unsern Versuchen gesammlete elekteische Fluidum bestehe bloß aus den Sonnenstralen, welche von der Erde aufge- fangen und zurückbehalten worden wären; welcher Ge- danke auch durch die Beobachtungen über die atmosphäri- sche Elektricität, und durch verschiedene aus der Verwand- schaft zwischen Feuer, Licht und Wärme gezogne Schlüsse bestätiget wird.
Das Daseyn und die Wirksamkeit dieser Materie in den thierischen Körpern ist durch die Versuche über den Zitteraal und Zitterfisch vollkommen erwiesen worden; denn die Aehnlichkeit zwischen der Elektricität des Zitter- fisches und derjenigen, die man in der Natur im Großen antrift, ist so groß, daß man in physikalischem Sinne beyde für einerley halten kann. Herr Hunter hat sehr richtig bemerkt*), daß die Größe und Menge der Ner- ven, welche sich in den elektrischen Organen des Zitterfi- sches befinden, im Vergleich mit der Größe dieser Organe selbst, eben so außerordentlich scheinen muß, als ihre Wirkungen, und daß es, wenn wir die sinnlichen Organe des menschlichen Körpers ausnehmen, in keinem Thiere, selbst in den vollkommensten, irgend einen Theil gebe, der so häufig mit Nerven versehen sey, als der Zitterfisch. Dennoch scheinen diese Nerven seiner elektrischen Organe zu keiner Empfindung, welche in dieselben eindringen könnte, nothwendig zu seyn; und was die Kraft betrift, so bemerkt Herr Hunter ebenfalls, daß es keinen Theil in irgend einem Thiere gebe, so stark und anhaltend auch die Kraft desselben seyn möge, der eine so große Menge Nerven enthalte. Da es also wahrscheinlich ist, daß diese Nerven weder zur Empsindung noch zur Bewegung die- nen, müssen wir nicht vermuthen, daß sie die Hervor- bringung, Aufsammlung und Behandlung der elektrischen Materie zur Absicht haben, besonders, da nach den Ver- suchen des Hn. Walsh die elektrischen Wirkungen dieser
*) Philos. Transact. Vol. LXIII. no. 40.
Mediciniſche Elektricität.
unſern Verſuchen geſammlete elekteiſche Fluidum beſtehe bloß aus den Sonnenſtralen, welche von der Erde aufge- fangen und zurückbehalten worden wären; welcher Ge- danke auch durch die Beobachtungen über die atmoſphäri- ſche Elektricität, und durch verſchiedene aus der Verwand- ſchaft zwiſchen Feuer, Licht und Wärme gezogne Schlüſſe beſtätiget wird.
Das Daſeyn und die Wirkſamkeit dieſer Materie in den thieriſchen Körpern iſt durch die Verſuche über den Zitteraal und Zitterfiſch vollkommen erwieſen worden; denn die Aehnlichkeit zwiſchen der Elektricität des Zitter- fiſches und derjenigen, die man in der Natur im Großen antrift, iſt ſo groß, daß man in phyſikaliſchem Sinne beyde für einerley halten kann. Herr Hunter hat ſehr richtig bemerkt*), daß die Größe und Menge der Ner- ven, welche ſich in den elektriſchen Organen des Zitterfi- ſches befinden, im Vergleich mit der Größe dieſer Organe ſelbſt, eben ſo außerordentlich ſcheinen muß, als ihre Wirkungen, und daß es, wenn wir die ſinnlichen Organe des menſchlichen Körpers ausnehmen, in keinem Thiere, ſelbſt in den vollkommenſten, irgend einen Theil gebe, der ſo häufig mit Nerven verſehen ſey, als der Zitterfiſch. Dennoch ſcheinen dieſe Nerven ſeiner elektriſchen Organe zu keiner Empfindung, welche in dieſelben eindringen könnte, nothwendig zu ſeyn; und was die Kraft betrift, ſo bemerkt Herr Hunter ebenfalls, daß es keinen Theil in irgend einem Thiere gebe, ſo ſtark und anhaltend auch die Kraft deſſelben ſeyn möge, der eine ſo große Menge Nerven enthalte. Da es alſo wahrſcheinlich iſt, daß dieſe Nerven weder zur Empſindung noch zur Bewegung die- nen, müſſen wir nicht vermuthen, daß ſie die Hervor- bringung, Aufſammlung und Behandlung der elektriſchen Materie zur Abſicht haben, beſonders, da nach den Ver- ſuchen des Hn. Walſh die elektriſchen Wirkungen dieſer
*) Philoſ. Transact. Vol. LXIII. no. 40.
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Mediciniſche Elektricität.
unſern Verſuchen geſammlete elekteiſche Fluidum beſtehe
bloß aus den Sonnenſtralen, welche von der Erde aufge-
fangen und zurückbehalten worden wären; welcher Ge-
danke auch durch die Beobachtungen über die atmoſphäri-
ſche Elektricität, und durch verſchiedene aus der Verwand-
ſchaft zwiſchen Feuer, Licht und Wärme gezogne Schlüſſe
beſtätiget wird.
Das Daſeyn und die Wirkſamkeit dieſer Materie in
den thieriſchen Körpern iſt durch die Verſuche über den
Zitteraal und Zitterfiſch vollkommen erwieſen worden;
denn die Aehnlichkeit zwiſchen der Elektricität des Zitter-
fiſches und derjenigen, die man in der Natur im Großen
antrift, iſt ſo groß, daß man in phyſikaliſchem Sinne
beyde für einerley halten kann. Herr Hunter hat ſehr
richtig bemerkt *), daß die Größe und Menge der Ner-
ven, welche ſich in den elektriſchen Organen des Zitterfi-
ſches befinden, im Vergleich mit der Größe dieſer Organe
ſelbſt, eben ſo außerordentlich ſcheinen muß, als ihre
Wirkungen, und daß es, wenn wir die ſinnlichen Organe
des menſchlichen Körpers ausnehmen, in keinem Thiere,
ſelbſt in den vollkommenſten, irgend einen Theil gebe, der
ſo häufig mit Nerven verſehen ſey, als der Zitterfiſch.
Dennoch ſcheinen dieſe Nerven ſeiner elektriſchen Organe
zu keiner Empfindung, welche in dieſelben eindringen
könnte, nothwendig zu ſeyn; und was die Kraft betrift,
ſo bemerkt Herr Hunter ebenfalls, daß es keinen Theil
in irgend einem Thiere gebe, ſo ſtark und anhaltend auch
die Kraft deſſelben ſeyn möge, der eine ſo große Menge
Nerven enthalte. Da es alſo wahrſcheinlich iſt, daß dieſe
Nerven weder zur Empſindung noch zur Bewegung die-
nen, müſſen wir nicht vermuthen, daß ſie die Hervor-
bringung, Aufſammlung und Behandlung der elektriſchen
Materie zur Abſicht haben, beſonders, da nach den Ver-
ſuchen des Hn. Walſh die elektriſchen Wirkungen dieſer
*) Philoſ. Transact. Vol. LXIII. no. 40.
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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/211>, abgerufen am 16.02.2025.
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