniger niederwärts oder vielmehr ein-
wärts gebogen, bis ich durch wiederholte Verſuche end-
lich die Stellung fand, in welcher die Wirkung am ſtärk-
ſten war; denn durch dieſes Mittel ward die Menge des
gegen den Cylinder wirkenden Amalgama vermindert. Na-
türlich führte mich dies darauf, die Breite des Küſſens zu
vermindern, und es ſo zu ſtellen, daß man es leicht erhö-
hen oder erniedrigen konnte.
Die Vortheile, welche ich durch dieſe Methode er-
hielt, wurden durch die Erfindung eines ſinnreichen Na-
turforſchers noch mehr vergrößert. Dieſer leimte ein
Stück Leder an ein großes Stück Kork, ſtrich ſein Amal-
gama auf das Leder, und rieb damit die Zone des Glas-
cylinders, welche gegen das Küſſen drückte. Durch dieſe
vortrefliche Erfindung wird die Berührungslinie zwiſchen
dem Cylinder und dem Küſſen ſehr vollkommen, die klei-
nern Zwiſchenräume des Glaſes werden mit dem Amal-
gama ausgefüllt, und die überflüßigen Theile deſſelben ſe-
tzen ſich an das Küſſen ab.
Beccaria giebt an, das ſo auf der Oberfläche des
Glaſes haftende Amalgama bilde eine ununterbrochene
Reihe von leitenden Theilchen, welche die elektriſche Ma-
terie in den erſten Leiter, und unter gewiſſen Umſtänden
wieder zurück in das Küſſen führten.
Ein anderer ſcharfſinniger Kenner der Elektricität
beſtimmt die Berührungslinie zwiſchen Cylinder und Küſ-
ſen dadurch, daß er mit aufgelöſeter weißer Farbe eine Li-
nie auf dem Cylinder zieht: beym Umdrehen ſetzt ſich dieſe
Farbe ans Küſſen ab, und bezeichnet die Stellen, welche ge-
gen den Cylinder drücken. Das Amalgama wird alsdann
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Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/39>, abgerufen am 16.02.2025.
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