Er hatte in die weite Röhre seines Luftthermome- ters etwas gefärbtes Wasser gegossen, stellte die beyden in der Röhre befindlichen Dräthe mit einander in Berüh- rung und ließ eine starke elektrische Ladung von ohngefähr 30 Quadratfuß belegter Fläche hindurchgehen, welche aber keine Ausdehnung der Luft hervorbrachte, und also zeigte, daß die Dräthe bey dem Durchgange der elektri- schen Materie nicht erhitzt wurden. Standen aber die Dräthe etwa zween Zoll weit von einander, so ward die Luft durch die Entladung einer Drey-Pinten-Flasche merklich verdünnet und ausgedehnet. Der Schlag aus einer Flasche, welche ohngefähr 51/2 Gallons enthielt, ver- anlassete eine sehr beträchtliche Ausdehnung der Luft; und der aus einer Batterie von 30 Quadratschuh belegter Glasfläche würde das Wasser in der kleinen Röhre bis ganz an die Spitze hinauf treiben. Wenn die Luft sich nicht weiter ausdehnet, so bleibt die Wassersäule einen Augenblick stehen, bis sie mit der verdünnten Luft im Gleichgewicht ist; alsdann fällt sie wieder nach und nach bis an ihren vorigen Ort, indem sich die Luft abkühlet. Wenn man genau bemerkt, in welcher Höhe das Wasser zuerst stehen bleibt, so kann man den Grad der Verdün- nung leicht bestimmen.
211. Versuch.
Man nehme eine Glasröhre, etwa 4 Zoll lang und 1/4 Zoll im Durchmesser, welche an beyden Enden offen ist; befeuchte ihre innern Wände mit zerflossenem Weinsteinöl (Oleum Tartari per deliquium), stecke zwey Stücke Kork in die Enden der Röhre, und durch jedes einen Drath, so daß die Enden der Dräthe innerhalb der Röhre ohngefähr 3/4; Zoll aus einander kommen. Den einen Drath verbinde man mit der äußern Belegung einer gela- denen Flasche, und den andern mit dem Knopfe derselben, so daß die Entladung der Flasche durch die Röhre geht;
Vermiſchte Verſuche.
210. Verſuch.
Er hatte in die weite Röhre ſeines Luftthermome- ters etwas gefärbtes Waſſer gegoſſen, ſtellte die beyden in der Röhre befindlichen Dräthe mit einander in Berüh- rung und ließ eine ſtarke elektriſche Ladung von ohngefähr 30 Quadratfuß belegter Fläche hindurchgehen, welche aber keine Ausdehnung der Luft hervorbrachte, und alſo zeigte, daß die Dräthe bey dem Durchgange der elektri- ſchen Materie nicht erhitzt wurden. Standen aber die Dräthe etwa zween Zoll weit von einander, ſo ward die Luft durch die Entladung einer Drey-Pinten-Flaſche merklich verdünnet und ausgedehnet. Der Schlag aus einer Flaſche, welche ohngefähr 5½ Gallons enthielt, ver- anlaſſete eine ſehr beträchtliche Ausdehnung der Luft; und der aus einer Batterie von 30 Quadratſchuh belegter Glasfläche würde das Waſſer in der kleinen Röhre bis ganz an die Spitze hinauf treiben. Wenn die Luft ſich nicht weiter ausdehnet, ſo bleibt die Waſſerſäule einen Augenblick ſtehen, bis ſie mit der verdünnten Luft im Gleichgewicht iſt; alsdann fällt ſie wieder nach und nach bis an ihren vorigen Ort, indem ſich die Luft abkühlet. Wenn man genau bemerkt, in welcher Höhe das Waſſer zuerſt ſtehen bleibt, ſo kann man den Grad der Verdün- nung leicht beſtimmen.
