Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechszehntes Capitel.
für zu halten, daß sich die ganze vitriolsaure Luft in diese
schwarze Materie verwandeln lasse, und zwar nicht durch
eine Verbindung mit der elektrischen Materie, sondern
bloß durch die von der Explosion veranlassete Erschütte-
rung; und daß man, wenn es der Kalk des Metalls sey,
welches das Phlogiston hergegeben habe, nicht unterschei-
den könne, aus welchem Metalle, und überhaupt aus wel-
cher Substanz die Lust sey ausgezogen worden.

D. Priestley ließ 150 Explosionen aus einer ge-
meinen Flasche in ein Viertelunzenmaaß vitriolsaure Luft
aus Kupfer gehen, wodurch das Volumen derselben ohn-
gefähr um ein Drittel vermindert wurde, der Ueberrest
aber dem Anscheine nach nicht verändert war, indem er
ganz vom Wasser absorbiret wurde. Diese Luft ward fer-
ner sehr sorgfältig dreymal aus einem Gefäße in ein an-
deres gelassen; und das letzte Gefäß, in welchem die Er-
plosionen gemacht wurden, ward dadurch eben so schwarz,
als das erste, so daß es scheint, als ob sich diese Luft ganz
in diese schwarze Substanz verwandeln lasse.

Weil er vermuthete, es könne diese Verminderung
der vitriolsauren Luft davon herrühren, daß dieselbe von
dem Kütt, mit welchem die beym Versuche gebrauchten
Glasröhren verschlossen waren, absorbirt würde, so wie-
derholte er den Versuch mit Luft aus Quecksilber, die in
einer gläsernen gebognen Röhre mit Quecksilber eingeschlos-
sen war, fand aber eben dasselbe Resultat.

Daß diese Materie bloß aus der vitriolsauren Luft,
und nicht aus einer Verbindung der elektrischen Materie
mit derselben entstehe, wird aus folgendem Versuche er-
hellen.

D. Priestley zog aus einem Conductor von mässi-
g[e]r Größe fünf Minuten lang ununterbrochen den einfachen
elektrischen Funken in eine Quantität vitriolsaurer Luft,
ohne daß an der innern Seite des Glases die geringste
Veränderung erfolgte; wenn er aber gleich darauf nur zwo
Explosionen einer gemeinen Flasche durchgehen ließ, deren

Sechszehntes Capitel.
für zu halten, daß ſich die ganze vitriolſaure Luft in dieſe
ſchwarze Materie verwandeln laſſe, und zwar nicht durch
eine Verbindung mit der elektriſchen Materie, ſondern
bloß durch die von der Exploſion veranlaſſete Erſchütte-
rung; und daß man, wenn es der Kalk des Metalls ſey,
welches das Phlogiſton hergegeben habe, nicht unterſchei-
den könne, aus welchem Metalle, und überhaupt aus wel-
cher Subſtanz die Luſt ſey ausgezogen worden.

D. Prieſtley ließ 150 Exploſionen aus einer ge-
meinen Flaſche in ein Viertelunzenmaaß vitriolſaure Luft
aus Kupfer gehen, wodurch das Volumen derſelben ohn-
gefähr um ein Drittel vermindert wurde, der Ueberreſt
aber dem Anſcheine nach nicht verändert war, indem er
ganz vom Waſſer abſorbiret wurde. Dieſe Luft ward fer-
ner ſehr ſorgfältig dreymal aus einem Gefäße in ein an-
deres gelaſſen; und das letzte Gefäß, in welchem die Er-
ploſionen gemacht wurden, ward dadurch eben ſo ſchwarz,
als das erſte, ſo daß es ſcheint, als ob ſich dieſe Luft ganz
in dieſe ſchwarze Subſtanz verwandeln laſſe.

Weil er vermuthete, es könne dieſe Verminderung
der vitriolſauren Luft davon herrühren, daß dieſelbe von
dem Kütt, mit welchem die beym Verſuche gebrauchten
Glasröhren verſchloſſen waren, abſorbirt würde, ſo wie-
derholte er den Verſuch mit Luft aus Queckſilber, die in
einer gläſernen gebognen Röhre mit Queckſilber eingeſchloſ-
ſen war, fand aber eben daſſelbe Reſultat.

Daß dieſe Materie bloß aus der vitriolſauren Luft,
und nicht aus einer Verbindung der elektriſchen Materie
mit derſelben entſtehe, wird aus folgendem Verſuche er-
hellen.

