Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.Funfzehntes Capitel. deutlich erhellet. In der That, wenn wir bedenken, daß die elektrische Materie Muskeln in Bewegung gebracht, vom Schlage gelähmte Glieder gestärkt, ja sogar bey vie- len, deren Lähmungen nicht aus dem Rückenmark ent- sprangen, die Lebenskraft und Bewegung wiederhergestel- let hat, ist dies nicht ein überzeugender Beweiß, daß die Ursache, welche die Muskeln in Bewegung setzt, mit dem- jenigen Fluidum einerley sey, welches wir durch die Elek- trisirmaschine einsammlen? Da die Arzneykunde kein Universalmittel kennt, so 203. Versuch. Dieser Versuch zeigt, daß man die Elektricität durch Funfzehntes Capitel. deutlich erhellet. In der That, wenn wir bedenken, daß die elektriſche Materie Muſkeln in Bewegung gebracht, vom Schlage gelähmte Glieder geſtärkt, ja ſogar bey vie- len, deren Lähmungen nicht aus dem Rückenmark ent- ſprangen, die Lebenskraft und Bewegung wiederhergeſtel- let hat, iſt dies nicht ein überzeugender Beweiß, daß die Urſache, welche die Muſkeln in Bewegung ſetzt, mit dem- jenigen Fluidum einerley ſey, welches wir durch die Elek- triſirmaſchine einſammlen? Da die Arzneykunde kein Univerſalmittel kennt, ſo 203. Verſuch. Dieſer Verſuch zeigt, daß man die Elektricität durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0216" n="196"/><fw place="top" type="header">Funfzehntes Capitel.</fw> deutlich erhellet. In der That, wenn wir bedenken, daß<lb/> die elektriſche Materie Muſkeln in Bewegung gebracht,<lb/> vom Schlage gelähmte Glieder geſtärkt, ja ſogar bey vie-<lb/> len, deren Lähmungen nicht aus dem Rückenmark ent-<lb/> ſprangen, die Lebenskraft und Bewegung wiederhergeſtel-<lb/> let hat, iſt dies nicht ein überzeugender Beweiß, daß die<lb/> Urſache, welche die Muſkeln in Bewegung ſetzt, mit dem-<lb/> jenigen Fluidum einerley ſey, welches wir durch die Elek-<lb/> triſirmaſchine einſammlen?</p> <p>Da die Arzneykunde kein Univerſalmittel kennt, ſo<lb/> können wir auch nicht annehmen, daß die Elektricität alle<lb/> Krankheiten, gegen welche ſie gebraucht wird, hebe. Ihre<lb/> Wirkung wird immer im Verhältniß der Diſpoſition des<lb/> Kranken, und der Talente des Arztes ſtärker oder ſchwä-<lb/> cher ſeyn; daher man ſich auch gar nicht verwundern darf,<lb/> wenn viele Krankheiten ihr den hartnäckigſten Widerſtand<lb/> gethan haben, und andere nur in einigem Grade geſindert<lb/> worden ſind, oder wenn der Fortgang der Cur oft durch<lb/> Ungedult oder Vorurtheil des Kranken gehemmet worden<lb/> iſt. Man muß hierbey dennoch eingeſtehen, daß der Fort-<lb/> gang der mediciniſchen Elektricität, ſelbſt in ihrer Kind-<lb/> heit, und da ſie noch mit Furcht, Vorurtheil und Eigen-<lb/> nutz zu kämpfen hatte, in der That groß war, und daß<lb/> wir uns jetzt die größte Hoffnung einer beträchtlichen Er-<lb/> weiterung derſelben machen künnen, da ſie durch Aerzte<lb/> von den ausgezeichnetſten Verdienſten bearbeitet und be-<lb/> fördert wird.</p> </div> <div n="3"> <head>203. Verſuch.</head><lb/> <p>Dieſer Verſuch zeigt, daß man die Elektricität durch<lb/> Wärme und Kälte in Bewegung ſetzen könne. Er ſchreibt<lb/> ſich urſprünglich von Canton her. Dieſer nahm einige<lb/> dünne Glaskugeln von etwa 1½ Zoll Durchmeſſer, mit<lb/> 8 – 9 Zoll langen Stielen oder Röhren, elektriſirte ſie,<lb/> einige auf der innern Seite poſitiv, andere negativ, und<lb/> verſchloß ſie hermetriſch. Bald hierauf brachte er dieſe<lb/> Bälle gegen das Elektrometer, und konnte nicht das ge- </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0216]
Funfzehntes Capitel.
deutlich erhellet. In der That, wenn wir bedenken, daß
die elektriſche Materie Muſkeln in Bewegung gebracht,
vom Schlage gelähmte Glieder geſtärkt, ja ſogar bey vie-
len, deren Lähmungen nicht aus dem Rückenmark ent-
ſprangen, die Lebenskraft und Bewegung wiederhergeſtel-
let hat, iſt dies nicht ein überzeugender Beweiß, daß die
Urſache, welche die Muſkeln in Bewegung ſetzt, mit dem-
jenigen Fluidum einerley ſey, welches wir durch die Elek-
triſirmaſchine einſammlen?
Da die Arzneykunde kein Univerſalmittel kennt, ſo
können wir auch nicht annehmen, daß die Elektricität alle
Krankheiten, gegen welche ſie gebraucht wird, hebe. Ihre
Wirkung wird immer im Verhältniß der Diſpoſition des
Kranken, und der Talente des Arztes ſtärker oder ſchwä-
cher ſeyn; daher man ſich auch gar nicht verwundern darf,
wenn viele Krankheiten ihr den hartnäckigſten Widerſtand
gethan haben, und andere nur in einigem Grade geſindert
worden ſind, oder wenn der Fortgang der Cur oft durch
Ungedult oder Vorurtheil des Kranken gehemmet worden
iſt. Man muß hierbey dennoch eingeſtehen, daß der Fort-
gang der mediciniſchen Elektricität, ſelbſt in ihrer Kind-
heit, und da ſie noch mit Furcht, Vorurtheil und Eigen-
nutz zu kämpfen hatte, in der That groß war, und daß
wir uns jetzt die größte Hoffnung einer beträchtlichen Er-
weiterung derſelben machen künnen, da ſie durch Aerzte
von den ausgezeichnetſten Verdienſten bearbeitet und be-
fördert wird.
203. Verſuch.
Dieſer Verſuch zeigt, daß man die Elektricität durch
Wärme und Kälte in Bewegung ſetzen könne. Er ſchreibt
ſich urſprünglich von Canton her. Dieſer nahm einige
dünne Glaskugeln von etwa 1½ Zoll Durchmeſſer, mit
8 – 9 Zoll langen Stielen oder Röhren, elektriſirte ſie,
einige auf der innern Seite poſitiv, andere negativ, und
verſchloß ſie hermetriſch. Bald hierauf brachte er dieſe
Bälle gegen das Elektrometer, und konnte nicht das ge-
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(2013-06-18T11:17:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
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