211. Verſuch.
Man nehme eine Glasröhre, etwa 4 Zoll lang und ¼ Zoll im Durchmeſſer, welche an beyden Enden offen iſt; befeuchte ihre innern Wände mit zerfloſſenem Weinſteinöl (Oleum Tartari per deliquium), ſtecke zwey Stücke Kork in die Enden der Röhre, und durch jedes einen Drath, ſo daß die Enden der Dräthe innerhalb der Röhre ohngefähr ¾; Zoll aus einander kommen. Den einen Drath verbinde man mit der äußern Belegung einer gela- denen Flaſche, und den andern mit dem Knopfe derſelben, ſo daß die Entladung der Flaſche durch die Röhre geht;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0231"n="211"/><fwplace="top"type="header">Vermiſchte Verſuche.</fw></div><divn="3"><head>210. Verſuch.</head><lb/><p>Er hatte in die weite Röhre ſeines Luftthermome-<lb/>
ters etwas gefärbtes Waſſer gegoſſen, ſtellte die beyden in<lb/>
der Röhre befindlichen Dräthe mit einander in Berüh-<lb/>
rung und ließ eine ſtarke elektriſche Ladung von ohngefähr<lb/>
30 Quadratfuß belegter Fläche hindurchgehen, welche<lb/>
aber keine Ausdehnung der Luft hervorbrachte, und alſo<lb/>
zeigte, daß die Dräthe bey dem Durchgange der elektri-<lb/>ſchen Materie nicht erhitzt wurden. Standen aber die<lb/>
Dräthe etwa zween Zoll weit von einander, ſo ward die<lb/>
Luft durch die Entladung einer Drey-Pinten-Flaſche<lb/>
merklich verdünnet und ausgedehnet. Der Schlag aus<lb/>
einer Flaſche, welche ohngefähr 5½ Gallons enthielt, ver-<lb/>
anlaſſete eine ſehr beträchtliche Ausdehnung der Luft; und<lb/>
der aus einer Batterie von 30 Quadratſchuh belegter<lb/>
Glasfläche würde das Waſſer in der kleinen Röhre bis<lb/>
ganz an die Spitze hinauf treiben. Wenn die Luft ſich<lb/>
nicht weiter ausdehnet, ſo bleibt die Waſſerſäule einen<lb/>
Augenblick ſtehen, bis ſie mit der verdünnten Luft im<lb/>
Gleichgewicht iſt; alsdann fällt ſie wieder nach und nach<lb/>
bis an ihren vorigen Ort, indem ſich die Luft abkühlet.<lb/>
Wenn man genau bemerkt, in welcher Höhe das Waſſer<lb/>
zuerſt ſtehen bleibt, ſo kann man den Grad der Verdün-<lb/>
nung leicht beſtimmen.</p></div><divn="3"><head>211. Verſuch.</head><lb/><p>Man nehme eine Glasröhre, etwa 4 Zoll lang und<lb/>
¼ Zoll im Durchmeſſer, welche an beyden Enden offen iſt;<lb/>
befeuchte ihre innern Wände mit zerfloſſenem Weinſteinöl<lb/>
(Oleum Tartari per deliquium), ſtecke zwey Stücke<lb/>
Kork in die Enden der Röhre, und durch jedes einen<lb/>
Drath, ſo daß die Enden der Dräthe innerhalb der Röhre<lb/>
ohngefähr ¾; Zoll aus einander kommen. Den einen<lb/>
Drath verbinde man mit der äußern Belegung einer gela-<lb/>
denen Flaſche, und den andern mit dem Knopfe derſelben,<lb/>ſo daß die Entladung der Flaſche durch die Röhre geht;
</p></div></div></div></body></text></TEI>
[211/0231]
Vermiſchte Verſuche.
210. Verſuch.
Er hatte in die weite Röhre ſeines Luftthermome-
ters etwas gefärbtes Waſſer gegoſſen, ſtellte die beyden in
der Röhre befindlichen Dräthe mit einander in Berüh-
rung und ließ eine ſtarke elektriſche Ladung von ohngefähr
30 Quadratfuß belegter Fläche hindurchgehen, welche
aber keine Ausdehnung der Luft hervorbrachte, und alſo
zeigte, daß die Dräthe bey dem Durchgange der elektri-
ſchen Materie nicht erhitzt wurden. Standen aber die
Dräthe etwa zween Zoll weit von einander, ſo ward die
Luft durch die Entladung einer Drey-Pinten-Flaſche
merklich verdünnet und ausgedehnet. Der Schlag aus
einer Flaſche, welche ohngefähr 5½ Gallons enthielt, ver-
anlaſſete eine ſehr beträchtliche Ausdehnung der Luft; und
der aus einer Batterie von 30 Quadratſchuh belegter
Glasfläche würde das Waſſer in der kleinen Röhre bis
ganz an die Spitze hinauf treiben. Wenn die Luft ſich
nicht weiter ausdehnet, ſo bleibt die Waſſerſäule einen
Augenblick ſtehen, bis ſie mit der verdünnten Luft im
Gleichgewicht iſt; alsdann fällt ſie wieder nach und nach
bis an ihren vorigen Ort, indem ſich die Luft abkühlet.
Wenn man genau bemerkt, in welcher Höhe das Waſſer
zuerſt ſtehen bleibt, ſo kann man den Grad der Verdün-
nung leicht beſtimmen.
211. Verſuch.
Man nehme eine Glasröhre, etwa 4 Zoll lang und
¼ Zoll im Durchmeſſer, welche an beyden Enden offen iſt;
befeuchte ihre innern Wände mit zerfloſſenem Weinſteinöl
(Oleum Tartari per deliquium), ſtecke zwey Stücke
Kork in die Enden der Röhre, und durch jedes einen
Drath, ſo daß die Enden der Dräthe innerhalb der Röhre
ohngefähr ¾; Zoll aus einander kommen. Den einen
Drath verbinde man mit der äußern Belegung einer gela-
denen Flaſche, und den andern mit dem Knopfe derſelben,
ſo daß die Entladung der Flaſche durch die Röhre geht;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/231>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.