höher, je reiner das Vacuum gewesen ist. Nunmehe nehme man Röhre und Gefäß aus der Glocke heraus, und lasse aus dem ersten Leiter starke Funken in die messingene Kugel schlagen.
Wenn D. Priestley diesen Versuch anstellte, so fand er, daß ohngefehr eine Minute nach gezogenem Fun- ken zwischen dem Drathe b und dem Liquor bey a, der obere Theil des Liquors roth zu werden anfieng; in zwo Minuten ward er völlig roth, und der rothgefärbre Theil vermischte sich nicht leicht mit dem übrigen Liquor. Ward die Röhre beym Ausziehen des Funkens schief gestellt, so erstreckte sich die Röthe an der untern Seite doppelt so weit, als an der obern. Je röther der Liquor ward, desto näher kam er dem Drathe, daß also die Luft, durch wel- che der Funken gieng, vermindert ward; dies erstreckte sich etwa bis auf ein Fünftel des ganzen Raums, worauf ein fortgesetztes Elektrisiren weiter keine merkliche Wirkung mehr hervorbrachte.
Um nun zu bestimmen, ob die Ursache dieser Ver- änderung der Farbe in der Luft, oder in der elektrischen Materie liege, dehnte D. Priestley mit Hülfe der Luft- pumpe die Luft in der Röhre so lang aus, bis aller Liquor heraus war, und ließ frischen blauen Liquor anstatt des vorigen hinein, auf welchen aber die Elektricität keine merkliche Wirkung that. Man sahe also deutlich, daß die elektrische Materie die Luft decomponiret, und diese etwas Säure abgesetzt habe. Das Resultat war immer einerley, wenn er gleich Dräthe von verschiedenen Metal- len nahm. Es blieb auch noch immer eben dasselbe, wenn er in einer umgebognen Röhre den Funken von dem Li- quor des einen Schenkels in den Liquor des andern über- gehen ließ. Die auf diese Art verminderte Luft war im höchsten Grade schädlich.
Gieng der elektrische Funken durch verschiedne Luft- gattungen, so zeigte er verschiedne Farben. In fixer Luft war der Funken sehr weiß, in brennbarer und laugenarti-
Sechzehntes Capitel.
höher, je reiner das Vacuum geweſen iſt. Nunmehe nehme man Röhre und Gefäß aus der Glocke heraus, und laſſe aus dem erſten Leiter ſtarke Funken in die meſſingene Kugel ſchlagen.
Wenn D. Prieſtley dieſen Verſuch anſtellte, ſo fand er, daß ohngefehr eine Minute nach gezogenem Fun- ken zwiſchen dem Drathe b und dem Liquor bey a, der obere Theil des Liquors roth zu werden anfieng; in zwo Minuten ward er völlig roth, und der rothgefärbre Theil vermiſchte ſich nicht leicht mit dem übrigen Liquor. Ward die Röhre beym Ausziehen des Funkens ſchief geſtellt, ſo erſtreckte ſich die Röthe an der untern Seite doppelt ſo weit, als an der obern. Je röther der Liquor ward, deſto näher kam er dem Drathe, daß alſo die Luft, durch wel- che der Funken gieng, vermindert ward; dies erſtreckte ſich etwa bis auf ein Fünftel des ganzen Raums, worauf ein fortgeſetztes Elektriſiren weiter keine merkliche Wirkung mehr hervorbrachte.
Um nun zu beſtimmen, ob die Urſache dieſer Ver- änderung der Farbe in der Luft, oder in der elektriſchen Materie liege, dehnte D. Prieſtley mit Hülfe der Luft- pumpe die Luft in der Röhre ſo lang aus, bis aller Liquor heraus war, und ließ friſchen blauen Liquor anſtatt des vorigen hinein, auf welchen aber die Elektricität keine merkliche Wirkung that. Man ſahe alſo deutlich, daß die elektriſche Materie die Luft decomponiret, und dieſe etwas Säure abgeſetzt habe. Das Reſultat war immer einerley, wenn er gleich Dräthe von verſchiedenen Metal- len nahm. Es blieb auch noch immer eben daſſelbe, wenn er in einer umgebognen Röhre den Funken von dem Li- quor des einen Schenkels in den Liquor des andern über- gehen ließ. Die auf dieſe Art verminderte Luft war im höchſten Grade ſchädlich.
