Die Flasche zerbrach allezeit bey der ersten Ladung, gemei- niglich noch ehe sie ihre halbe Ladung erhalten hatte. D. Priestley, welchem dieses Phänomen ausfiel, machte den Versuch mit einer Flasche, welche nicht zerbrochen war, und von deren Stärke er sich im voraus durch verschiedene Entladungen versichert hatte: er nahm etwas von ihrer äußern Belegung hinweg, legte einen Fleck Kütt, etwa von einem Zolle im Durchmesser, darauf, zog die Bele- gung wieder darüber, und lud die Flasche; aber, ehe sie noch ihre halbe Ladung erhalten hatte, zerbrach sie durch eine freywillige Entladung, zwat nicht am Ende, sondern in der Mitte des Küttflecks, wo das Glas am dünnsten war. Er bedeckte eine andere Flasche ganz mit Kütt, und diese zerbrach nahe am Boden, wo das Glas gemei- niglich am dicksten ist. Eine von innen und außen ganz mit Kütt überzogene und dann mit Stanniol belegte Fla- sche zerbrach bey dem ersten Versuche, sie zu laden.
218. Versuch.
Das Zaubergemälde (magische Gemälde) be- steht aus einer belegten Glastafel, dergleichen zu dem leid- ner Versuche gebraucht werden; über die Belegung der einen Seite wird ein Gemälde, und über die andere Seite ein weißes Papier geklebt, so daß es das ganze Glas be- deckt; dieses wird in einen Rahmen gefasset, mit aus. wärts gekehrtem Gemälde, und eine Verbindung zwischen dem Stanniol der hintern Seite und der untern Leiste des Rahmens gemacht, auch wird diese Leiste mit Stanniol überzogen.
Man lege dieses Gemälde mit aufwärts gekehrtem Bilde auf den Tifch, und ein Stück Geld darauf, lasse von dem Conductor einer Maschine eine Kette darauf her- abfallen, und drehe den Cylinder, so wird die Glasplatte bald geladen seyn. Nun hebe man das Gemälde bey der obern Leiste auf, und lasse eine andere Person die untere Leiste berühren, und zugleich versuchen, das Geldstück
Sechszehntes Capitel.
Die Flaſche zerbrach allezeit bey der erſten Ladung, gemei- niglich noch ehe ſie ihre halbe Ladung erhalten hatte. D. Prieſtley, welchem dieſes Phänomen auſfiel, machte den Verſuch mit einer Flaſche, welche nicht zerbrochen war, und von deren Stärke er ſich im voraus durch verſchiedene Entladungen verſichert hatte: er nahm etwas von ihrer äußern Belegung hinweg, legte einen Fleck Kütt, etwa von einem Zolle im Durchmeſſer, darauf, zog die Bele- gung wieder darüber, und lud die Flaſche; aber, ehe ſie noch ihre halbe Ladung erhalten hatte, zerbrach ſie durch eine freywillige Entladung, zwat nicht am Ende, ſondern in der Mitte des Küttflecks, wo das Glas am dünnſten war. Er bedeckte eine andere Flaſche ganz mit Kütt, und dieſe zerbrach nahe am Boden, wo das Glas gemei- niglich am dickſten iſt. Eine von innen und außen ganz mit Kütt überzogene und dann mit Stanniol belegte Fla- ſche zerbrach bey dem erſten Verſuche, ſie zu laden.
218. Verſuch.
Das Zaubergemälde (magiſche Gemälde) be- ſteht aus einer belegten Glastafel, dergleichen zu dem leid- ner Verſuche gebraucht werden; über die Belegung der einen Seite wird ein Gemälde, und über die andere Seite ein weißes Papier geklebt, ſo daß es das ganze Glas be- deckt; dieſes wird in einen Rahmen gefaſſet, mit aus. wärts gekehrtem Gemälde, und eine Verbindung zwiſchen dem Stanniol der hintern Seite und der untern Leiſte des Rahmens gemacht, auch wird dieſe Leiſte mit Stanniol überzogen.
