Die Erscheinungen des Magnets haben zwar schon seit vielen Jahrhunderten, nicht allein wegen ihrer besondern Wichtigkeit, sondern auch wegen der Dunkel- heit, in welche sie verhüllt sind, die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen; aber dennoch ist zu den Entdeckungen der ersten Untersucher dieser Materie sehr wenig hinzugesetzt worden. Alle Kräfte des Genies, wel- che man bisher zu Betreibung dieses Gegenstandes aufge- boten hat, sind nicht vermögend gewesen, eine Hypothese aufzubringen, welche alle die mannichfaltigen Eigenschaf- ten des Magnets auf eine leichte und genugthuende Art zu erklären im Stande wäre, oder die Glieder der Kette angäbe, durch welche diese merkwürdigen Erscheinungen mit den übrigen Phänomenen der Natur zusammenhängen.
Aus den Schriften des Plato und Aristoteles erhellet, daß schon die Alten die anziehenden und zurück- stoßenden Kräfte des Magnets gekannt haben: man fin- det aber nicht, daß ihnen die Richtung desselben nach dem Pole oder der Gebrauch des Compasses bekannt gewesen wäre. Da sie noch nicht mit der gehörigen Methode, die Natur zu untersuchen, bekannt waren, und sich bloß mit den in die Augen fallenden Beobachtungen befriedigten, so waren ihre Kenntnisse der Natur in sehr enge Grenzen eingeschlossen, und brachten der menschlichen Gesellschaft keine großen Vortheile. Die neuern Naturforscher hin- gegen, welche die Beobachtungen mit Versuchen ver- banden, erweiterten gar bald die Grenzen dieser Wissen- schaft, und entdeckten die Polarität des Magnets, eine Eigenschaft, auf welcher gewissermaßen die ganze Schiff- fahrt und die Seele der Handlung beruht.
Verſuch über den Magnetiſmus.
Die Erſcheinungen des Magnets haben zwar ſchon ſeit vielen Jahrhunderten, nicht allein wegen ihrer beſondern Wichtigkeit, ſondern auch wegen der Dunkel- heit, in welche ſie verhüllt ſind, die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher auf ſich gezogen; aber dennoch iſt zu den Entdeckungen der erſten Unterſucher dieſer Materie ſehr wenig hinzugeſetzt worden. Alle Kräfte des Genies, wel- che man bisher zu Betreibung dieſes Gegenſtandes aufge- boten hat, ſind nicht vermögend geweſen, eine Hypotheſe aufzubringen, welche alle die mannichfaltigen Eigenſchaf- ten des Magnets auf eine leichte und genugthuende Art zu erklären im Stande wäre, oder die Glieder der Kette angäbe, durch welche dieſe merkwürdigen Erſcheinungen mit den übrigen Phänomenen der Natur zuſammenhängen.
Aus den Schriften des Plato und Ariſtoteles erhellet, daß ſchon die Alten die anziehenden und zurück- ſtoßenden Kräfte des Magnets gekannt haben: man fin- det aber nicht, daß ihnen die Richtung deſſelben nach dem Pole oder der Gebrauch des Compaſſes bekannt geweſen wäre. Da ſie noch nicht mit der gehörigen Methode, die Natur zu unterſuchen, bekannt waren, und ſich bloß mit den in die Augen fallenden Beobachtungen befriedigten, ſo waren ihre Kenntniſſe der Natur in ſehr enge Grenzen eingeſchloſſen, und brachten der menſchlichen Geſellſchaft keine großen Vortheile. Die neuern Naturforſcher hin- gegen, welche die Beobachtungen mit Verſuchen ver- banden, erweiterten gar bald die Grenzen dieſer Wiſſen- ſchaft, und entdeckten die Polarität des Magnets, eine Eigenſchaft, auf welcher gewiſſermaßen die ganze Schiff- fahrt und die Seele der Handlung beruht.
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Verſuch
über den
Magnetiſmus.
Die Erſcheinungen des Magnets haben zwar ſchon
ſeit vielen Jahrhunderten, nicht allein wegen ihrer
beſondern Wichtigkeit, ſondern auch wegen der Dunkel-
heit, in welche ſie verhüllt ſind, die Aufmerkſamkeit der
Naturforſcher auf ſich gezogen; aber dennoch iſt zu den
Entdeckungen der erſten Unterſucher dieſer Materie ſehr
wenig hinzugeſetzt worden. Alle Kräfte des Genies, wel-
che man bisher zu Betreibung dieſes Gegenſtandes aufge-
boten hat, ſind nicht vermögend geweſen, eine Hypotheſe
aufzubringen, welche alle die mannichfaltigen Eigenſchaf-
ten des Magnets auf eine leichte und genugthuende Art
zu erklären im Stande wäre, oder die Glieder der Kette
angäbe, durch welche dieſe merkwürdigen Erſcheinungen mit
den übrigen Phänomenen der Natur zuſammenhängen.
Aus den Schriften des Plato und Ariſtoteles
erhellet, daß ſchon die Alten die anziehenden und zurück-
ſtoßenden Kräfte des Magnets gekannt haben: man fin-
det aber nicht, daß ihnen die Richtung deſſelben nach dem
Pole oder der Gebrauch des Compaſſes bekannt geweſen
wäre. Da ſie noch nicht mit der gehörigen Methode, die
Natur zu unterſuchen, bekannt waren, und ſich bloß mit
den in die Augen fallenden Beobachtungen befriedigten, ſo
waren ihre Kenntniſſe der Natur in ſehr enge Grenzen
eingeſchloſſen, und brachten der menſchlichen Geſellſchaft
keine großen Vortheile. Die neuern Naturforſcher hin-
gegen, welche die Beobachtungen mit Verſuchen ver-
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Eigenſchaft, auf welcher gewiſſermaßen die ganze Schiff-
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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/259>, abgerufen am 16.07.2024.
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