Gieng der elektriſche Funken durch verſchiedne Luft- gattungen, ſo zeigte er verſchiedne Farben. In fixer Luft war der Funken ſehr weiß, in brennbarer und laugenarti-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0244"n="224"/><fwplace="top"type="header">Sechzehntes Capitel.</fw> höher, je reiner das Vacuum geweſen iſt. Nunmehe<lb/>
nehme man Röhre und Gefäß aus der Glocke heraus, und<lb/>
laſſe aus dem erſten Leiter ſtarke Funken in die meſſingene<lb/>
Kugel ſchlagen.</p><p>Wenn D. Prieſtley dieſen Verſuch anſtellte, ſo<lb/>
fand er, daß ohngefehr eine Minute nach gezogenem Fun-<lb/>
ken zwiſchen dem Drathe b und dem Liquor bey a, der<lb/>
obere Theil des Liquors roth zu werden anfieng; in zwo<lb/>
Minuten ward er völlig roth, und der rothgefärbre Theil<lb/>
vermiſchte ſich nicht leicht mit dem übrigen Liquor. Ward<lb/>
die Röhre beym Ausziehen des Funkens ſchief geſtellt, ſo<lb/>
erſtreckte ſich die Röthe an der untern Seite doppelt ſo<lb/>
weit, als an der obern. Je röther der Liquor ward, deſto<lb/>
näher kam er dem Drathe, daß alſo die Luft, durch wel-<lb/>
che der Funken gieng, vermindert ward; dies erſtreckte<lb/>ſich etwa bis auf ein Fünftel des ganzen Raums, worauf<lb/>
ein fortgeſetztes Elektriſiren weiter keine merkliche Wirkung<lb/>
mehr hervorbrachte.</p><p>Um nun zu beſtimmen, ob die Urſache dieſer Ver-<lb/>
änderung der Farbe in der Luft, oder in der elektriſchen<lb/>
Materie liege, dehnte D. Prieſtley mit Hülfe der Luft-<lb/>
pumpe die Luft in der Röhre ſo lang aus, bis aller Liquor<lb/>
heraus war, und ließ friſchen blauen Liquor anſtatt des<lb/>
vorigen hinein, auf welchen aber die Elektricität keine<lb/>
merkliche Wirkung that. Man ſahe alſo deutlich, daß<lb/>
die elektriſche Materie die Luft decomponiret, und dieſe<lb/>
etwas Säure abgeſetzt habe. Das Reſultat war immer<lb/>
einerley, wenn er gleich Dräthe von verſchiedenen Metal-<lb/>
len nahm. Es blieb auch noch immer eben daſſelbe, wenn<lb/>
er in einer umgebognen Röhre den Funken von dem Li-<lb/>
quor des einen Schenkels in den Liquor des andern über-<lb/>
gehen ließ. Die auf dieſe Art verminderte Luft war im<lb/>
höchſten Grade ſchädlich.</p><p>Gieng der elektriſche Funken durch verſchiedne Luft-<lb/>
gattungen, ſo zeigte er verſchiedne Farben. In fixer Luft<lb/>
war der Funken ſehr weiß, in brennbarer und laugenarti-
</p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[224/0244]
Sechzehntes Capitel.
höher, je reiner das Vacuum geweſen iſt. Nunmehe
nehme man Röhre und Gefäß aus der Glocke heraus, und
laſſe aus dem erſten Leiter ſtarke Funken in die meſſingene
Kugel ſchlagen.
Wenn D. Prieſtley dieſen Verſuch anſtellte, ſo
fand er, daß ohngefehr eine Minute nach gezogenem Fun-
ken zwiſchen dem Drathe b und dem Liquor bey a, der
obere Theil des Liquors roth zu werden anfieng; in zwo
Minuten ward er völlig roth, und der rothgefärbre Theil
vermiſchte ſich nicht leicht mit dem übrigen Liquor. Ward
die Röhre beym Ausziehen des Funkens ſchief geſtellt, ſo
erſtreckte ſich die Röthe an der untern Seite doppelt ſo
weit, als an der obern. Je röther der Liquor ward, deſto
näher kam er dem Drathe, daß alſo die Luft, durch wel-
che der Funken gieng, vermindert ward; dies erſtreckte
ſich etwa bis auf ein Fünftel des ganzen Raums, worauf
ein fortgeſetztes Elektriſiren weiter keine merkliche Wirkung
mehr hervorbrachte.
Um nun zu beſtimmen, ob die Urſache dieſer Ver-
änderung der Farbe in der Luft, oder in der elektriſchen
Materie liege, dehnte D. Prieſtley mit Hülfe der Luft-
pumpe die Luft in der Röhre ſo lang aus, bis aller Liquor
heraus war, und ließ friſchen blauen Liquor anſtatt des
vorigen hinein, auf welchen aber die Elektricität keine
merkliche Wirkung that. Man ſahe alſo deutlich, daß
die elektriſche Materie die Luft decomponiret, und dieſe
etwas Säure abgeſetzt habe. Das Reſultat war immer
einerley, wenn er gleich Dräthe von verſchiedenen Metal-
len nahm. Es blieb auch noch immer eben daſſelbe, wenn
er in einer umgebognen Röhre den Funken von dem Li-
quor des einen Schenkels in den Liquor des andern über-
gehen ließ. Die auf dieſe Art verminderte Luft war im
höchſten Grade ſchädlich.
Gieng der elektriſche Funken durch verſchiedne Luft-
gattungen, ſo zeigte er verſchiedne Farben. In fixer Luft
war der Funken ſehr weiß, in brennbarer und laugenarti-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/244>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.