Man lege dieſes Gemälde mit aufwärts gekehrtem Bilde auf den Tifch, und ein Stück Geld darauf, laſſe von dem Conductor einer Maſchine eine Kette darauf her- abfallen, und drehe den Cylinder, ſo wird die Glasplatte bald geladen ſeyn. Nun hebe man das Gemälde bey der obern Leiſte auf, und laſſe eine andere Perſon die untere Leiſte berühren, und zugleich verſuchen, das Geldſtück
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0238"n="218"/><fwplace="top"type="header">Sechszehntes Capitel.</fw> Die Flaſche zerbrach allezeit bey der erſten Ladung, gemei-<lb/>
niglich noch ehe ſie ihre halbe Ladung erhalten hatte. D.<lb/>
Prieſtley, welchem dieſes Phänomen auſfiel, machte den<lb/>
Verſuch mit einer Flaſche, welche nicht zerbrochen war,<lb/>
und von deren Stärke er ſich im voraus durch verſchiedene<lb/>
Entladungen verſichert hatte: er nahm etwas von ihrer<lb/>
äußern Belegung hinweg, legte einen Fleck Kütt, etwa<lb/>
von einem Zolle im Durchmeſſer, darauf, zog die Bele-<lb/>
gung wieder darüber, und lud die Flaſche; aber, ehe ſie<lb/>
noch ihre halbe Ladung erhalten hatte, zerbrach ſie durch<lb/>
eine freywillige Entladung, zwat nicht am Ende, ſondern<lb/>
in der Mitte des Küttflecks, wo das Glas am dünnſten<lb/>
war. Er bedeckte eine andere Flaſche ganz mit Kütt,<lb/>
und dieſe zerbrach nahe am Boden, wo das Glas gemei-<lb/>
niglich am dickſten iſt. Eine von innen und außen ganz<lb/>
mit Kütt überzogene und dann mit Stanniol belegte Fla-<lb/>ſche zerbrach bey dem erſten Verſuche, ſie zu laden.</p></div><divn="3"><head>218. Verſuch.</head><lb/><p>Das Zaubergemälde (magiſche Gemälde) be-<lb/>ſteht aus einer belegten Glastafel, dergleichen zu dem leid-<lb/>
ner Verſuche gebraucht werden; über die Belegung der<lb/>
einen Seite wird ein Gemälde, und über die andere Seite<lb/>
ein weißes Papier geklebt, ſo daß es das ganze Glas be-<lb/>
deckt; dieſes wird in einen Rahmen gefaſſet, mit aus.<lb/>
wärts gekehrtem Gemälde, und eine Verbindung zwiſchen<lb/>
dem Stanniol der hintern Seite und der untern Leiſte des<lb/>
Rahmens gemacht, auch wird dieſe Leiſte mit Stanniol<lb/>
überzogen.</p><p>Man lege dieſes Gemälde mit aufwärts gekehrtem<lb/>
Bilde auf den Tifch, und ein Stück Geld darauf, laſſe<lb/>
von dem Conductor einer Maſchine eine Kette darauf her-<lb/>
abfallen, und drehe den Cylinder, ſo wird die Glasplatte<lb/>
bald geladen ſeyn. Nun hebe man das Gemälde bey der<lb/>
obern Leiſte auf, und laſſe eine andere Perſon die untere<lb/>
Leiſte berühren, und zugleich verſuchen, das Geldſtück
</p></div></div></div></body></text></TEI>
[218/0238]
Sechszehntes Capitel.
Die Flaſche zerbrach allezeit bey der erſten Ladung, gemei-
niglich noch ehe ſie ihre halbe Ladung erhalten hatte. D.
Prieſtley, welchem dieſes Phänomen auſfiel, machte den
Verſuch mit einer Flaſche, welche nicht zerbrochen war,
und von deren Stärke er ſich im voraus durch verſchiedene
Entladungen verſichert hatte: er nahm etwas von ihrer
äußern Belegung hinweg, legte einen Fleck Kütt, etwa
von einem Zolle im Durchmeſſer, darauf, zog die Bele-
gung wieder darüber, und lud die Flaſche; aber, ehe ſie
noch ihre halbe Ladung erhalten hatte, zerbrach ſie durch
eine freywillige Entladung, zwat nicht am Ende, ſondern
in der Mitte des Küttflecks, wo das Glas am dünnſten
war. Er bedeckte eine andere Flaſche ganz mit Kütt,
und dieſe zerbrach nahe am Boden, wo das Glas gemei-
niglich am dickſten iſt. Eine von innen und außen ganz
mit Kütt überzogene und dann mit Stanniol belegte Fla-
ſche zerbrach bey dem erſten Verſuche, ſie zu laden.
218. Verſuch.
Das Zaubergemälde (magiſche Gemälde) be-
ſteht aus einer belegten Glastafel, dergleichen zu dem leid-
ner Verſuche gebraucht werden; über die Belegung der
einen Seite wird ein Gemälde, und über die andere Seite
ein weißes Papier geklebt, ſo daß es das ganze Glas be-
deckt; dieſes wird in einen Rahmen gefaſſet, mit aus.
wärts gekehrtem Gemälde, und eine Verbindung zwiſchen
dem Stanniol der hintern Seite und der untern Leiſte des
Rahmens gemacht, auch wird dieſe Leiſte mit Stanniol
überzogen.
Man lege dieſes Gemälde mit aufwärts gekehrtem
Bilde auf den Tifch, und ein Stück Geld darauf, laſſe
von dem Conductor einer Maſchine eine Kette darauf her-
abfallen, und drehe den Cylinder, ſo wird die Glasplatte
bald geladen ſeyn. Nun hebe man das Gemälde bey der
obern Leiſte auf, und laſſe eine andere Perſon die untere
Leiſte berühren, und zugleich verſuchen, das Geldſtück
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/238>, abgerufen am 25.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.