D. Prieſtley zog aus einem Conductor von mäſſi-
g[e]r Größe fünf Minuten lang ununterbrochen den einfachen
elektriſchen Funken in eine Quantität vitriolſaurer Luft,
ohne daß an der innern Seite des Glaſes die geringſte
Veränderung erfolgte; wenn er aber gleich darauf nur zwo
Exploſionen einer gemeinen Flaſche durchgehen ließ, deren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0246" n="226"/><fw place="top" type="header">Sechszehntes Capitel.</fw> für zu halten, daß &#x017F;ich die ganze vitriol&#x017F;aure Luft in die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;chwarze Materie verwandeln la&#x017F;&#x017F;e, und zwar nicht durch<lb/>
eine Verbindung mit der elektri&#x017F;chen Materie, &#x017F;ondern<lb/>
bloß durch die von der Explo&#x017F;ion veranla&#x017F;&#x017F;ete Er&#x017F;chütte-<lb/>
rung; und daß man, wenn es der Kalk des Metalls &#x017F;ey,<lb/>
welches das Phlogi&#x017F;ton hergegeben habe, nicht unter&#x017F;chei-<lb/>
den könne, aus welchem Metalle, und überhaupt aus wel-<lb/>
cher Sub&#x017F;tanz die Lu&#x017F;t &#x017F;ey ausgezogen worden.</p>
              <p>D. Prie&#x017F;tley ließ 150 Explo&#x017F;ionen aus einer ge-<lb/>
meinen Fla&#x017F;che in ein Viertelunzenmaaß vitriol&#x017F;aure Luft<lb/>
aus Kupfer gehen, wodurch das Volumen der&#x017F;elben ohn-<lb/>
gefähr um ein Drittel vermindert wurde, der Ueberre&#x017F;t<lb/>
aber dem An&#x017F;cheine nach nicht verändert war, indem er<lb/>
ganz vom Wa&#x017F;&#x017F;er ab&#x017F;orbiret wurde. Die&#x017F;e Luft ward fer-<lb/>
ner &#x017F;ehr &#x017F;orgfältig dreymal aus einem Gefäße in ein an-<lb/>
deres gela&#x017F;&#x017F;en; und das letzte Gefäß, in welchem die Er-<lb/>
plo&#x017F;ionen gemacht wurden, ward dadurch eben &#x017F;o &#x017F;chwarz,<lb/>
als das er&#x017F;te, &#x017F;o daß es &#x017F;cheint, als ob &#x017F;ich die&#x017F;e Luft ganz<lb/>
in die&#x017F;e &#x017F;chwarze Sub&#x017F;tanz verwandeln la&#x017F;&#x017F;e.</p>
              <p>Weil er vermuthete, es könne die&#x017F;e Verminderung<lb/>
der vitriol&#x017F;auren Luft davon herrühren, daß die&#x017F;elbe von<lb/>
dem Kütt, mit welchem die beym Ver&#x017F;uche gebrauchten<lb/>
Glasröhren ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en waren, ab&#x017F;orbirt würde, &#x017F;o wie-<lb/>
derholte er den Ver&#x017F;uch mit Luft aus Queck&#x017F;ilber, die in<lb/>
einer glä&#x017F;ernen gebognen Röhre mit Queck&#x017F;ilber einge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en war, fand aber eben da&#x017F;&#x017F;elbe Re&#x017F;ultat.</p>
              <p>Daß die&#x017F;e Materie bloß aus der vitriol&#x017F;auren Luft,<lb/>
und nicht aus einer Verbindung der elektri&#x017F;chen Materie<lb/>
mit der&#x017F;elben ent&#x017F;tehe, wird aus folgendem Ver&#x017F;uche er-<lb/>
hellen.</p>
              <p>D. Prie&#x017F;tley zog aus einem Conductor von mä&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
g<supplied>e</supplied>r Größe fünf Minuten lang ununterbrochen den einfachen<lb/>
elektri&#x017F;chen Funken in eine Quantität vitriol&#x017F;aurer Luft,<lb/>
ohne daß an der innern Seite des Gla&#x017F;es die gering&#x017F;te<lb/>
Veränderung erfolgte; wenn er aber gleich darauf nur zwo<lb/>
Explo&#x017F;ionen einer gemeinen Fla&#x017F;che durchgehen ließ, deren
</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0246] Sechszehntes Capitel. für zu halten, daß ſich die ganze vitriolſaure Luft in dieſe ſchwarze Materie verwandeln laſſe, und zwar nicht durch eine Verbindung mit der elektriſchen Materie, ſondern bloß durch die von der Exploſion veranlaſſete Erſchütte- rung; und daß man, wenn es der Kalk des Metalls ſey, welches das Phlogiſton hergegeben habe, nicht unterſchei- den könne, aus welchem Metalle, und überhaupt aus wel- cher Subſtanz die Luſt ſey ausgezogen worden. D. Prieſtley ließ 150 Exploſionen aus einer ge- meinen Flaſche in ein Viertelunzenmaaß vitriolſaure Luft aus Kupfer gehen, wodurch das Volumen derſelben ohn- gefähr um ein Drittel vermindert wurde, der Ueberreſt aber dem Anſcheine nach nicht verändert war, indem er ganz vom Waſſer abſorbiret wurde. Dieſe Luft ward fer- ner ſehr ſorgfältig dreymal aus einem Gefäße in ein an- deres gelaſſen; und das letzte Gefäß, in welchem die Er- ploſionen gemacht wurden, ward dadurch eben ſo ſchwarz, als das erſte, ſo daß es ſcheint, als ob ſich dieſe Luft ganz in dieſe ſchwarze Subſtanz verwandeln laſſe. Weil er vermuthete, es könne dieſe Verminderung der vitriolſauren Luft davon herrühren, daß dieſelbe von dem Kütt, mit welchem die beym Verſuche gebrauchten Glasröhren verſchloſſen waren, abſorbirt würde, ſo wie- derholte er den Verſuch mit Luft aus Queckſilber, die in einer gläſernen gebognen Röhre mit Queckſilber eingeſchloſ- ſen war, fand aber eben daſſelbe Reſultat. Daß dieſe Materie bloß aus der vitriolſauren Luft, und nicht aus einer Verbindung der elektriſchen Materie mit derſelben entſtehe, wird aus folgendem Verſuche er- hellen. D. Prieſtley zog aus einem Conductor von mäſſi- ger Größe fünf Minuten lang ununterbrochen den einfachen elektriſchen Funken in eine Quantität vitriolſaurer Luft, ohne daß an der innern Seite des Glaſes die geringſte Veränderung erfolgte; wenn er aber gleich darauf nur zwo Exploſionen einer gemeinen Flaſche durchgehen ließ, deren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T11:17:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T11:17:52Z)
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T11:17:52Z)

Weitere Informationen:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet
  • Kustoden: nicht übernommen
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/246
Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/246>, abgerufen am 23.11.2024.